Lobenswert: Der dritte Kroatien-Krimi zieht sein Lokalkolorit wieder aus der örtlichen Historie. Die Umsetzung lässt leider trotzdem zu wünschen übrig.
Cast und Crew
- Regie: Michael Kreindl
- Drehbuch: Christoph Darnstädt
- Darsteller: Neda Rahmanian, Benjamin Sadler, Lenn Kudrjawizki, Michael Rotschopf, Laura Berlin, Albert Kitzl, Kasem Hoxha, Max Herbrechter, Adriana Altaras, Aleksandar Jovanovic, Sarah Bauerett, Andreas Guenther
- Kamera: Stefan Spreer
- Schnitt: Achim Seidel
- Musik: Titus Vollmer
- Produktionsfirma: Constantin Television GmbH
Doppelmord auf der der Ferieninsel Vis: Ein Antiquitätenhändler und ein Sammler wurden auf die Insel gelockt, um verschollene Sondermünzen aus der Zeit des Ustascha-Regimes zu kaufen, ehe sie der Täter erschossen hat. Zeugenaussagen und die Ermittlungen des örtlichen Polizeichefs Jure Pokovic deuten darauf hin, dass der bekennende Nationalist Zoran Horvath der Schuldige sein könnte. Branka Marić hat jedoch eine Theorie: In ihren Augen legt jemand bewusst falsche Fährten, auf die Jure Pokovic reingefallen ist.
Die Kommissarin bringt ans Licht, dass sich die beiden Toten und der Tatverdächtige vor 20 Jahren schon einmal auf Vis befanden: Sie waren damals in den Bürgerkrieg involviert. Als Branka das dahinter steckende, grauenvolle Geheimnis lüftet, muss sie eine problematische Entscheidung fällen …
Drehbuchautor Christoph Darnstädt nimmt sich im dritten «Kroatien-Krimi» einem Stoff an, den er nicht genau so in einem Krimi mit deutschem Setting erzählen könnte. Das ist eine lobenswerte Abwechslung von dem, was viele der Donnerstagskrimis im Ersten betreiben, die trotz ausländischem Setting eben doch noch denselben Krimiallerlei abspulen, den es schon so oft zu sehen gibt. Regisseur Michael Kreindl und Kameramann Stefan Spreer bemühen sich ebenfalls, einen Neunzigminüter abzuliefern, der seinem Setting gerecht wird:
Sorgsam inszenieren sie ein sonniges, relativ unverbrauchtes Urlaubsparadies, das seinen ganz eigenen Charme hat und dennoch mühelos als Kulisse einer finsteren Story voller Dilemmata taugt. Vor allem die Szenen, die durch die verwinkelten Straßen von Vis führen, haben einen nennenswerten Flair. Die eine schroffe Ästhetik aufweisenden Rückblenden sind indes in ihrer Umsetzung sehr behelfsmäßig mit simplen Farbfiltern zusammengeschustert und reißen daher nicht auf der wohl intendierten Art und Weise aus dem Erzählfluss heraus.
Ebenso tritt dieser «Kroatien-Krimi», wie einige der Donnerstagskrimis im Ersten vor ihm, in die Stolperfalle, kleinere Nebenrollen nachzusynchronisieren. Dadurch, dass diese Bearbeitung nicht so lippensynchron ausfällt wie bei 1A-Kinosynchros, und die synchronisierten Rollen obendrein satter abgemischt sind als die sonstigen, lenkt dies über Gebühr Aufmerksamkeit auf die nachvertonten Figuren.
Während Neda Rahmanian nicht einfach nur gewohnt souverän auftritt, sondern ihrer Rolle der taffen Branka auch leisere, zweifelndere Seiten abringen darf, heben Benjamin Sadler und Michael Rotschopf in ihren ambivalenten Rollen das Niveau dieses dahinplätschernd erzählten Krimis, bei dem vor allem die längeren Ruhemomente zwischen Branka und ihrer Mutter (Adriana Altaras) nicht die dramatische Wirkung entfalten, die wohl mit ihnen erzielt werden sollte – sie werden schlicht zu mühselig dem eigentlichen Erzählfluss aufgesetzt.
Dies ist nahezu symptomatisch für diesen Neunzigminüter: Während die Charakterzeichnung der Figuren ausgereift ist, da Darnstädt in Grauschattierungen arbeitet, sind die Dialoge oftmals frei von Subtext und unglaubwürdig geradeheraus. Reihenfans werden nicht enttäuscht aufstöhnen, um Zweifler zu überzeugen reicht es aller erzählerischen Ambition aufgrund der vielen Nicht-mehr-so-ganz-Schönheitsfehler allerdings eher nicht.
«Der Kroatien-Krimi – Mord auf Vis» ist am 25. Januar 2018 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.