Keinen müden Cent wert? Sat.1-Tests am Nachmittag floppen böse

Mit «Der schnelle Euro» und «Zimmerhelden» rückt der Privatsender in diesen Tagen ab von seinem reinen Blaulicht-Nachmittag. Das Publikum aber schaut nicht zu und stellt Sat.1 vor ein echtes Dilemma.

Man muss nicht groß um den heißen Brei herumreden: Das, was Sat.1 - und auch noch einige andere große Privatsender - seinem Publikum am Nachmittag serviert hat, war in den vergangenen Jahren beinahe ausschließlich Programm zum Abgewöhnen. Und das gar nicht mal nur aufgrund der oft hanebüchenen Storys, die von sehr individuell performenden Laiendarstellern hölzern dargeboten wurden, sondern vor allem wegen der schieren Masse, mit dem der Bällchensender zuletzt insbesondere «Auf Streife» versendet hatte. Doch nachdem die Zuschauer in den vergangenen Monaten zunehmend die Lust daran verloren, derartige Geschichten in Dauerrotation anzuschauen, versuchen sich die Programmverantwortlichen nun an der Etablierung neuer Programmfarben am Nachmittag. Mit «Der schnelle Euro» und «Zimmerhelden - Gewinner in vier Wänden» drohen nun allerdings beide frischen Testläufe komplett unterzugehen.

Wie schwer der zunächst auf zwei Wochen angesetzte Testlauf werden würde, deutete sich bereits am Montag an: Nur 0,64 Millionen wollten sich um 14 Uhr das große televisionäre Schaulaufen der mehr oder minder nützlichen Alltagstipps anschauen, was noch einigermaßen akzeptablen 5,6 Prozent des Gesamtpublikums entsprach - in der werberelevanten Zielgruppe allerdings wurden nur mickrige 5,1 Prozent bei 0,17 Millionen erzielt. Hier performte die anschließende Heimwerker-Sendung mit 5,2 Prozent bei 0,19 Millionen ebenso mies, versagte darüber hinaus aber auch beim Gesamtpublikum komplett: Die Reichweite stürzte trotz der prinzipiell sogar etwas attraktiveren Sendezeit auf 0,45 Millionen ab, der damit verbundene Marktanteil betrug erschreckende 3,4 Prozent.

Am Dienstag ging es dann sogar für beide Formate noch ein Stück bergab: «Der schnelle Euro» startete mit 0,40 Millionen Zuschauern und 4,0 Prozent in die Nachmittagsschiene, die «Zimmerhelden» verschlechterten sich danach sogar noch auf 0,31 Millionen und gerade einmal 2,5 Prozent - einen Marktanteil also, mit dem nicht einmal RTL II oder ZDFneo wirklich zufrieden gewesen wäre, für Sat.1 aber schlichtweg ein völliges Desaster ist. In der Zielgruppe rutschten beide Formate unter die Fünf-Prozentmarke, genauer gesagt wurden 4,9 und 4,5 Prozent verbucht. Übrigens: Die «Klinik am Südring» steigerte sich im direkten Anschluss auf solide 8,7 Prozent, ab 17 Uhr ging dann allerdings das Quoten-Elend bis zur Primetime mit erschreckenden 3,2 bis 5,9 Prozent weiter.

Erst am Mittwoch gab es dann einen ersten zumindest kleinen Hoffnungsschimmer, als die 14-Uhr-Sendung mit 7,2 Prozent der Sendernorm bei den 14- bis 49-Jährigen zumindest einigermaßen nahe kam. «Zimmerhelden» rutsche im Anschluss allerdings schon wieder erheblich ab auf 6,0 Prozent, beim Gesamtpublikum machten beide Formate mit zunächst 4,5 Prozent bei 0,49 Millionen und anschließend sogar wieder desaströse 2,9 Prozent bei 0,37 Millionen erhebliche Probleme. Das zarte Pflänzchen der Hoffnung wurde an Tag vier mit 4,6 Prozent für beide Neustarts allerdings sehr rasch wieder zerstört, beim Gesamtpublikum lief es wie in den vergangenen Tagen auch schon: Mit 4,1 Prozent bei 0,44 Millionen für «Der schnelle Euro» ziemlich schlecht, mit 2,7 Prozent bei 0,33 Millionen für die «Gewinner in vier Wänden» danach sogar desolat. Der Freitag brachte dann zwar für die frühere Ausstrahlung ein Plus auf 7,1 Prozent mit sich, um 15 Uhr lief es dann mit nur 4,8 Prozent aber wieder so richtig furchtbar - und beim Gesamtpublikum in beiden Fällen.

Sat.1-Quoten um 14 Uhr zuletzt

  • «Auf Streife»: 9,1%
  • «Jetzt helfen...»: 6,5%
  • «Schnelle Euro»: 5,5%
Durchschnittliche Marktanteile (14-49 Jahre) zwischen Montag und Freitag.
Und so gibt es nach der ersten von zwei Testwochen kaum einen Anhaltspunkt für die Programmverantwortlichen von Sat.1, der frohen Mutes in die Zukunft blicken lässt: Einerseits hat sich «Auf Streife» durch die permanente Dauerbeschallung sichtlich verbraucht, andererseits kündigen sich nach der Enttäuschung mit «Jetzt helfen wir Ihnen!» nun sogar zwei handfeste Flops an, die so weit unterhalb der Erwartungen des Bällchensenders liegen, dass sie mittelfristig kaum zu halten sind - und die Revitalisierung der gescripteten Polizei-Geschichten auf einmal doch wieder als gar nicht mal so unattraktiver Weg zur Schadensbegrenzung erscheinen. RTL jedenfalls konnte mit seinem wieder um 14 Uhr ins Programm genommenen «Blaulicht Report» in dieser Woche fast durchweg ordentliche bis starke Werte erzielen und kann in diesen Tagen ein hämisches "Danke!" gen Sat.1 dafür richten, den Weg zu einem temporären Blaulicht-Monopol der Kölner auf diesem Slot freigemacht zu haben. Ist zwar aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zukunftsträchtig, aber das Momentum zumindest ist auf Seiten RTLs.
03.02.2018 15:00 Uhr  •  Manuel Nunez Sanchez Kurz-URL: qmde.de/98820