Der Autor geht von Fox zu Netflix und soll das Erbe von «House of Cards» antreten.
Mitte Februar 2018 unterschrieb der Autor und Produzent einen neuen Vertrag, allerdings nicht mehr mit seinem bisherigen Partner 20th Century Fox. Das amerikanische Streaming-Unternehmen Netflix hat das Studio ausgestochen, das erst kürzlich von Disney – unter Vorbehalt – gekauft wurde. Böse Zungen behaupten, dass Murphy nicht für Disney arbeiten möchte – doch ernste Quellen gibt es nicht. Der Deal für den Erfolgsautor ist klasse, denn es sollen zwischen 250 und 300 Millionen US-Dollar in den nächsten fünf Jahren fließen.
Murphys Karriere begann mit der Teenager-Serie «Popular», die zwei Staffeln lang bei The CW lief. Kurz darauf folgte «Nip/Tuck», das sieben Jahre beim Kabelsender FX ausgestrahlt wurde. Schließlich folgte «Glee» bei FOX, das in den ersten Jahren ein großer Hit war. Die letzten Episoden liefen allerdings fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Außerdem haben sich die Verantwortlichen den strengen Jugendschutzgesetzen beugen müssen. Nackte Haut ist ebenso tabu wie ein Schimpfwort.
Mit «American Horror Story» brachte Ryan Murphy die Anthologie-Serien ins Rollen. Jede Staffel erzählt eine andere Geschichte, zeitweise bleiben nur die Darsteller erhalten. Das war im Jahr 2011 völlig neu und rüttelte den Fernsehmarkt auf. Das führte unter anderem auch dazu, dass Emmy-Juroren die Regularien änderten. Seither treten solche Formate nicht mehr mit den klassischen Dramen in der „besten Serie“ gegeneinander an, sondern duellieren sich mit den Filmen. Ist Murphy also ein Heilsbringer für alle Sender?
Die NBC-Serie «The New Normal» profitierte vom Murphy-Bonus nicht und war bereits nach einer Staffel wieder Geschichte. Auch die FOX-Serie «Scream Queens», die er mit seinen Kollegen Brad Falchuk und Ian Brennan produzierte, hielt nur zwei Staffeln lang durch. «American Horror Story» ist nachwievor ein Erfolg, allerdings kommt nicht jede Staffel auf sensationelle Reichweiten. Mit «American Crime Story» hat der Autor und Produzent einen kalkulierten Hit erschaffen. Natürlich sind auch die Schauspieler und die Geschichten wichtig, allerdings ist das Thema „O.J. Simpson“ in den Vereinigten Staaten von Amerika ein Selbstläufer. Der ehemalige Footballstar spaltet die Gesellschaft: Trotz DNS-Spuren wurde er an dem Mord seiner Ex-Frau Frau Nicole Brown Simpson freigesprochen.
Die neuen Staffeln von «American Crime Story» kommen ebenfalls nicht voran. Die zweite Season, die sich um Hurrikan Katrina drehen sollte, wurde auf 2019 verschoben. Die aktuelle Staffel, die sich mit dem Mord an Gianni Versace beschäftigt, läuft vergleichsweise schlecht. Der Simpson-Mord kam im Schnitt auf drei Millionen FX-Zuschauer, Versace liegt mit der vierten Folge nur noch bei 0,98 Millionen Zusehern. Ein anderes Werk Murphys schlägt derweil große Wellen: «9-1-1», das jüngste Murphy-Format, ist hingegen ein Erfolg für den Broadcaster FOX. Während sich die Kritiken zum Start eher zurückhielten, signalisierte das Publikum in Übersee großen Gefallen: Woche für Woche schalten über sechs Millionen Menschen ein. FOX hat prompt reagiert und eine zweite Staffel in Windeseile geordert.
Murphy kann bei Netflix aus dem Vollen schöpfen: Er erreicht mit seinen Stoffen ein riesiges Publikum. Auch die Zugangswege zu seinen Serien werden einfacher: Netflix kostet in den Vereinigten Staaten vergleichsweise wenig im Gegensatz zu den Kabelsendern. Auch quotentechnisch dürfte es für ihn und seine Kollegen angenehmer werden, denn die Konsumenten können ihre Inhalte anschauen, wann sie wollen. Bei der Quotenmessung fallen beispielsweise Menschen heraus, die nach sieben Tagen die Episoden verfolgen.
Schon vor dem Netflix-Deal orderte der Streaming-Dienst eine neue Serie von Ryan Murphy, die den Namen «The Politician» trägt. Das Unternehmen möchte auch in Zukunft politische Stoffe anbieten, denn immerhin beendet man nach dem Kevin-Spacey-Skandal die erfolgreiche Serie «House of Cards». Eine finale Staffel soll es im Laufe des Jahres 2018 noch geben, allerdings ist danach Schluss.