ARD-Fernsehteam in Kairo festgenommen

Ein fünfköpfiges Fernsehteam der ARD ist in Kairo (Ägypten) von der Polizei auf der Straße festgenommen und für dreieinhalb Stunden festgehalten worden. Ihnen wurde nach Angaben der Netzeitung Propaganda für die Opposition vorgeworfen.

Wie ARD-Korrespondenten Alexander Stenzel gegenüber tagesschau.de schilderte, hatte das Team "gerade eine Demonstration der Kifaja-Bewegung in einem relativ armen Viertel von Kairo gefilmt" und war "auf dem Weg zurück ins Studio." Plötzlich sei ein Polizist mit Kalaschnikow im Anschlag auf die Straße gesprungen, der das zum Abstellen ihres Autos aufforderte.

Auf der Polizeiwache wurde dem Fernsehteam nach Angaben Stenzels die Verteilung illegaler Flugblätter vorgeworfen. Stenzel weiter: "Nach einer Weile führten die Polizisten unseren Fahrer Said in einen anderen Raum und verhörten ihn. Dabei wurde auch leichte körperliche Gewalt angewandt. Said wiederholte in dem Verhör, dass wir in dem Viertel gedreht und dass wir keine Flugblätter verteilt hatten." Nach etwa dreieinhalb Stunden sei das Team wieder auf freien Fuß gesetzt worden.


In Ägypten herrscht vor einem für Mittwoch anberaumten umstrittenen Verfassungsreferendum seit Tagen eine äußerst gespannte Atmosphäre. Am Samstag hatte Oppositionsführer Aiman Nur nach Angaben der Netzeitung die Bevölkerung zu einem Boykott der Abstimmung aufgerufen. Am Sonntag nahm die Polizei demnach den Generalsekretär der Muslimischen Bruderschaft fest, einer der einflussreichsten oppositionellen Gruppierungen im Lande.

ARD-Korrenspondent Stenzel glaubt nach der mehrstündigen Festnahme laut tagesschau.de nicht an einen Zufall: "Ich denke, dass uns die Behörden einschüchtern wollten." Inzwischen soll sich das ägyptische Informationsministerium bei dem Team entschuldigt haben.
24.05.2005 16:57 Uhr  •  Alexander Krei  •  Quelle: Netzeitung / tagesschau.de Kurz-URL: qmde.de/9956