Die Krimireihe «Helen Dorn» macht ein stetes Auf und Ab in Sachen Qualität durch. Wo landet die ZDF-Reihe dieses Mal?
Cast und Crew
- Regie: Alexander Dierbach
- Darsteller: Anna Loos, Ernst Stötzner, Daniel Friedrich, Tristan Seith, Ina Weisse, Barbara Prakopenka, Harald Schrott, Nikolai Kinski, Angela Winkler
- Drehbuch: Clemens Murath
- Kamera: Ian Blumers
- Schnitt: Simon Blasi
- Musik: Wolfram de Marco
- Produktionsfirma: Network Movie Köln
Als der Anwalt Johannes Trautwein spurlos verschwindet, dauert es nicht lange, bis der Verdacht im Raum steht, dass er ermordet wurde. Denn Trautwein hatte angeblich Beweise, die seinen Mandanten Robert Lorenz entlasten könnten. Diesem wurde vorgeworfen, sein Kindermädchen brutal vergewaltigt zu haben. Als Helen Dorn den Fall des verschollenen Anwalts annimmt, erlebt sie eine stattliche Überraschung:
Lorenz' Frau Britta ist eine ehemalige Klassenkameradin, die nur wenige Minuten mit der Einzelgängerin braucht, um ihre Laune durcheinanderzuwirbeln. Ob sie Kinder hätte, fragt sie – und stellt kurz darauf fest, dass es doch schon immer klar war, dass Helen keine haben wird.
Außerdem erzählt Britta Lorenz, dass ihr Mann ihr gegenüber regelmäßig gewalttätig geworden sei. Der Fall verkompliziert sich, als sich ein Callgirl zu Wort meldet, dass Trautwein wenige Stunden vor seinem Verschwinden getroffen haben soll. Dieses Callgirl ist zugleich das Kindermädchen und mutmaßliche Vergewaltigungsopfer von Robert Lorenz – Eva Czerny. Ihre Aussagen sind widersprüchlich und lassen Helen Dorn stutzen …
© ZDF/Gudo Engels
Neue Beweise: Helen Dorn (Anna Loos, l.), KTU Weyer (Tristan Seith, M.) und Falk Mattheissen (Daniel Friedrich, r.) haben in Roberts Auto Verträge gefunden.
Die «Helen Dorn»-Reihe ist schon ein kleines Kuriosum im deutschen Krimifernsehen: Die Fälle der miesepetrigen Einzelgängerin gehören gelegentlich zur qualitativen Speerspitze der hiesigen Krimilandschaft – mit dicht gesponnenen, spannenden Plots und ernster, nuancierter Charakterzeichnung. Und andere Male wähnt man sich in einer vollkommen anderen Fernsehreihe: Dröges Erzähltempo, gepaart mit Dialogen voller Plattitüden. «Helen Dorn – Schatten der Vergangenheit» zählt leider zur zweiten Sparte.
An Anna Loos liegt dies wahrlich nicht: Sie spielt die einsame Wölfin unter den Fernsehermittlern gewohnt unaufgeregt und facettenreich. Wenn Helen Dorn sich etwa anfangs mit frechen Sprüchen um ihren Vater kümmert, macht Loos dies mit genügend Hingabe in der Stimme, um glaubwürdig zu machen, dass hinter all diesen Sticheleien eine liebende, aber nun einmal kühle Tochter steckt. Jedoch muss Loos in diesem Krimi dagegen anspielen, dass ihre Rolle inkonsequent geschrieben ist: Die taffe Titelheldin lässt sich, wie gewohnt, nie in die Karten blicken und durch nichts aus der Konzentration bringen – außer ausgerechnet von ihrer früheren Mitschülerin, an die sie sich kaum erinnern kann.
Wieso Britta Lorenz ihr Kryptonit sein soll, bringt das Skript nicht plausibel rüber – doch es nutzt Helen Dorns aus dem Nichts kommende Schwäche, um sie dazu zu bringen, folgenreiche Fehler zu begehen. Dies wird der Titelfigur nicht gerecht und ist ein sehr bequemer Weg, um den arg konstruierten Plot am Laufen zu halten. Dies macht den routiniert inszenierten Film allerdings nicht spannender, sondern sägt an seiner Glaubwürdigkeit.
Fazit: Der neue «Helen Dorn»-Fall wird durch mühselig konstruierte Plotmechanismen vorangetrieben, während das gewohnt engagierte Ensemble versucht, das schale Dialogbuch zum Leben zu erwecken.
«Helen Dorn – Schatten der Vergangenheit» ist am 17. März 2018 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.