Der Aufstieg und Niedergang von «CSI»
Die vier «CSI»-Formate
- «CSI: Las Vegas» (2000-2015)
- «CSI: Miami» (2002-2012
- «CSI: New York» (2004-2014)
- «CSI: Cyber» (2015-2016)
Laufzeit in Klammern
Zusammen kommen die «CSI»-Serien auf knapp 800 Folgen – doch auch dieses Erfolgskonzept hatte ein Ablaufdatum. Ab dem Jahr 2010 sanken die Zuschauerzahlen rapide. Im Jahr 2015 unternahm CBS einen letzten Versuch, die Idee neu zu beleben und setzte mit «CSI: Cyber» ein viertes Format in die Welt, das sich insbesondere um neuartige Technologien der Spurensicherer in Washington D.C. drehte. Doch nach zwei Staffeln ereilte auch «CSI: Cyber» die Absetzung, sodass zwischen 2012 und 2016 alle vier Crime-Serien nach und nach abgesetzt wurden.
So wurde auch die «CSI»-Präsenz in Deutschland kleiner. Weil sich aber in den vergangenen Jahren die RTL-Sendergruppe immer weiter vergrößerte, die immer noch Zugriff auf die «CSI»-Episoden hat, nahm sich Nitro bald den Ausstrahlungen von Wiederholungen der «CSI»-Formate an. Und siehe da: die alten Crime-Episoden erzielen dieser Tage beim Spartensender starke Zahlen. Ist die Zeit von «CSI» im Fernsehen also noch nicht abgelaufen?
Die Sehnsucht nach Sicherheit
Fakten zum Franchise
- Schöpfer: Anthony E. Zuiker, Carol Mendelsohn & Ann Donahue
- Hauptermittler: Gil Grissom («CSI: Las Vegas»), Horatio Caine («CSI: Miami»), Catherine Willows («CSI: Las Vegas»), Mac Taylor («CSI: New York»), D. B. Russell («CSI: Las Vegas») & Avery Ryan («CSI: Cyber»)
- Darsteller der Hauptermittler: William Petersen, David Caruso, Marg Helgenberger, Gary Sinise, Ted Danson & Patricia Arquette
- Spieleableger: 5 Brettspiele & 9 Videospiele
- Weltpremiere: 6. Oktober 2000
- Längster laufender Ableger: «CSI: Las Vegas» (337 Episoden in 15 Staffeln)
Kulturell war «CSI» so einflussreich, dass in Rechtsfällen sogar ein psychologischer Effekt nach den Serien benannt wurde. Der „CSI-Effekt“ trat ein, wenn eine Jury in US-Gerichtsälen erwartete, eine Unzahl an forensischen Beweisen für die Schuld eines Angeklagten präsentiert zu bekommen. Dadurch, dass die Vorgehensweise in «CSI» häufig nichts mit der Realität zu tun hatte und derartige Zurschaustellungen ausbleiben, plädierten die Juroren häufiger für ‚nicht schuldig‘ als zuvor.
«CSI» war auch so erfolgreich, weil sich die Serien wagten, andere Figuren als die stets harten, aber vom Leben gezeichneten und mit Weltschmerz erfüllten Ermittler in den Fokus zu rücken. Stattdessen lösten plötzlich Nerds die großen Fälle, die mehr die Grazie eines Sherlock Holmes besaßen und sich auf die Beweise stützten, anstatt mit Ermittlungsmethoden an der Grenze des Erlaubten Geständnisse aus den Tatverdächtigen herauszupressen.
Dieses Konzept erhöhte das Identifikationspotenzial mit den Protagonisten, schuf aber ein falsches Gefühl von Sicherheit, was sich auch am „CSI-Effekt“ in US-Prozessen äußerte. Tatsächlich sieht die Arbeit von Ermittlern in Mordfällen nicht so einfach aus, wie in «CSI» dargestellt. Doch in einer chaotischen Welt sehnten sich viele Zuschauer nach definitiven Lösungen bestehender Probleme. Das Versprechen, welches «CSI» aussprach, lautete: Etwas Schwarzlicht, ein paar Spuren unter dem Mikroskop und DNA-Analysen bringen innerhalb einer Stunde sicher den tatsächlichen Täter.
«CSI»: Opfer des Serien-Zeitalters
Damals gaben sich Fernsehzuschauer mit derartigen Erklärungen noch zufrieden. Das Ende von «CSI» lag aber nicht unbedingt daran, dass «CSI» es sich in seinen Kriminalfällen deutlich einfacher macht als Ermittler und Forensiker im echten Leben. Stattdessen wandelte sich das Fernsehen und mit ihm die Zuschauer. Der Trend ging weg von Procedurals, die in einer Folge einen Fall vorstellen und ihn wenige Minuten später wieder lösen, ohne dass sich etwas für die Beteiligten Ermittler ändert. Stattdessen waren plötzlich horizontale Formate gefragt, Crime-Dramen wie «The Wire» und «Breaking Bad», worin die Taten der Protagonisten tatsächlich ernste Auswirkungen haben und in denen sich Fälle auch einmal strecken. Plötzlich bekamen diese Serie all die gute Presse ab.
Mit dem Aufstieg der Sozialen Medien und des Internets wurde bald nur noch über diese Kritiker-Lieblinge berichtet und diskutiert. Einfacher gehaltene Formate wie «CSI», die im frei empfangbaren Fernsehen liefen, wurden aus der Sicht anspruchsvoller Serienfans immer unattraktiver. So sanken die Einschaltquoten der «CSI»-Serien um das Jahr 2010 herum rapide. Auch Networks wie CBS mussten die veränderte Nachfrage seiner Zuschauer bedienen. Die etwas zu einfache Prämisse - eine klassische Tätersuche gespickt mit technischen Gimmicks - wurde durch das aufkommende Serien-Zeitalter und einen neuen Qualitätsanspruch entlarvt.
Doch die Spitze könnte bald erreicht sein. Noch nie wurden durch die Diversifizierung der Medien-Landschaft so viele Serien produziert wie heute und insbesondere horizontal erzählte Formate erfordern die Aufmerksamkeit ihrer Zuschauer. Immer öfter zeigen sich Konsumenten dieser Tage deshalb überfordert angesichts der Fülle an neuen Serien, die ihnen Medien und Freunde empfehlen. Procedurals, denen man im Zweifel nur für einen Moment seine Aufmerksamkeit schenken muss, könnten also wieder im Kommen sein. Die kleinen Quotenerfolge, die ein Nitro mit «CSI» verzeichnet, sind womöglich Vorboten eines neuen Trends. Des Trends hin zu Einfachheit und Sicherheit, wie sie «CSI» bietet.
Es gibt 7 Kommentare zum Artikel
08.04.2018 11:24 Uhr 1
08.04.2018 14:12 Uhr 2
Wenn ich mich recht entsinne, ist es übrigens so, dass selbst die letzten CSI-Folgen im deutschen Free-TV vielleicht viel weniger Medienaufmerksamkeit als z.B. das hier herangezogene Breaking Bad hatten, aber trotzdem deutlich mehr Zuschauer.
Vielleicht lag es nicht an der vom Autor beschriebenen Einfachheit von CSI (schon wieder: die Serie gilt als Einfach, nicht weil sie schlecht produziert ist, sondern weil sie keine horizontale Story hat), dass die Quoten zurückgingen. Sondern an der ebenfalls vom Autor beschriebenen Diversifizierung: Immer mehr Leute wandern zu neuen Internetdienstanbietern ab Und für die verbliebenen Fernsehzuschauer stehen immer mehr Sender mit wie ebenfalls vom Autor erklärt einer nie gekannten Auswahl an Serien zur Verfügung.
Auch das wiederum vom Autor herangezogene Beispiel des letzten großen Fernsehlagerfeuers betätigt meine Meinung, dass horizontale Erzählungen von Kritikern zwar mittlerweile fast vorausgesetzt, vom Durchschnittszuschauer aber eher abgelehnt werden: Der Tatort. Eigentlich jeder Fall als abgeschlossener Fernsehfilm zu sehen, rettet er die hohen Zuschauerzahlen in die heutige Zeit. Auch die angedeuteten ZDF-Krimis verfügen über höchstens marginale horizontale Erzählungen.
Ich persönlich habe weder Netflix noch Amazon Video, Maxdome, Watchever, Sky oder wer sich sonst noch alles auf diesem Markt tummelt. Ich vertraue auf die kostenlosen Angebote der Sender.
Schon vorher habe ich abgeschlossene Handlungen je Folge mit bekannten Figuren bevorzugt. Jetzt, wo aber fast alle neuen Serien eine horizontale Geschichte aufweisen (die grade bei den neuen US.Krimis zu teilweise hanebüchenen Stories führen, weil es doch einen Fall der Woche gibt, der aber die Hauptakteure an ihrer aktuellen Position abholen und voranbringen muss), habe ich viele Serien nicht mehr weitergeschaut, einfach weil ich Folgen verpasst hatte und mich nicht ehr in die Handlung "hineinkämpfen" wollte.
08.04.2018 17:44 Uhr 3
Wenn dazu noch etwas frischer Wind mit reinkommen würde, die Serie einen etwas "neuen Anstrich" bekäme, würde ich mich total freuen!! Leider hat man ja seit dem Ende von Jorja Fox, Frau Shue und Frau Harmonis und Herrn Langham nicht mehr allzu viel Gesehen....
An meinen Vorredner:
jepp, DAS ist mir schon sooft passiert, gerade, wenn man aus Zeitgründen aufhören muß und einige Wochen oder sogar Monate NICHT weiter Sehen kann....WAS hat es mich dann gestört, daß ich nicht mehr wußte, was bis zur Folge, wo ich pausiert habe, fast nichts mehr wußte....also, nochmals gänzlich von vorne begonnen... :roll: :oops:
So isses mir passiert beispielsweise bei "Trapped - Verloren in Island", "Kommisaarin Lund II", "Forstitude" Staffel 1, "Jordskott - die Rache des Waldes" Staffel 1,....ich könnte beliebig so weitermachen....
08.04.2018 18:26 Uhr 4
Aber zum Thema: Mir ist es eigentlich egal ob Procedural oder Serial Hauptsache es ist gut und es gefällt mir. Was mir aber gar nicht gefällt sind diese Pseudo Procedurals ala Chicago Fire, 9-1-1 oder Station 19. Man präsentiert z.B. bei CF einen billigen Feuerwehreinsatz (wirklich billig) der ein paar Minuten geht und dann kann man sich die restliche Zeit um die vermeintlich wichtigen Fragen kümmern Wer schläft mit wem? Wer macht mit wem rum? Wer hat eine Affäre etc.
Solche Handlungsstränge sind völlig in Ordnung aber bitte dann nur paar Minuten vor Schluss behandeln und der Rest soll es dann um Feuerwehr, Krimi, Arzt oder was auch immer gehen.
Solche Serien(CF,Greys, SEAL etc.) sollen angebliche Krimi, Feuerwehr oder Medizinserien sein, aber dies ist nur ein Vorwand um GZSZ im Krankenhaus, oder in der Feuerwache spielen zu können.
Eine gesunde Mischung brauchts. Früher hat man die gesunde Mischung wesentlich besser hingekriegt bis dann alle meinten sie brauchten eine horizontale Erzählweise die wirklich zu viel ist.
Einige langlebige deutsche Serien haben es ja auch damit versucht, sind aber zum Glück kläglich gescheitert.
Was Serials und ihre fortlaufende Handlung gibt. Dazu wurde ja das "Was bisher geschah" erfunden...
08.04.2018 18:31 Uhr 5
09.04.2018 02:37 Uhr 6
Die Zeit dieser Procedurals in der Form haben ihren Zenit schon lange überschritten, auch weil es alles nach demselben Muster ablief, auch was die Charaktere betraf. Hier der Besonnene, dort der, der einen Schritt zu weit geht, da noch ein Nerd oder Chaot. Als würde dasselbe Klischee auch noch beim umpfzigsten Ableger funktionieren.
Ich finde es toll, dass momentan viel Neues ausprobiert wird - da halte ich es für unnötig, dass der Serienmarkt mit Neustarts oller Kamellen oder mit Remakes derselben verstopft wird.
17.05.2018 13:49 Uhr 7
Und, im übrigen haben die Skandinavier da einiges was drauf!