Bauern, Schwiegersöhne, Dicke: Sie alle hat man im Fernsehen bereits verkuppeln wollen – mal mehr, mal weniger peinlich. Nun hat Sat.1 eine neue Gruppe von Menschen gefunden, die vor der Kamera ihre große Liebe finden sollen: Ü60er. So etwas habe man sich bisher schließlich noch nie getraut, wird gleich zu Beginn der aus Belgien importierten Erfolgs-Sendung «Hotel Herzklopfen – Spät verliebt!» hochgehalten.
Es fallen die Stichpunkte Action, Romantik und anspruchsvolle Unterhaltung. Zwölf ältere Damen und Herren werden dafür zusammengepfercht und dürfen eine Woche lang Zeit im Schweizer Berghotel Bergün verbringen. Gleich vorweg kann man sagen: Vorgeführt werden die Teilnehmer hier nicht, es wartet also kein zweites «Schwiegertochter gesucht» oder «Schwer verliebt» auf die Zuschauer. Das schließt jedoch nicht aus, dass viele der Situationen bei «Hotel Herzklopfen» trotzdem reichlich forciert wirken – wie zum Beispiel das Tanzen nach dem Backen oder zwei Senioren, die sich ein Zimmer teilen müssen. Man hat ja schließlich nur eine Woche Zeit, um für alle den passenden Partner zu finden, heißt es direkt am Anfang der ersten Ausgabe.
Um Schwung in die ganze Sache zu bringen, hat man sich für die Singles so einiges ausgedacht: eine Radtour, Aerobic, Sesselliftfahren etc. Der angepriesene Action-Teil wäre damit wohl erfüllt. Kann man alles so machen, die Bilder sprechen für sich – und die sog. Best-Ager haben offensichtlich ihren Spaß dabei. Und das ist es auch, was im Mittelpunkt steht: Die Abenteuer und die Freude am Leben im Alter, auf das Ausschlachten von traurigen Schicksalen wird glücklicherweise verzichtet.
«Hotel Herzklopfen» fällt vor allem wegen seines neuen Erzählansatzes auf: Es gibt hier nämlich keinen klassischen Off-Sprecher. Stattdessen werden immer wieder die drei Moderatoren (Sarah Mangione, Daniel Boschmann und Lutz van der Horst) gezeigt, die launig ihre Kuppelpläne zum Besten geben. Das ist einerseits neu und durchaus erfrischend, andererseits zünden die teils zwanghaft aufgesetzten Kabbeleien und Gags nicht immer – und gelegentlich stören die vielen kurzen Zwischensequenzen der Drei sogar den Erzählfluss der Geschichten.
Übrig bleibt trotzdem ein schönes Vorabend-Format, das einen willkommenen Kontrast zu «Schwiegertochter gesucht» und Konsorten darstellt. Es geht also doch: Eine Dating-Dokusoap, die unterhaltsam und sympathisch ist, ohne dabei seine Teilnehmer bloßzustellen oder einen Fremdscham-Moment nach dem Nächsten zu liefern. Die Konkurrenz aus Köln darf sich gerne ein Beispiel daran nehmen.
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