Cast & Crew
Vor der Kamera:Petra Schmidt-Schaller als Maria Kowalke
Günther Maria Halmer als Max Schellinger
Taddeo Kufus als Moritz
Claude Heinrich als Emil
Gustav Schmidt als Tröte
Alexander Beyer als Günther Sigmund Gerngross
Hildegard Schmahl als Mechthild Singer
Hinter der Kamera:
Produktion: Wiedemann & Berg Television
Drehbuch: Gabriela Sperl und Lena May Graf
Regie: Sherry Hormann
Kamera: Armin Golisano
Produzentin: Gabriela Sperl
Ihre persönliche Situation hat sich in letzter Zeit stark verändert – und damit auch ihre Persönlichkeit und ihre Sicht auf das Leben: Ihre Ehe ist in die Brüche gegangen, und ihr Vater, der autoritäre Bundeswehroberst Max Schellinger (Günther Maria Halmer), muss ins Pflegeheim, wo er nicht bleiben will und stattdessen lieber in der Berliner Wohnung seiner Tochter nächtigt. Das Verhältnis der Beiden ist desaströs, gekennzeichnet von alten Kränkungen und Zurückweisungen. Nachdem Marias Mutter früh verstorben war, blieben die Bande zu ihrem Vater rudimentär. Doch jetzt ist der alte Mann am Ende seines Lebens angekommen und nahe der Hilflosigkeit, was seinen dominant-autoritären Zügen aber keinen Abbruch tut. Nur langsam wird er sich wandeln können, wird alte Fehler als solche anerkennen und damit die Basis für eine Wiedergutmachung bei seiner Tochter legen können. Diese langsame, filigran geführte und dadurch überzeugende Erzählung ist der erste Aspekt an «Wir lieben das Leben», der sehr gut gefällt.
Als Maria schließlich wieder als Lehrerin arbeiten darf, steht ihr die nächste Herausforderung ins Haus: Sie wird zum Musikunterricht abkommandiert und soll einen Haufen aufmüpfiger Zehntklässler auf ihren Auftritt beim anstehenden Schulfest vorbereiten, wo sie Vicky Leandros‘ etwas schwülstigen Schlager „Ich liebe das Leben“ interpretieren sollen: ein etwas pathetisches Leitmotiv, das sogleich leicht abgewandelt zum Titel wurde. Doch diesem Film können wir das verzeihen: Denn für ihn ist Pathos kein Mittel zum Zweck, um sich mit billigen Mitteln einem infantilen Zuschauergeschmack anzubiedern. Vielmehr ist dieser Pathos in «Wir lieben das Leben» der aufrichtige Ausfluss seiner Haltung:
Die Zurückweisung ihres Vaters, als sie noch ein Kind und eine junge Erwachsene war, hat Maria ihm zwar nicht verzeihen können, doch sie schob sie immer auf ihre Interpretation, dass er als egozentrischer Eigenbrötler kein Familienleben führen könne. Heute muss sie jedoch mitansehen, wie sich derselbe Mann einem vernachlässigten Neunjährigen zuwendet und ihn liebevoll unter seien Fittiche nimmt. Maria ist fassungslos: Denn aus der abstrakten Zurückweisung von damals wird die persönliche von heute. Noch dazu saugt er sich parasitär in ihrem Leben fest und verlangt von ihr den Schutz und die Zuwendung, die sie selbst von ihm nie erfahren hat. Und inmitten dieses Prozesses steht nun omnipräsent das Leitmotiv „Ich liebe das Leben“, das dieser Film aber auch mit Leben füllen kann.
Während ihr Vater nur sehr langsam an Einsicht gewinnt, geht es in der Schule trotz mancher Rückschläge schneller voran: Die vormals hauptsächlich von vulgären Konflikten geprägte Klassengemeinschaft findet zueinander, und das mitunter durch die schwülstigen Worte eines alten Schlagers. Man darf diesem Film gegenüber nicht zynisch sein, man muss sich ihm öffnen und muss die manchmal vielleicht etwas zu starke Einfachheit zulassen können. Sofern einem das gelingt, kann man auch seine erzählerische Stärke erkennen und schätzen lernen, die mit seiner lebensbejahenden Botschaft einhergeht. Petra Schmidt-Schallers sehr nahbares Spiel macht dem Zuschauer einen solchen Zugang noch leichter.
Das ZDF zeigt «Wir lieben das Leben» am Donnerstag, den 26. April um 20.15 Uhr.
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