1980 gründete Peter Sodann (69) sein "neues Theater" (nT) in Halle an der Saale. 25 Jahre hat der gelernte Werkzeugmacher daran gebaut, ein marodes Ex-Kino in eine Kulturinsel mit vier Bühnen, Bibliothek, Galerie und Gastronomie zu verwandeln. Am 26. Juni, nach der letzten Aufführung seiner «Wenderevue», verlässt der Prinzipal sein Lebenswerk. "Ich habe die Hoffnung, dass das Publikum entscheidet und meinen Nachfolger zu klugem und weitsichtigem Handeln zwingt", erklärt der beliebte Schauspieler aus Sachsen, der als «Tatort»-Kommissar Bruno Ehrlicher zum gesamtdeutschen Fernsehstar wurde, in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Super TV.
Ein Abgang im Zorn, aber in Würde und ohne öffentliche Tränen. Die Stadt Halle zwingt den nT-Gründer, seinen Platz für den gebürtigen Dessauer Christoph Werner (41), den bisherigen Chef des Puppentheaters Halle, zu räumen. "Zeiten ändern sich. Und meine hier ist abgelaufen. Trotzdem wird die Sonne weiter aufgehen", meint Peter Sodann zum Abschied von den Spiel- und Begegnungsstätten, mit denen er seine persönliche Utopie von einer besseren Welt verwirklichte. Der engagierte Künstler hat es geschafft, sozialistischem Mangel, inkompetenter Einmischung und - später - schnödem Profitdenken zu trotzen.
Theater bedeutet für ihn "die weltliche Kirche einer Stadt". Auch deshalb hat der vierfache Vater und vierfache Großvater einen Glockenturm aufs Dach seiner "Kulturinsel" setzen lassen. "Die Glocke schlägt zweimal am Tag: früh um 10 Uhr, damit die Leute merken, dass jetzt die Proben beginnen, und abends, wenn die Spannung vor der Vorstellung steigt, der Vorhang aufgeht und die Gläubiger und Gläubigen im Zuschauerraum sitzen", schildert Peter Sodann, der seine Schauspielkarriere 1964 bei Helene Weigel am Berliner Ensemble begann, in Super TV.
Die Trennung von "seinem" Theater fällt ihm schwer. Wie geht's weiter mit dem bald pensionierten Intendanten ? "Na, da wird sich nicht so viel ändern", so Peter Sodann. "Der «Tatort», Lesungen im Radio, ein Buch schreiben, viele andere lesen. Helfen, wenn es für eine gute Sache ist. Meinen Enkelkindern ein paar Geheimnisse über das Leben verraten und ihnen beibringen, wie man richtige Abenteuer erlebt".