Quotencheck

«Hebammen im Einsatz»

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Mit der Doku-Soap wollte RTL weg vom Scripted-Reality-Schmuddel-Image am Tage. Am Vormittag fuhr das neue «Hebammen im Einsatz» jedoch teilweise verheerende Quoten ein.

RTL – dieser Name steht für viele Zuschauer am Abend für Reality-Formate, Shows oder Serien. Am Tage gilt der Kölner Privatsender aber schon seit Jahren als der Scripted-Reality-Sender schlechthin, was dem Marktführer in der Zielgruppe zwar lange Zeit großartige Quoten einbrachte, bei vielen Beobachtern aber auch ein schlechtes Image. Das änderte sich in der jüngeren Vergangenheit kaum, denn noch immer grüßen Formate wie «Verdachtsfälle», «Betrugsfälle» oder «Der Blaulicht Report» im RTL-Tagesprogramm, zuletzt installierte die TV-Station mit «Meine Geschichte – Mein Leben» sogar ein ganz neues Format dieses Genres.

Ab dem 9. April 2018 unternahm RTL dann aber doch mal einen zarten Versuch, neben der ziemlich einfallslosen Scripted-Reality-Rotation das Tagesprogramm mal um eine neue Farbe zu ergänzen. Der Neustart «Hebammen im Einsatz» widmete sich den alltäglichen Herausforderungen und Glücksmomenten, die Hebammen bei ihrer Arbeit erleben. Die Zuschauer erleben sowohl den Moment der Geburt eines Kindes, als aber auch die Vorbereitungen sowie die ersten Tage und Wochen danach. Mehrere Hebammen und die von ihnen betreuten (werdenden) Eltern sind pro Folge im Einsatz, häufig wird auch über ungewöhnliche Geburtsmethoden fernab des Krankenhaus-Standards aufgeklärt. Damit erfand RTL das Rad nicht neu und auch visuell bot der Programm-Neuling keine absoluten Highlights, doch im Vergleich zu den Senderkollegen kam «Hebammen im Einsatz» inhaltlich zumindest wohltuend daher.

Viel Vertrauen brachte RTL dem Format jedoch von Anfang nicht entgegen. Statt es auf dem wesentlich zuschauerstärkeren Nachmittag zu platzieren, musste sich «Hebammen im Einsatz» mit dem 11-Uhr-Sendeplatz begnügen. Schon in der ersten Woche nahm das RTL-Publikum das neue Format allerdings gar nicht gut auf. Das Debüt am 3. April erreichte 300.000 Zuschauer, die 5,6 Prozent Gesamtmarktanteil um diese Uhrzeit gleichkamen. In der klassischen Zielgruppe entstanden durch 140.000 Interessenten 8,6 Prozent. An Tag zwei erzielte die Doku-Soap in allen Bereichen die gleichen Ergebnisse, allerdings reichten die weiterhin 140.000 14- bis 49-Jährigen dort nur noch für 7,7 Prozent.

Der Rest der ersten Woche brachte immerhin einen Aufschwung. Knapp 140.000 Zuschauer gewann «Hebammen im Einsatz» insgesamt am Mittwoch und zählte damit schon 450.000 Interessenten, die insgesamt zu 7,9 Prozent führten. In der jungen Altersgruppe brachten 190.000 Personen 10,5 Prozent – was allerdings noch immer fernab des RTL-Schnitts von gut 13 Prozent lag. Je 210.000 junge Zuschauer schalteten auch am Donnerstag und Freitag ein, woraus erst 10,3 und danach 10,0 Prozent resultierten. Insgesamt pendelte sich «Hebammen im Einsatz» um die 400.000-Zuschauer-Marke ein, fiel aber quotentechnisch wieder auf 6,5 und 6,6 Prozent.

Schon ab Woche zwei entschied sich RTL dazu, «Hebammen im Einsatz» in Doppelfolgen zu senden. Dafür ging die Norddeich-Produktion schon ab 10 Uhr auf Sendung, weswegen die Reichweite gegenüber der Vorwoche natürlich zunächst sank. Montag, der 16. April, brachte «Hebammen im Einsatz» erst 0,26 und danach 0,37 Millionen Zuschauer ab drei Jahren ein, die dazugehörigen Quoten beim jungen Publikum fielen mit 8,1 und später 9,9 Prozent wieder in die Einstelligkeit. Gehörige Schwankungen folgten einen Tag darauf, als ab 10 Uhr erst 120.000 Menschen zusahen und eine Stunde später bereits 280.000. Die erste von zwei Ausgaben verbuchte dadurch gerade einmal 2,3 Prozent bei allen und 4,3 Prozent bei den jungen Zuschauern. Im Rahmen der zweiten Ausgabe stiegen die Quoten dann aber schon auf 5,0 und 10,7 Prozent.

Die vorerst besten Zahlen entstanden am Mittwoch, als beide Ausgaben mit 270.000 und 290.000 Zuschauern ungefähr ein gleich großes Publikum anlockten. In der für RTL wichtigen Altersgruppe zwischen 14 und 49 gelangte «Hebammen im Einsatz» durch Zuschauerzahlen von je knapp unter 200.000 zu 12,1 und 11,7 Prozent. Doch der Wochenabschluss brachte den nächsten Einbruch. Die vier Ausgaben am Donnerstag und Freitag, dem 19. und 20. April, generierten gerade einmal zwischen 4,4 und 5,0 Prozent bei den Jüngeren. Die Reichweite der Doku-Soap kam an beiden Tagen über 210.000 Zuschauer nicht mehr hinaus.

Die Quoten-Achterbahnfahrt hielt am Montagvormittag der nächsten Woche an. Zwar verzeichnete die erste von zwei Folgen wieder nur 240.000 Interessenten und 7,8 Prozent in der klassischen Zielgruppe, die 11-Uhr-Ausgabe erzielte mit 380.000 Zuschauern und 13,1 Prozent dafür aber einen Bestwert. Endlich hatte «Hebammen im Einsatz» den RTL-Schnitt einmal gehalten. Dies sollte allerdings das letzte Mal bleiben, denn bis in den Mai hinein gelangte «Hebammen im Einsatz» nicht einmal mehr über neun Prozent bei den Werberelevanten. Während die 10-Uhr-Folgen meist um die 200.000 Zuschauer ab drei Jahren unterhielten, erreichten die 11-Uhr-Ausgaben häufig auch nur 100.000 Personen mehr. In der verbleibenden Woche zwischen dem 24. und dem 27. April schwankten die Quoten beim jungen Publikum lediglich zwischen 5,8 und 8,9 Prozent. Eine negative Ausnahme stellte die erste von zwei Episoden am Donnerstag dar, die gerade einmal 60.000 junge Zuschauer ansprach und damit ganz schwache 3,8 Prozent verbuchte.

Eine Woche lang zeigte RTL mit «Hebammen im Einsatz» noch Geduld, wobei die Doku-Soap am 1. Mai pausierte. Schon zum Wochenstart am 30. April standen aber erneut Tiefstwerte zu Buche, als die 10-Uhr-Folge nur 170.000 Zuschauer zählte, die 3,3 Prozent der 14- bis 49-Jährigen enthielt. Sonst verharrte «Hebammen im Einsatz» weitestgehend auf dem indiskutablen Niveau von zuvor. Immerhin schafften es die 11-Uhr-Ausgaben am Mittwoch und Donnerstag mit je knapp 190.000 Interessenten aus dem jungen Alterssegment zu 11,3 bzw. 11,2 Prozent.

Der Testlauf von «Hebammen im Einsatz» macht sowohl RTL als auch den Zuschauern wenig Mut. RTL nicht, weil das Experiment Doku-Soap am Vormittag krachend scheiterte und den Zuschauern nicht, weil der Kölner Sender deshalb auch künftig eher auf Scripted Realities vertrauen wird. Die Folgen, die RTL ab 11 Uhr zeigte, erreichten im Schnitt 320.000 Zuschauer ab drei Jahren und 170.000 junge Menschen. Der durchschnittliche Gesamtmarktanteil belief sich damit auf 5,7 Prozent, während beim jungen Publikum im Mittel viel zu niedrige 9,1 Prozent gemessen wurden. Die Ausgaben, die RTL ab der zweiten Sendewoche schon ab 10 Uhr ausstrahlte, zählten mittlere 190.000 Zuschauer aller Altersklassen und 110.000 aus dem jüngeren Segment. Die Quoten fielen mit 3,8 Prozent insgesamt und 6,4 Prozent in der klassischen Zielgruppe noch niedriger aus.

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