Filmfacts: «The Happy Prince»
- Regie und Drehbuch: Rupert Everett
- Darsteller: Rupert Everett, Colin Firth, Emily Watson, COlin Morgan, Edwin Thomas, Anna Chancellor, Tom Wilkinson
- Musik: Gabriel Yared
- Kamera: John Conroy
- Schnitt: Nicolas Gaster
- Laufzeit: 106 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Der wortgewandte und gewitzte Lebemann, zu dessen bekanntesten Werken die Erzählung vom «Gespenst von Canterville», der Romanklassiker «Das Bildnis des Dorian Gray» und das Theaterstück «Eine Frau ohne Bedeutung» sowie das Essay «Der Sozialismus und die Seele des Menschen» zählen, wurde 1854 in Dublin geboren und verstarb 1900 verarmt in Paris. Wilde wurde auf der Höhe seines Schaffens aufgrund seiner Homosexualität zu einer Haftstrafe verurteilt und ging, nachdem er diese abgesessen hat, ins Exil. Gesundheitlich schwer angeschlagen, verbrachte er die letzten drei Jahre seines Lebens auf dem europäischen Festland, wo er sich zeitweilig bei reichen Freunden durchschnorrte, ehe er mittel- und einflusslos in Paris das Zeitliche segnete.
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Erzählt Everett von der Zeit, die unmittelbar mit Wildes Verurteilung und Inhaftierung zu tun hat, erblasst das Bild noch stärker, nutzen der Regisseur und Conroy Linsen mit Zerrfaktor und rücken die Kamera nah an den verärgerten oder beschämten Wilde heran. Und geht es um die letzten Wochen in Wildes Leben, in denen er angetrunken und von einer Hirnhautentzündung (und laut vielen Historikern zudem von Syphilis) angeschlagen durch das eisige Paris torkelt, verschwimmen Szenen ineinander und sind Conroys Aufnahmen noch ranziger sowie stärker vergilbt als die Etablissements, in denen sich Wilde herumtreibt. Everetts Inszenierung wird in diesen Passagen fast im Minutentakt fiebriger und unkontrollierter.
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Denn die verschachtelte Erzählweise gestattet nur eine kleine Handvoll an in sich ruhenden Szenen, in denen Everetts Interpretation von Wilde und seinem Umfeld deutlich wird. Zu oft ist «The Happy Prince» allein damit beschäftigt, seine Erzählstruktur aufzubauen und wieder aufzudröseln. Was dennoch hängen bleibt, sind Everetts großes Schauspiel als Wilde und vereinzelte Szenen, wie die Flucht Wildes vor Raufbolden oder seine improvisierte Performance in einer Pariser Künstlerkneipe. Ansonsten ist «The Happy Prince» in seiner Ausführung mehr Fingerübung als Denkmal.
«The Happy Prince» ist ab sofort in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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