«13 Reasons Why»: Staffel eins aus Sicht von Quotenmeter.de
Unsere Kritik zur ersten Staffel von «13 Reasons Why»Wie Kritiker «13 Reasons Why» anklagten
Schon die Prämisse von «13 Reasons Why» barg Brisanz. Eine Schülerin hatte sich umgebracht und nannte ihren Mitschülern auf Audio-Kassetten 13 Gründe für ihre Tat. Doch das Netflix-Original machte nicht beim Thema Selbstmord Halt, sondern behandelte auf für viele Menschen verstörende Art und Weise auch Themen wie Mobbing und psychische Gewalt, bildete Vergewaltigungen und sogar den angesprochenen Suizid explizit ab. So bewirkte die Highschool-Serie einen Skandal unter Jugendschützern.
«13 Reasons Why» wurde vorgeworfen, Suizid zu glorifizieren und damit zu Nachahmungstaten anzuregen. Genannt wurde unter anderem der „Werther-Effekt“ - ein Begriff aus der Medienwirkungsforschung, der die Annahme bezeichnet, dass ein Zusammenhang zwischen Suiziden in den Medien und einer Erhöhung der Suizidrate in der Bevölkerung besteht. Psychologen warnten des Weiteren, die Serie könne bei jugendlichen Zuschauern zu psychischen Problemen führen oder bereits bestehende bestärken. Kurz darauf häuften sich Meldungen, Schüler hätten sich selbst verletzt und die Serie als Grund genannt. In Kanada und Neuseeland wurde «13 Reasons Why» teilweise verboten oder die Rezeption nur im Beisein der Erziehungsberechtigten erlaubt.
Festhalten am fragwürdigen Erfolgskonzept
Netflix «13 Reasons Why»-Studie'
Als Reaktion auf die Kritik an «13 Reasons Why» gab Netflix eine Studie bei der Notherwestern University in Illinois in Auftrag. Laut den Befunden der Studie fiel es 71 Prozent der Teenager und jungen Erwachsenen, die die Serie gesehen haben, leicht, sie auf ihr eigenes Leben zu beziehen. Fast drei Viertel sagten aus, die Serie erleichtere den Umgang mit sensiblen Themen. Die Wörter "Suizid" oder "Psychische Krankheit" kamen allerdings nirgendwo in der Studie vor.Diese Maßnahmen befriedeten die Kritiker zunächst, ehe Staffel zwei am 18. Mai 2018 bei Netflix erschien. All die Psychologen, Ärzte, Jugendschützer und besorgten Eltern erlebten ein Déjà-vu. Gewiss, Netflix kam seinem Versprechen bezüglich prominent platzierter Warnhinweise nach, doch inhaltlich trat «13 Reasons Why» unbeirrt die nächsten Diskussionen und Skandale los, durch die das Format wieder in den Fokus der Medien geriet. Besonders eine weitere Vergewaltigungsszene, expliziter als jemals zuvor in einer Serie mit und für Teenager, sorgte für einen weiteren Aufschrei. Diese und weitere Aufreger riefen unter anderem den Parents Television Council (PTC) auf den Plan, eine Organisation, die es sich zum Ziel macht, Familien vor Sex, Gewalt und Profanität im Fernsehen zu schützen. Als „tickende Zeitbombe“ bezeichnete der PTC-Präsident «13 Reasons Why». Inhalt und Themen der zweiten Staffel seien noch schlimmer und besorgniserregender als man es sich vorgestellt habe.
Damit hatte der Jugendschützer nicht ganz Unrecht. Tatsächlich drückte «13 Reasons Why» in Staffel zwei die gleichen Knöpfe, die schon im Rahmen von Staffel eins für Aufregung und Aufmerksamkeit sorgten und dem Streaming-Dienst damit Zuschauer und neue Abonnenten brachten. Gerade angesichts der Entscheidung, im Rahmen von sensiblen Themen noch expliziter zu werden, muss man sich die Frage stellen, wie viel Kalkulation hinter den Skandalen steckt, die die Netflix-Serie bereits hervorrief. Womöglich unterschätzte Netflix in Staffel eins noch den negativen Effekt, den «13 Reasons Why» auf einige Zuschauer haben könnte. Die Tatsache, dass Netflix und die Serienproduzenten nichts an ihrer „Erfolgsformel“ veränderten, deutet jedoch darauf hin, dass der Streaming-Dienst es billigend in Kauf nimmt, durch Sensationalismus und Skandale zum Erfolg zu gelangen.
Kurzfristiger Erfolg auf Kosten des Images?
Aus ökonomischer Sicht scheint die Fortsetzung des Teenie-Dramas also Sinn gemacht zu haben, inhaltlich fügte sie der Reputation von Netflix eher Schaden zu, kokettierte der Streaming-Dienst doch lange damit, seine Serien aufgrund des Abo-Modells nicht solange weitermelken zu müssen bis sie keine Milch mehr geben. Eine Vorgehensweise, die herkömmlichen Fernsehsendern bereits viel Geld einbrachte, aber die Qualität einstiger Hit-Serien den Bach hinuntergehen ließ. Starke Abrufzahlen, heftige Kritik und schlechte Rezensionen. Was ergibt das unterm Strich? Eine Absetzung oder eine dritte Staffel?
Executive Producer Joy Gorman Wettels verteidigte die Verlängerung der Serie um eine zweite Staffel erst kürzlich in einem Interview. Die Charaktere, die die Serie aufgebaut habe, seien noch lange nicht auserzählt und stünden erst am Beginn ihrer Reise. Auch nach den Ereignissen in Staffel zwei sieht Wettels inhaltlich viel Potential für eine mögliche Staffel drei. Dass die Produzenten die Show weiterlaufen lassen wollen, ist klar. Netflix sollte sich jedoch gut überlegen, in welche Richtung es sich mit einer Serie wie «13 Reasons Why» bewegen will und ob der Streaming-Dienst bei einer möglichen dritten Staffel nicht näher in die Produktion eingreifen sollte, um nicht nur einen weiteren Qualitäts-, sondern auch einen weiteren Imageverlust zu vermeiden. Im Rahmen der zweiten Staffel entschied sich Netflix für den kurzfristigen Erfolg – und kann die Kosten noch nicht abschätzen.
Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
03.06.2018 10:54 Uhr 1
03.06.2018 12:46 Uhr 2
Der Verein, der alle Serien, Filme und Shows, die nicht nach christlichen Werten ausgelegt sind, am liebsten vom Bildschirm verbannen möchte? Der Verein der offen immer toleranz fordert für die armen Christen, aber selbst übelst gegen Homosexuelle und Liberale hetzt?
Der einst Serien wie Will & Grace, Dawsons Creek und Buffy als schlimmste Serien bezeichnete, weil sie schwule/lesbische Paare hatten?
Der Verein, der immer wieder versucht, seine Interesse mit Erpressung (Aufruf zum Protest gegen Werbefirmen, damit die ungeliebte Serie/Film abgesetzt wird) ?
Da hättet ihr euch auch deutlich bessere Beispiele suchen können.
Oder zumindest mal die Facebook Seite der PTC durchlesen können, denn dort gehts seit Wochen rund.
Die Kritik an 13 reasons Why von diesem Verein ist absolut lächerlich.
Da wird versucht vor Gefahr zu warnen, aber gekonnt ignoriert das es solche Sachen gibt. In der heilen Welt der PTC gibt es kein Mobbing, kein Sex vor der Ehe und schon gar keine Homosexualität.
Gleichzeitig unterstützt man einen Präsidenten der offen jeden Tag auf Twitter mobbing betreibt.
Man sollte eher umgekehrt Fragen. Suhlen sich Medien, Presse und Vereine nicht eher im Licht der aktuell hippen Serie? Jedes Käseblatt schreibt über die Serie in der Hoffnung Aufmerksamkeit zu erhaschen, von einer Zielgruppe, die ihr sonst shcon längst den Rücken gekehrt hat.