«Goodbye Christopher Robin»
- Start: 7. Juni 2018
- Genre: Drama/Biopic
- Laufzeit: 107
- FSK: o.Al.
- Kamera: Ben Smithard
- Musik: Carter Burwell
- Buch: Frank Cottrell Boyce, Simon Vaughan
- Regie: Simon Curtis
- Darsteller: Domhnall Gleeson, Margot Robbie, Kelly Macdonald, Will Tilston, Alex Lawther, Stephen Campbell Moore
- OT: Goodbye Christopher Robin (UK 2017)
Schwerer macht es Curtis dagegen die Tatsache, dass er sich für seinen Film nicht einfach an den Vorlagen bedienen kann. Und irgendwie spiegelt sich diese „Nichts Halbes/Nichts Ganzes“-Mentalität nun auch im fertigen Film wider.
Die Entstehung einer Kindheitsikone
Nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg leidet der Veteran Alan Milne (Domhnall Gleeson) unter einem entsetzlichen Trauma. Immer wieder hört er nachts die dröhnenden Bombeneinschläge, liegt wach und treibt damit auch seine ihn liebende Ehefrau Daphne (Margot Robbie) langsam in den Wahnsinn. Als beide ihren ersten Sohn Christopher Robin (Will Tilston) bekommen, könnte sich das allerdings ändern. Nach einer schwierigen Geburt fällt es der jungen Frau schwer, eine Verbindung zu ihm aufzubauen und so wird Alan schnell zu Christophers engster Bezugsperson. Immer häufiger spielen die beiden im Wald – immer mit dabei: Christophers Kuscheltiere. Diese Erlebnisse inspirieren Alan zum Schreiben eines Kinderbuches, in dessen Mittelpunkt ein kleiner Junge und seine vielen tierischen Freunde aus dem Hundertmorgenwald stehen. Der Roman wird zu seinem bisher größten Erfolg – und die Welt bekommt plötzlich mit, dass es Christopher Robin wirklich gibt. Die Menschen wollen ihn und den Hundertmorgenwald mit eigenen Augen sehen – und seinen Eltern entgeht dabei, was für einen Stress das ihrem Sohn bereitet…
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Die Autoren Frank Cottrell Boyce («Die Liebe seines Lebens») und Simon Vaughan (produzierte mehrere TV-Serien) halten mit dieser gemischten Ansicht lange Zeit nicht hinterm Berg. In der Story steckt also definitiv Potenzial für mehr als das, was «Goodbye Christopher Robin» letztlich geworden ist.
Bloß keine kritischen Fragen stellen...
Wie schon die schrecklichen Kriegsvisionen des Vaters bleibt vieles in «Goodbye Christopher Robin» bis zuletzt reine Behauptung oder wird allenfalls angedeutet. Vor allem die karikaturesk gezeichneten Figuren (insbesondere die dieses Jahr für ihre Rolle im Biopic «I, Tonya» Oscar-nominierte Margot Robbie darf hier nicht mehr spielen, als das hysterische Weib) tragen dazu bei, dass man zur emotionalen Ebene der Charaktere nie völlig durchdringt. Die Verbindung der verschiedenen Erzählebenen – die des Jungen und die der Eltern – geht ebenfalls nicht ganz auf. Anstatt sie irgendwann miteinander zu verbinden, verweigert die Geschichte konsequent die Zusammenführung. Es scheint so, als wolle man zwar schon beiden Sichtweisen irgendwie Verständnis entgegenbringen, doch um klar Stellung zu beziehen, mangelt es dem Regisseur am Mut, die offensichtlichen Reibungspunkte zuzulassen. Immerhin erreicht er so das, was wohl auch zum damaligen Zeitpunkt selbstverständlich war: Die allgegenwärtige Harmonie um Christopher Robin war stets nur vorgeschoben.
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Will Tilston ist als zwischen seinen Eltern hin- und hergeschubster Dreikäsehoch eine echte Entdeckung, die sich vor seinen erwachsenen Co-Stars nicht zu verstecken braucht. Man sieht: Eigentlich deutet vieles in «Goodbye Christopher Robin» auf einen wirklich guten Film hin. Doch die vielversprechenden Zutaten unter einen ut zu bringen, gelingt weder Regisseur Simon Curtis, noch den Drehbuchautoren, die wohl einfach zu sehr in die Idee verliebt waren, dass am Ende doch die Glückseligkeit überwiegt.
Fazit
«Goodbye Christopher Robin» hätte als kontroverse Geschichte rund um die Entstehung der „Winnie Pooh“-Abenteuer das Potenzial für ein ergreifendes Drama gehabt, doch den Machern war viel zu sehr daran gelegen, eine Harmonie walten zu lassen, die es ganz offensichtlich nicht gab.
«Goodbye Christopher Robin» ist ab dem 7. Juni in den deutschen Kinos zu sehen.
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