Kurzzusammenfassung von Staffel eins
Der ehemalige Polizist Kevin Gable (Kevin James) will eigentlich nur seinen Ruhestand genießen. Das bedeutet konkret: Mit seinen ebenfalls pensionierten Polizisten-Kollegen abhängen und so wenig wie möglich tun. Doch es kommt vieles anders: Häusliche Arbeiten und familiäre Verpflichtungen machen ihm häufig einen Strich durch die Rechnung. Zudem nimmt Kevin immer wieder kleinere Jobs an, um Geld in die Kasse der Familie zu spülen – aus dem ursprünglichen Plan, die Garage umzubauen und anschließend zu vermieten wurde nämlich nichts. Stattdessen wohnt dort nun der von Kevin kritisch beäugte Freund seiner 21-jährigen Tochter Kendra (Taylor Spreitler), Chale (Ryan Cartwright). Außerdem wollen Kendra und Chale heiraten.Kevins Ehefrau Donna (Erinn Hayes) arbeitet als Schulkrankenschwester, kündigt zum Ende der ersten Staffel aber im Eifer des Gefechts, weil sie nicht befördert wurde. Im zweiteiligen Staffelfinale „Sting of Queens“ begibt sich Kevin auf einen Undercover-Einsatz mit seiner früheren Partnerin Vanessa Cellucci (Leah Remini). Da Kevin nicht gewillt ist, dauerhaft zum Polizei-Dienst zurückzukehren, sind sowohl er als auch Donna jetzt arbeitslos. Letzte Rettung Chale: Der hat kurz vorher einen vermeintlich lukrativen Job an Land gezogen, doch der entpuppt sich als heiße Luft …
Die lieblose Neuausrichtung
Erinn Hayes (Donna) wurde bekanntlich nach der ersten Staffel gefeuert und durch Leah Remini (Vanessa) ersetzt. Remini und James waren also rund zehn Jahre nach dem Ende von «King of Queens» wieder vor der Kamera vereint. Mit einem Zeitsprung von gut einem Jahr wollte man verhindern, dass «Kevin Can Wait» in der großen Trauerphase von Donnas Ableben spielt. Trauerbewältigung? Fehlanzeige. Zumal ein respektvoller Umgang mit Donnas Serientod, anders als zunächst versprochen, nie wirklich stattgefunden hat. Stattdessen wurde ihr Tod innerhalb weniger Minuten oberflächlich abgefrühstückt und das auch noch mit dem Holzhammer. Der nächste platte Gag hat schon gewartet. Und das hat so ausgesehen: Der (zu diesem Zeitpunkt bärtige) Kevin findet einen Brief, der für seine tote Frau bestimmt ist. Tochter Kendra will sich daraufhin beim Absender beschweren. Weggeworfen werden soll das Schreiben allerdings nicht, schließlich befinde sich darauf ja noch ein Coupon zum Einlösen, gibt Kevin zu bedenken. Badum Tss.
Donnas Tod wird so gut wie nicht thematisiert, sie ist im Grunde genommen einfach weg. In den nachfolgenden Episoden wird ihr Tod immerhin noch für ein paar dünne Storys missbraucht – wie etwa für die, in der Kevin Vanessa vorgaukelt, bei einer Trauergruppe zu sein, obwohl er sich in Wahrheit ein Footballspiel ansieht. Wie aber gehen zum Beispiel Kevins Kinder mit dem Verlust ihrer Mutter um? Auch das spielt so gut wie keine Rolle. Mit ein bisschen Feingefühl wären hier vielleicht schöne Folgen herausgekommen und der Zuschauer hätte mehr Gelegenheit gehabt, sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
Die blassen Nebenfiguren
Kinder sind sowieso ein gutes Stichwort, Kevin hat nämlich gleich drei davon zu Hause. Als nun plötzlich alleinerziehender Vater sollte man meinen, dass das genügend Stoff zum Erzählen böte. Das wurde aber nicht getan. Generell sieht man von Sara und Jack Gable über weite Strecken gar nichts, sie tauchen höchstens vereinzelt als Statisten im Bild auf. Der Fokus wird zunächst auf Kendra Gable und ihren Nerd-Freund Chale gelegt, nachdem die Beiden jedoch unter der Haube sind, taugen auch sie nicht mehr allzu oft für neue Handlungsstränge.
Die Mühe, andere Figuren komplexer zu gestalten, wird sich von vornherein nicht gemacht. Donna fungierte in der ersten Staffel ebenfalls nur als Stichwortgeberin, mit Vanessa gab es dann in der zweiten Runde immerhin ein paar mehr Reibungspunkte. Nur hat man bei Vanessa und Kevin eben das Gefühl, man würde eigentlich Doug und Carrie von «King of Queens» beim Kabbeln zusehen. Und als wäre all das irgendwie schon mal da gewesen.
Die Parallelen zu «King of Queens»
Der Humor von «Kevin Can Wait» fühlt sich an wie jener, der schon einst bei «King of Queens» vorzufinden war. Wer neue frische Ideen erwartet, wird enttäuscht. Meist geht es nur darum, wie Kevin bestmöglich seinen Leidenschaften nachgehen kann. Der Egoist Kevin steht im Mittelpunkt, das wirkt mitunter nicht sonderlich sympathisch.
Bei manchen Charakteren lassen sich auffallende Ähnlichkeiten mit «King of Queens» feststellen: Chale, der Lebensgefährte von Tochter Kendra, findet keine bezahlbare Bleibe und zieht daher mietfrei in die Garage ein. Das weckt Erinnerungen an Arthur Spooner, der sein Dasein bei «King of Queens» im Keller fristen durfte. Gary Valentine, Kevin James‘ Bruder, ist genau wie bei «King of Queens» auch bei «Kevin Can Wait» dabei und darf sich als etwas trotteliger Feuerwehrmann ausgeben. Und Kevin hat natürlich erneut eine Männer-Clique, mit der er allerlei Schabernack macht.
In der Remini-Staffel werden die Parallelen zu «King of Queens» noch offensichtlicher: Kevin und Vanessa streiten sich über alle möglichen Kleinigkeiten: über den richtig zubereiteten Burger, den richtigen Slogan für ihre gemeinsame Sicherheitsfirma, über die Sitzplätze im Flugzeug, usw. Das wäre früher oder später auf eine Love-Interest-Geschichte hinausgelaufen und dann wäre «Kevin Can Wait» wohl noch mehr zu einem zweiten «King of Queens» verkommen. Doch die frühzeitige Absetzung von CBS hat das nun verhindert. Zum Glück möchte man sagen, denn das Original ist dann wie so oft doch besser als die Kopie.
Hierzulande glaubt man wohl ebenfalls nicht an einen bahnbrechenden Erfolg, «Kevin Can Wait» schafft es bei Nitro bloß auf einen Vorabend-Sendeplatz ab 19.30 Uhr – und muss sich somit unter anderem mit der Fußball-Weltmeisterschaft messen lassen. On Demand sind die Folgen jedoch ohnehin bereits alle über Amazon Prime Video abrufbar.
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