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Screenforce Days 2018: Das Fernsehen lässt die Muskeln spielen

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Zwei Tage lang feierte sich die Branche bei den Screenforce Days in Köln selbst. Wir verraten, was an Tag zwei wichtig war und schauen auf das gesamte Event zurück.

Während es am Mittwoch SPD-Politiker Sigmar Gabriel war, der zum Auftakt der Screenforce Days in Köln über Medien und Journalismus in der heutigen Zeit sprach, richtete UFA-Geschäftsführer Nico Hofmann am Donnerstag den Blick ganz konkret aufs Fernsehen. Am zweiten Tag der Screenforce Days war es vor allem Hofmanns Rede, die aufhorchen ließ. Den großen privaten Sendergruppen werde nichts anderes übrig bleiben als weiter nach Strategien im Umgang mit den neuen Plattformen zu suchen, betonte er. Dabei seien einige Dinge wichtig.

„Zum einen der unbedingte Wille zur Innovation - sowohl im technischen als auch im inhaltlichen Bereich. Zum zweiten Mut und damit einhergehend das Bekenntnis zu einer radikalen Kreativität beim Entwickeln von Formaten und eine entsprechende Risikobereitschaft. Dazu gehört aber auch - und das wird Sie vielleicht auf den ersten Blick verwundern: Solidarität“, so der UFA-Chef. Was genau Hofmann damit meint, erklärte er im Folgenden. Es brauche ein gemeinsames Projekt, einen gemeinsamen Geist, wenn man die „Marktmacht des Fernsehens nicht den (…) Streaming-Plattformen überlassen will.“ Die acht Milliarden Euro, die das Fernsehen in die kommende Saison investiere, seien eine „enorm starke Summe“. Trotzdem forderte er weiter eine „digitale Plattform der Privaten" über alle Konzerngrenzen hinweg. Es gehe um ein gemeinsames, womöglich sogar europäisches Modell.

Wie gut, dass zwölf Vermarkter und über 40 Sender zumindest bei den Screenforce Days schon einmal gemeinsame Sache machten. Das Branchenevent sendet auch 2018 zweifelsfrei ein starkes Signal aus. Das lautet: Der Glaube des Fernsehens an sich selbst ist da! Herausforderungen gibt es dieser Tage reichlich, sie wurden in den zahlreichen Vorträgen nicht verschwiegen. In den großen Screenings der Sender spielten aber vor allem Inhalte die Hauptrolle. Und die machten so richtig Lust aufs Fernsehen!

Grandiose Show: Klaas rockt das ProSieben-Screening


Ein besonders eindrucksvolles Screening hat dabei SevenOne Media auf die Beine gestellt, dessen Moderation kein Geringerer als Klaas Heufer-Umlauf übernahm. Er sorgte dafür, dass die knapp zwei Stunden Programmpräsentation zu einem wahrhaft show-reifen Erlebnis wurden. Reichlich selbstironisch führte er durch das Screening, das mit jeder Menge Musik (unter anderem von Klaas selbst), Trockeneis und Bühnenfeuerwerk daherkam. In dieses sympathisch Bild fügte sich Thomas Wagner, Vorsitzender der Geschäftsführung, unfreiwillig ein: In seinem Vortrag verhedderte er sich aufgrund seiner Anspannung ein wenig - das Publikum nahm ihm das allerdings nicht übel.

Zu den konkreten Programm-Ankündigungen: Am Dienstag will man bei ProSieben zukünftig neue Wege gehen und (fast) nur noch Erstausstrahlungen zeigen. Gleiches gilt für den Donnerstag, der ebenfalls mit mehr Eigenproduktionen aufwarten wird. An seinen Erfolgsmarken «The Voice» und «Germany’s Next Topmodel» hält man fest. Auch Sat.1 investiert massiv in sein Programm, in fiktionale Ware, den Funfreitag und den Vorabend (mehr dazu hier).


Vergleicht man die Screenings der beiden großen Medienhäuser miteinander, hat die Mediengruppe RTL gegenüber ProSiebenSat.1 auch in diesem Jahr den Kürzen gezogen (siehe auch unser Bericht zu den Screenforce Days 2017). Das liegt zum einen an starken inhaltlichen Ankündigungen von ProSieben und Sat.1, zum anderen auch an der gesamten Inszenierung. Das eigene Programm emotionalisiert darzustellen: Das ist den Verantwortlichen von ProSiebenSat.1 definitiv gelungen.

Micky Maus bei Disney, Freibier bei Sport 1, «Babylon Berlin» im Ersten


In Sachen Inszenierung konnten die kleineren Vermarkter da zwar nicht mithalten, trotzdem lieferten auch sie überzeugende Leistungen. In ein stimmungsvolles Fußball-Stadion verwandelte etwa Sport 1 das Screenforce-Studio, wobei unter anderem Frei-Bier und Klatschpappe unter den Anwesenden verteilte wurde. Angekündigt wurde ein neues Format namens «The Next Rocky», in dem Boxer gesucht werden sollen. Ansonsten feierte sich der Sender selbst für vier erworbene Live-Spiele im DFB-Pokal und auch für die unverändert starken Quoten des «Doppelpass» am Sonntagmorgen.

Disney eroberte die Herzen des Publikums unterdessen mit Micky Mäuse für sich. Am Ende des Screenings ließ der Sender zahlreiche Stofftier-Mickys an kleinen Fallschirmen die Decke hinunterschweben. Wage kündigte man ein großes Event für den November an (mehr dazu hier).Die Verantwortlichen von Servus TV absolvierten unterdessen vor allem einen authentischen Auftritt und zeigten, wie ein gutes Screening mit wenigen Mitteln funktioniert.


Einen frischen Auftritt legte die ARD hin, die sich im Vergleich zu den privaten Anbietern nicht verstecken musste. Eine echte Überraschung hatte insbesondere Volker Herres mitgebracht, der den Starttermin für «Babylon Berlin» am letzten Sonntagabend im September ankündigte. Zudem verriet man das Startdatum von «In aller Freundschaft - Die Krankenschwestern», bevor man anlässlich der WM noch zu Gerhard Delling nach Russland schaltete. Guido Cantz und Linda Zervakis führten durch die Präsentation, die zwar leiser als bei ProSiebenSat.1, aber deutlich angenehmer als im Vorjahr daherkam.

Nach einer schwierigen TV-Saison: Screenforce Days machen Lust auf Fernsehen!


Fakt ist: Die historischen Herausforderungen, vor denen das Free TV im Jahr 2018 steht und in Zukunft noch stehen wird, sind auch nach zwei Tagen Screenforce Days nicht gelöst. Das wissen auch die Veranstalter nur zu gut. „Die Kommunikationsbranche befindet sich in einem großen strukturellen Veränderungsprozess“, so Martin Krapf, Geschäftsführer von Screenforce. „Vor dem Hintergrund der dynamischen Markt- und Wettbewerbsentwicklung gibt es für das Fernsehen nur eine Antwort: Kreativität und Investitionen.“

In den vergangenen beiden Tagen haben die Sender zweifelsfrei viel Kreativität und viele Investitionen in alte und in neue Projekte präsentiert. Sie haben den Anlass der Screenforce Days genutzt, um die Erfolge der letzten Monate und sich selbst zu feiern. Das war gut so und nach einer schwierigen TV-Saison auch dringend nötig! Die starke Teilnehmerzahl von 2.200 spricht klar für die Screenforce Days.

Nun darf man gespannt sein, was die kommenden Monate bringen werden. Auch wir bei Quotenmeter.de werden ein wachsames Auge auf die Entwicklungen werfen. Leicht wird es für die Sender nicht werden, die Weichen für eine spannende neue TV-Saison sind aber zweifelsfrei gestellt.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Vittel
22.06.2018 12:29 Uhr 1
Die Idee eines übergreifenden europäischen Modells zur Schaffung einer gemeinsamen Plattform ist gut, startet aber ein bis zwei Jahrzehnte zu spät.



Bis sämtliche rechtlichen und wirtschaftlichen Themen länder- und konzernübergreifend geklärt sind und eine funktionierende Plattform gestartet wird, dauert es doch mindestens 10 Jahre ab jetzt.

Wie sieht denn die Medienwelt im Jahr 2028 aus? Die bestehenden Anbieter sind nicht mehr einholbar denke ich.

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