Faktor Cover-Versionen: Zu viel Bügel- und Fahrstuhlmusik
Chart-Peaks der «SmS»-Compilations
- S1: Platz 1 (3 Wochen), 62 Chart-Wochen
- S2: Platz 1 (4 Wochen), 37 Chart-Wochen
- S3: Platz 2 (2 Wochen), 20 Chart-Wochen
- S4: Platz 1 (2 Wochen), 34 Chart-Wochen
- S5: Platz 3 (2 Wochen), bisher 5 Chart-Wochen
Wagt man sich an das schwierige Pflaster Künstlerkritik, das sicherlich nicht gänzlich objektiv zu eruieren ist, kann man die Eignung von Johannes Strate für dieses Format zumindest einmal in Frage stellen. Dessen musikalisches Gesamtwerk strotzte bislang nicht gerade von musikalischer Vielfalt und die allermeisten Auftritte in der Show lassen einen nun auch nicht zwingend zu der Erkenntnis gelangen, dass in ihm das ganz große Potenzial schlummert, künftig mit tonal fordernder Musik die Charts zu erklimmen. Ein Sinnbild dessen war seine reichlich lasche "Forever Young"-Version, die einen der größten Welthits aus Deutschland zu einer mittelmäßigen Rock-Ballade machte, die sich eher als Radio-Lückenfüller zwischen Stauschau und Gewinnspiel eignet.
Auch eher auf Fahrstuhl- und Warteschleifen-Niveau performte meist Mary Roos, deren Performances ein wenig altbacken daherkamen - was bei einem Teil der Zuschauer aber sicherlich gut ankam und seine Existenzberechtigung hatte. Doch wer ging in dieser Staffel so richtig in die Vollen, wem merkte man an, wirklich große und nachhaltige Live-Momente kreieren zu wollen? Marian Gold wahrscheinlich, der unter anderem eine tieftraurige Version von "Bring mich nach Hause" performte und dem Song damit die grenzenlose Verzweiflung entlockte, die bei Wir sind Helden noch nicht ganz so klar und unverhüllt zum Ausdruck kam. Gleichwohl ist sein Stil sehr speziell, sehr theatralisch und teilweise auch ein wenig überkandidelt und kam somit nicht bei allen Zuschauern an. Und für diese Zuschauer blieb dann eben weitgehend doch eher verwechselbarer Durchschnitt übrig, aus dem die vergleichsweise unerfahrene und auf der Couch blass gebliebene Clio mit einer klar überdurchschnittlichen Stimme und einem ordentlichen Maß an musikalischer Wandlungsfähigkeit eher noch positiv herausstach - ohne aber den einen magischen Show-Moment zu kreieren, der etwa Daniel Wirtz mit seiner grandiosen "Wenn sie diesen Tango hört"-Interpretation gelungen war.
Faktor Vielfalt: Fehlten die abseitigen Genres?
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Faktor Audience Flow: Diesmal nur Musikabend light
Und dann wäre da noch ein Thema anzusprechen, das man dem Sender selbst vorhalten kann, da er diesmal zumindest am späten Abend eher auf Sparflamme agierte. Liefen in den vergangenen Jahren noch sehenswerte frische Musiksendungen wie etwa «Meylensteine» oder «One Night Song», die gewissermaßen auch Gregor Meyle und Daniel Wirtz dafür belohnten, dass sie in ihren Staffeln als Underdogs positiv überraschten, begnügte sich VOX diesmal mit abgegriffener Ware und versendete nochmal alte «Meylensteine»-Episoden - die verdiente Strafe folgte in Form von durchweg mauen bis hin zu unterirdischen Einschaltquoten.
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Fazit: Enttäuschendes Jahr macht noch keinen Abstiegsautomatismus
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Und wenngleich auch für künftige Staffeln kaum schon im Vorfeld mit letzter Gewissheit beurteilt werden kann, wie gut andere Musiker miteinander interagieren, kann man das unterm Strich als gute Nachricht für Fans der Show interpretieren - denn es ist nicht anzunehmen, dass «Das Tauschkonzert» von nun an schrittweise seinem Ende entgegenläuft. Und auch das immer wieder mal durch die Kommentarspalten geisternde Argument, es gäbe mittlerweile kaum mehr interessante Musiker, die man für die Show akquirieren könnte, mutet nach gerade einmal 36 unterschiedlichen Namen eher abenteuerlich an - wenngleich es schwer werden dürfte, die wirklich großen Namen wie Herbert Grönemeyer, Farin Urlaub, Till Lindemann oder Campino zu engagieren. An bekannten Musikern mangelte es aber insbesondere den jüngsten drei Staffeln sicherlich nicht mehr, immerhin hat sich die Sendung einen sehr guten Ruf bei sehr vielen erfolgreichen Musikern und Produzenten erarbeitet.
Insofern sollte das Motto für VOX lauten: Mund abputzen, 2019 weiter machen - und vor allem wieder etwas geiler machen, ohne die Zukunftsträchtigkeit dieser Marke mit Drama auf Knopfdruck ernsthaft zu gefährden.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
22.06.2018 14:20 Uhr 1
Potentielle Kandidaten gibt es auch außerhalb der "großen Namen" sicherlich noch genug, auch solche, die durch eigenen Stil hervorstechen. Mir fällt hier beispielsweise Pit Baumgartner ein (Kopf hinter "De-Phazz"), der als Produzent, Komponist und Remixer auch schon jahrelang in der deutschen Musikszene mitmischt, wenn auch eher im Jazz-/Lounge-Bereich. Oder Max Mutzke, der zwar kein Underdog mehr ist, aber sicherlich ebenso Unterhaltungswert hat wie einen hohen Wiedererkennungswert. Als "Klassiker" könnte ich mir beispielsweise Stefan Zauner ("Münchener Freiheit") vorstellen und als aktuellen Chart-Stürmer Clueso (der sicherlich ähnlich passt wie Mark Forster). Oder wie wäre es mal mit Stefan Raab, der als Musiker immer noch deutlich unterschätzt wird und in so einer Sendung mal zeigen könnte, dass er viel mehr ist als der TV-Kasper, als den man ihn kennt?
22.06.2018 15:23 Uhr 2
22.06.2018 15:48 Uhr 3
Dafür ist er viel zu erfolgsorientiert und hat es nicht nötig, einen Flop zu landen oder nur Mittelmaß zu erreichen.
Die einzige Chance für ein Raab TV Comeback wäre eine ganz neue Idee, was wirklich revolutionäres.
Ich erwarte aber eher, dass er sein momentanes Projekt "Stefan Raab live" ein paar Jahre weiterführt, abseits des TV-Zirkus.