Anthologie-Serien
- abgeschlossene Geschichten mit wechselndem Cast und Charakteren als Konzept
- episodische Anthologie: Die Geschichte erstreckt sich über eine Episode
- Staffel-Anthologie: Die Geschichte erstreckt sich über eine Staffel
Mit dem immer größeren Angebot an Sendern und dem Wettbewerbsdruck gerieten die Anthologien außer Mode: Zu riskant und unwirtschaftlich wurde es, immer neue Geschichten mit immer neuen Charakteren auf die Zuschauer loszulassen. Als sicherer und logischer galt es nun, Marken zu schaffen und Charaktere, die das Publikum an sich binden. Der Cliffhanger, ein in episodischen Anthologien unmögliches Stilmittel, ist prägend vor allem für die serielle Erzählweise der 90er Jahre. Die erfolgreichsten Shows der 90er Jahre verstanden diese Erzählweise und die vereinnahmende Art der Zuschauerbindung perfekt, darunter «Akte X», «Beverly Hills, 90210» oder «Emergency Room». Auch dort gab es abgeschlossene und episodische Storylines, aber immer nur im Rahmen eines halbwegs stabilen Casts und eines übergeordneten Handlungsfadens. Der Comedy-Boom der 90er Jahre ist ebenfalls auf die starken Figurenzeichnungen zurückzuführen: Seinfeld und seine Crew, Frasier und die «Friends»-Clique wurden zu Fernsehphänomenen.

Ein entscheidender Faktor ist zudem die niedrige Einstiegsschwelle: Anthologien versprechen definitiv abgeschlossene Geschichten, entweder nach einer Folge oder einer Staffel. Dies kann ein großer Vorteil sein in einem Seriengeschäft, das hochkomplexe und lange Dramen in den 2000ern zur neuen Blaupause gemacht hatte – «Mad Men», «Breaking Bad» und den «Sopranos» sei Dank. Doch auch seitdem haben sich Gesellschaft und Entertainment-Konsum gewandelt: Fragmentierung, Second Screen, Reizüberflutung durch Smartphones und Social Media – vielleicht will oder kann mancher Zuschauer sich nicht mehr auf große, mehrjährige komplexe Seriengeschichten einlassen. Die Anthologie bietet dagegen permanent andere Reize durch neue Inhalte und Charaktere, damit auch neuen Diskussionsstoff für die Socials – und die Gewissheit, dass man nicht ein Jahr lang die Entwicklungen der vergangenen Staffel im Kopf behalten muss.
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