Der Gesamterfolg
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Und dennoch waren die 1990er das ertragreichere Jahrzehnt für die deutschen Kinos. Von 1990 bis 1999 wurden unterm Strich 1,29 Milliarden Kinotickets verkauft. Von 2010 bis 2017 wurden unterdessen 1,02 Milliarden Eintrittskarten losgeschlagen. Soll heißen: Um mit den 90ern mitzuhalten, müssen 2018 und 2019 im Schnitt jeweils 135 Millionen Kinobesuche notiert werden. Das ist machbar – 2012 sowie 2015 kamen über diesen Wert. Aber es ist aufgrund des schwachen ersten Halbjahres 2018 durchaus eine Herausforderung. Nicht zuletzt, weil die Überhits mittlerweile zur Seltenheit werden …
Die Top Ten des Jahrzehnts
Seit 2010 überboten nur zwei Filme die Marke von neun Millionen Besucherinnen und Besuchern: «Ziemlich beste Freunde» (9,16 Mio.) und «Star Wars – Das Erwachen der Macht» (9,06 Mio.), in den 90ern dagegen gelang dies fünf Filmen: «Independence Day» (9,26 Mio.), «Jurassic Park» (9,37 Mio.), der bereits erwähnte «Pretty Woman», «Der König der Löwen» (11,29 Mio. inkl. Wiederaufführung) und «Titanic» (18,08 Mio. inklusive Wiederaufführung).
Unterm Strich: Die Top Ten der erfolgreichsten Filme in den 1990er-Jahren kamen im Schnitt auf jeweils 9,51 Millionen Menschen. In den 2010ern holten die Top Ten bislang einen Schnitt von 7,59 Millionen Filmfans.
Der deutsche Marktanteil
Überraschung: Dem deutschen Film geht es in diesem Jahrzehnt wesentlich besser als in den 1990ern! Damals befanden sich nur elf deutsche (Ko-))Produktionen in den Top 100 (!) des Jahrzehnts. Dies bedeutete mit 43,86 Millionen verkauften Eintrittskarten einen Marktanteil von 9,5 Prozent am Kinogeschäft. In diesem Jahrzehnt stehen momentan 17 deutsche (Ko-)Produktionen in den Top 100, davon überbieten drei («Fack Ju Göhte», «Fack Ju Göhte 2» und «Honig im Kopf») den erfolgreichsten deutschen Film der 1990er («Der bewegte Mann» mit 6,5 Mio. Interessenten). In den 2010er-Jahren kamen die deutschen (Ko-)Produktionen aus den Top 100 alles in allem auf 63,04 Millionen eingelöste Eintrittskarten.
Die Genrevielfalt
Abseits des großen, actionbasierten Blockbusterkinos gab es in den 1990ern auch Filme aus folgenden Genres, die mindestens vier Millionen Tickets losgeworden sind: Katastrophenfilm («Titanic», «Armageddon»), Animationsmusical («Der König der Löwen», «Aladdin», «Die Schöne und das Biest», «Arielle, die Meerjungfrau»), Romanze («Pretty Woman», «Bodyguard», «Notting Hill», «Die Braut, die sich nicht traut», «Vier Hochzeiten und ein Todesfall», «Während du schliefst»), Drama («Der mit dem Wolf tanzt», «Schindlers Liste», «Der Rosenkrieg», «Der Pferdeflüsterer», «Nicht ohne meine Tochter»), Komödie («Der bewegte Mann», «Kevin – Allein zu Haus», «Die Flintstones», «Bean», «Mrs. Doubtfire», «Kuck mal, wer da spricht», «Kevin – Allein in New York», «Dennis»), Familienfilm («Ein Schweinchen namens Babe»), Animationsabenteuer («Tarzan», «Mulan»), Dramödie («Sister Act»), deutsche Comicadaption (die «Werner»-Filme), Abenteuer («Robin Hood – König der Diebe»), Erotikthriller («Basic Instinct»), Parodiefilm («Hot Shots! - Der zweite Versuch», «Die nackte Kanone 2 ½») und Mysterythriller («The Sixth Sense»).
In den 2010ern wiederum übernahmen neben dem actionreichen Blockbusterkino auch Filme aus folgenden Genres die besagte Hürde: Dramödie («Ziemlich beste Freunde», «Honig im Kopf»), Komödie (die «Fack Ju Göhte»-Reihe, «Hangover 2»), Trickkomödien («Minions», «Ice Age 4», «Ich – Einfach unverbesserlich 3»), Fantasy («Der Hobbit»-Reihe, «Harry Potter 7.1 und 7.2»), Trickmusical («Die Eiskönigin»), Western («Django Unchained») und Romanze («Kokowääh») sowie Erotikromanze («Fifty Shades of Grey»).
Ja, und nun?
Der Kinovergangenheit hinterher zu trauern ist vergebens: Das Kino der 90er, und vor allem das Kinogeschäft der 90er, hatte seine Vorzüge, aber auch seine Nachteile. Das deutsche Kino hat sich seither wieder entfaltet und Disney dominiert nicht mehr allein den Animationsfilmmarkt – dafür ging uns der klassische Zeichentrickfilm weitestgehend verloren und schwermütige Filme sind nicht mehr so leicht an den Mann und die Frau zu bringen. Aber das muss ja nicht so bleiben. Das Kino lebt weiter – und wir dürfen gespannt sein, wo es sich hin entwickelt.
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