Die Kino-Kritiker

Quatsch im zweiten Aufguss: «Super Troopers 2»

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Siebzehn Jahre nach dem ersten Film bringt Jay Chandrasekhar mit «Super Troopers 2» eine inszenatorisch längst überholte Blödelcomedy auf die Leinwand, die es nicht einmal mehr in den Neunzigern wirklich gebraucht hätte.

Filmfacts: «Super Troopers 2»

  • Start: 5. Juli 2018
  • Genre: Komödie
  • Laufzeit: 99
  • FSK: 12
  • Kamera: Joe Collins
  • Musik: Eagles of Death Metal
  • Buch: Broken Lizard
  • Regie: Jay Chandrasekhar
  • Darsteller: Jay Chandrasekhar, Kevin Heffernan, Steve Lemme, Erik Stolhanske, Paul Soter, Rob Lowe, Brian Cox, Lynda Carter
  • OT: Super Troopers 2 (USA 2018)
Schauspieler Brian Cox bringt die Resonanz auf den ersten Teil der «Super Troopers»-Reihe unverblümt auf den Punkt: „Für diesen Film habe ich die schlimmsten Kritiken meiner Karriere bekommen!“ – das steht sogar im Presseheft zur Fortsetzung; ganz so, als wolle man sich auch ein wenig damit brüsten. Gleichzeitig wird man nicht müde, zu betonen, dass «Super Troopers – Die Superbullen» unter den Zuschauern in den letzten 17 Jahren zu einem Kult geworden ist. Immerhin sei man mit der Inszenierung eines Sequels vor allem den ausdrücklichen Wünschen der Fans nachgekommen. Tatsächlich verrät der Blick auf die internationalen Filmbewertungsportale, dass die Verantwortlichen damit gar nicht so Unrecht haben. Nicht zuletzt spielte die drei Millionen US-Dollar teure Produktion allein an den Kinokassen das Sechsfache wieder ein. Aber der Humor von «Super Troopers» war schon 2001 kaum noch zeitgemäß.

2018 mit ähnlichen Pointen aufzufahren, wo doch schon Filme wie die «Stooges»-Neuauflage oder die «Dumm und dümmer»-Fortsetzung bewiesen haben, dass davon dann nicht einmal mehr die Liebhaber so richtig begeistert sind, ist mutig – und die Macher rennen mit diesem Ansatz lachend in die Kreissäge. Der überragenden Chemie innerhalb des wiederkehrenden Ensembles zum Trotz, ist «Super Troopers 2» absoluter Quatsch – und das ist nicht positiv zu verstehen.

Franzosen gegen Amis


Bisher ging es an der nördlichen amerikanisch-kanadischen Grenze verhältnismäßig ruhig zu. Doch dann stellt sich heraus, dass einst eine Grenzmarkierung falsch gesetzt wurde – und das Grenzgebiet zwischen den beiden nordamerikanischen Ländern wird zum Mittelpunkt eines internationalen Konflikts: Eine ehemals franko-kanadische Stadt befindet sich plötzlich auf US-amerikanischem Staatsgebiet. So erhalten die in Ungnade gefallenen Vermont Highway Patrol Officers Thorny (Jay Chandrasekhar), Farva (Kevin Heffernan), Rabbit (Erik Stolhanske), Foster (Paul Soter) und Mac (Steve Lemme) von ihrem Vorgesetzten Captain O’Hagan (Brian Cox) und von Gouverneurin Jessman (Lynda Carter) die Chance, ihre Verfehlungen ungeschehen zu machen: Sie sollen die Polizeiwache in der Stadt übernehmen und für Recht und Ordnung sorgen…

Dass sämtliche Darsteller den Umständen entsprechend solide agieren und es unter den Akteuren einfach stimmt, sei bereits an dieser Stelle erwähnt, denn es ist über weite Strecken das Einzige, was sich «Super Troopers 2» an Qualitäten abgewinnen lässt. Die bereits im ersten Teil in den Rollen der unkonventionellen Cops zu sehenden Darsteller sind auch diesmal wieder mit an Bord und haben nichts an ihrem Mut zur Albernheit eingebüßt. Jay Chandrasekhar («The Babymakers»), wieder als Regisseur, Drehbuchautor und einer der Hauptdarsteller zu sehen, Kevin Heffernan («Die Goldbergs»), Erik Stolhanske («Liebe lieber ungewöhnlich»), Paul Soter («Don’t Miss Moments») und Steve Lemme («Ein Duke kommt selten allein») geben sich alle Mühe, in ihren Paraderollen zu brillieren, genauso wie Rob Lowe («Monster Trucks») einen ordentlichen Job macht und als überdrehter Bürgermeister gefällt.

Das Comedy-Kollektiv „Broken Lizard“ war in dieser Konstellation zwischen beiden «Super Troopers»-Teilen auch noch in diversen anderen Komödien ähnlicher Couleur zu sehen. Darunter «Club Mad», «Bierfest» und «The Slammin‘ Salomon». Da wächst man zwangsläufig als Team zusammen und tatsächlich besitzt die Interaktion unter den Darstellern etwas natürlich-intuitives. Doch davon einmal abgesehen, fehlt es «Super Troopers 2» darüber hinaus an Cleverness und einer Story, die auch Nicht-Fans der Combo in irgendeiner Form mitreißen könnten.

Überholt, unlustig, lahm


Seien wir ehrlich: Bei einem Film wie «Super Troopers» die Geschichte aufgrund ihrer Banalität zu kritisieren, ist einfach. Natürlich darf man auch im zweiten Teil weder tiefschürfende Charaktermomente erwarten, noch erzählerische Sperenzchen; sogar ein Plottwist ist am Ende eher dazu da, aus seiner reinen Existenz noch einmal einen Gag zu machen, anstatt ernsthaft überraschen zu wollen. Die Story – die Ami-Cops liefern sich mit französischen Polizisten einen Wettkampf um die Gunst der kanadischen Bewohner – dient lediglich dazu, plumpe Gags halbwegs chronologisch nachvollziehbar aneinanderzureihen. Und ein Subplot um einen Waffen- und Rauschgifthandel in dem kleinen Kaff ist vor allem dafür da, um die Hauptdarsteller Drogen konsumieren zu lassen. Wenigstens kommt durch diese angedeuteten Crime-Elemente ein Hauch Spannung in die ganze Schose, doch natürlich ist das nicht das, worum es in «Super Troopers 2» geht. Im Vordergrund stehen die Gags – und da von denen eben nur ein winziger Bruchteil zündet, weil der Aufbau sowohl uninspiriert als auch vorhersehbar ist und die Pointen halbgar bis völlig dumm, funktioniert der Film an entscheidender Stelle kaum.

Ein Schmunzeln kann einem «Super Troopers 2» immer dann abgewinnen, wenn eine Szene deutlich an eine bereits bekannte angelehnt ist. Da stürzt zum Auftakt direkt einmal ein ganzer Van in Zeitlupe um und die im Close-Up eingefangenen Gesichtsausdrücke sind schon irgendwie ganz witzig anzuschauen – nur dass man das Ganze in «Anchorman» eben schon deutlich kreativer gesehen hat. Auch altbekannte, aber mit angenehmer Trockenheit vorgetragene Späße zum Konflikt zwischen den Amerikanern und Franzosen, die mit Vorurteilen nicht geizen, gehören in ihrem Timing noch zu den besseren Comedy-Elementen des Films. Hinzu kommen zwei sympathische Gastauftritte, die ungewollt (?) darauf aufmerksam machen, dass der Film allenfalls in die Neunziger gehört, nicht aber ins Jahr 2018. Der Rest ist vorwiegend Slapstick und es gibt wieder jede Menge Unter-der-Gürtellinie-Humor. Jeder muss selbst entscheiden, ob er im Akkord von sich gegebene Fäkalworte und Beschimpfungen lustig findet, oder ob er darüber lachen kann, wenn Jemand sich in einem Dixie-Klo vor einem Bären versteckt, es umkippt und er anschließend über und über mit Kot bedeckt ist.

Doch die zwischendrin immer mal wieder platzierte, unterschwellig anklingende Schwulen- und Frauenfeindlichkeit, sind – gelinde gesagt – einfach von gestern und keine Geschmacksfrage. In «Super Troopers 2» steckt jede Menge Naivität und Simplizität. Und vielleicht hat das vor knapp zwei Jahrzehnten irgendwie auch mal funktioniert. Doch mittlerweile ist das alles einfach nicht mehr zeitgemäß und am Ende auch viel zu kalkuliert, um lustig zu sein.

Fazit


Aus dem Film selbst erschließt sich nicht, weshalb es «Super Troopers 2» in die Kinos geschafft hat. Die Komödie kann außer einem stimmigen Cast lediglich Peinlichkeiten und zum Großteil nicht funktionierende Gags vorweisen. Und da haben wir mit der Story noch nicht einmal angefangen…

«Super Troopers 2» ist ab dem 12. Juli in den deutschen Kinos zu sehen.

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