Seltenes ist beim WDR-Rundfunkrat passiert: Das Gremium hat in Einzelbereichen die Entwicklung seiner Radiowellen WDR2 (Information) und WDR4 (Unterhaltung, Oldies) kritisiert. Beide Wellen wurden zuletzt größeren Umbauten unterzogen, für die die Sendeanstalt Valerie Weber als Hörfunkdirektorin geholt hatte. Weber hatte zuvor Antenne Bayern zum mit Abstand erfolgreichen Radioanbieter Deutschlands gemacht - mit Hilfe von Gewinnspielen, Marketing-Aktionen und - wie manche behaupten - zu lasten (journalistischer) Qualität. Jetzt stört auch auch der Rundfunkrat an manchen dieser Kiffe, wie am Dienstag veröffentlicht wurde.
In einem von den Professoren Konrad Scherfer und Helmut Volpers erstellten Gutachten, das beide Programme vergleicht und dem zugrunde die Sendewoche einer Beispielwoche vor der Reform und einer Woche nach der Reform liegen, heißt es: “Die Gutachter kritisieren die hohe Zahl von Gewinnspielen in beiden Wellen; eine weitere Zunahme könnte insbesondere den öffentlich-rechtlichen Charakter von WDR 2 infrage stellen. Dem Anspruch, die journalistische Qualität von WDR 2 und WDR 4 zu stärken, wird allerdings der Rückgang der Formatvielfalt nicht gerecht.” Sei seien aufwändige, gebaute Beiträge mit O-Tönen trotz des Starts eines “Mittagsmagazins” bei WDR2 ebenso seltener zu hören wie Radio-Comedys. Stattdessen käme “Moderatoren-Geplauder” (O-Ton!) und Hinweise in eigener Sache häufiger vor.
Die Gutachter fanden auch Positives: Beide Programme seien besser auf ihre Zielgruppen zugeschnitten. Bei WDR 2 ist die Informationsleistung demzufolge weiter auf hohem Niveau. Dagegen hat die Unterhaltungswelle WDR 4 zwar am Wochenende Erfolg mit regional geprägtem Programm. Offenbar gibt es also die Empfehlung zu Nachbesserungen, wenngleich es aus dem Rundfunkrat heißt: "Insgesamt zeigen die Reformen solide Erfolge", sagt der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums, Andreas Meyer-Lauber. "Bei der Programmqualität allerdings, die für den WDR-Rundfunkrat im Vordergrund steht, gibt es Ansatzpunkte zur Verbesserung."
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