Woody Allen sieht sich nie seine eigenen Filme an. Als Grund dafür gab er in einem Interview mit dem Hamburger Magazin stern an, sie seien "zu leichtes Zeugs". Seinen ersten Film «Take the Money and Run» von 1968 hat er sich "bis heute nicht wieder angeschaut".
Im stern-Interview bekennt der Starregisseur, dessen Film «Melinda und Melinda» jetzt in deutsche Kinos kommt, dass ihm "sehr unterhaltsame Sachen" nur gelängen, wenn er sich "klein, niedergeschlagen und nichtswürdig" fühle. "Hätte ich allerdings die Wahl, würde ich lieber weniger leiden und dafür in Kauf nehmen, weniger komisch zu sein."
Ängste und Leiden plagen Allen seit seinem fünften Lebensjahr, obwohl er bis dahin glücklich war und "nie etwas Tragisches" erlebt habe. Damals sei ihm aber die Erkenntnis gekommen, dass er sterblich sei, "und eines Tages alles das Klo runterrauschen wird: ich, meine Eltern, unsere Wohnung – einfach alles". Als er begriffen habe, "dass das wahre Bild allen menschlichen Lebens ein verschlingendes Toilettenrohr ist, verschwanden jede Niedlichkeit und alle Begeisterung aus mir. Stattdessen begann mein Körper, Angst zu produzieren." Das habe bis heute nicht aufgehört.
Die Arbeit als Filmemacher betrachtet Allen deshalb auch als Ablenkung von seinen existenziellen Problemen. "Meine Filmerei ist wie Korbflechten in Irrenanstalten: Der Patient fühlt sich dabei etwas besser." Um sich vor der Realität zu verstecken, würde Allen "am liebsten ganz in meinen Filmen leben".
"Extremes Glück" habe Allen allerdings mit seiner Ehefrau Soon-Yi: "Wir sind Sadist und Masochist: Der eine schlägt für sein Leben gern, und der andere will unbedingt geprügelt werden. Wir sind wirklich die perfekte Paarung."