TimeWarner ist Geschichte – es lebe WarnerMedia! Zumindest vorerst! Im Juni 2018 durfte der Telekommunikationsriese AT&T die Aktiengesellschaft für rund 85 Milliarden US-Dollar übernehmen und bereits wenige Tage später stand ein Aktionsplan fest. Innerhalb von einer Woche wurde die Aktiengesellschaft TimeWarner in WarnerMedia umgetauft und in den AT&T-Konzern integriert. Am Donnerstag legte das Justizministerium auf Druck von US-Präsident Donald Trump Berufung gegen das Urteil ein. Damit hatten die AT&T-Verantwortlichen nicht gerechnet, denn der zuständige US-Richter hatte den Deal sogar ohne Auflagen genehmigt.
Zuvor hatten die Konzernchefs von AT&T einen Plan für den profitablen Pay-TV-Sender HBO entwickelt. Der AT&T-Manager John Stankey ist innerhalb des Konzerns für Home Box Office (HBO) verantwortlich und soll den Pay-TV-Anbieter voranbringen. Das Unternehmen soll deutlich mehr Serien produzieren, um damit das eigene Programm zu füllen. Bisher konzentriert sich der Sender auf hochwertige Produktionen wie «Game of Thrones», «Westworld» und «True Detective». Das aber ist den Verantwortlichen des Kommunikationsriesen zu wenig. „Wir müssen in Stunden pro Tag rechnen. Nicht in Stunden pro Woche oder Stunden pro Monat. Wir brauchen jeden Tag Stunden. Wir konkurrieren mit Geräten, die die Menschen den ganzen Tag in ihren Händen halten und die ihre Aufmerksamkeit alle 15 Minuten verschlingen“, so Stankey.
Schon die Übernahme von TimeWarner war ein klares Zeichen: Das Telekommunikationsunternehmen AT&T will nicht nur die Netze für Breitband- und mobiles Internet liefern, sondern auch die passenden Inhalte bereitstellen. Mit dem Kauf von HBO, dem Nachrichtenkanal CNN, kleineren Sender wie TNT und TBS und dem Serien- und Filmproduzenten Warner Bros. hat man Spezialisten für Unterhaltung im Konzern bekommen. Dieser Schritt ist logisch und könnte ebenfalls für Deutschland ein Modell sein. Vergleichbar wäre diese Transaktion mit einem Kauf von ProSiebenSat.1 durch die Deutsche Telekom. Auch hier gäbe es auf dem Papier Synergien wie im mobilen Streaming und der Verbreitung im IPTV. Dienste wie Spotify und Co. bevorzugt die Deutsche Telekom schon. Mit Entertain versucht man zudem im Bereich Pay-TV Fuß zu fassen. Sollte das nicht klappen, könnte der Kauf einer Senderkette – ähnlich wie in den USA – einen deutlichen Schub bringen.
Zurück nach New York: Die Branche glaubt, dass mit mehr Serien auch die inhaltliche Qualität der Formate sinkt. Tatsächlich tut sich der Streaming-Dienst Netflix schwer, einen Nachfolger von «House of Cards» zu finden. Die Marvel-Serien bei Netflix werden, so sagen es die Fachblätter, zunehmend schwächer. Könnte dieses Schicksal auch HBO drohen? Das Unternehmen könnte sich dennoch auf Qualitätsformate drehen, aber gleichzeitig für leichtere Themen öffnen.
Ein gutes Beispiel ist hier die Netflix-Serie «Love», die drei Jahre lang das Leben der zwei Singles Gus und Mickey erzählt. Die beiden finden zwischenzeitlich zusammen und haben eine aufregende Zeit mit Höhen und Tiefen. Das Format erhielt überwiegend positive Kritiken, ist aber deutlich „leichter“ als ein «Game of Thrones».
Tatsächlich ist das Programm von HBO recht überschaubar. Das Unternehmen betreibt die sieben Sender: HBO, HBO2, HBO Signature, HBO Family, HBO Comedy, HBO Zone und HBO Latino. Letzterer ist eine spanische Version des Aushängeschilds HBO. Das Programm wird von Filmwiederholungen dominiert und die Serienpremieren finden vorwiegend am Sonntagabend statt. Die Verantwortlichen von AT&T wollen den Pay-TV-Anbieter fit für die Zukunft machen. Die Streaminganbieter Amazon, Netflix und Hulu werfen deutlich mehr Inhalte zu einem viel günstigeren Preis auf den Markt.
Das nächste Jahr werde hart, sagte HBO-Aufseher John Stankey. HBO soll den Gewinn vergrößern, mehr Kunden erreichen und mehr Inhalte produzieren. Stankey sagte aber auch, dass man in zwölf Monaten auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken werde. Was Stankey zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: US-Präsident Donald Trump will den Deal rückgängig machen. Allerdings waren AT&T und TimeWarner keine Konkurrenten, sondern der Kauf war eine „vertikale Fusion“ und die galt als wenig bedenklich. Trump, so wird vermutet, hat ein anderes Ansinnen. Möglich, dass er CNN, das er bekanntlich nicht mag, schlicht Probleme bereiten möchte.
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