Frankreich und Kroatien: Wie verlief der Weg der Finalisten?
Die beiden Finalisten brauchten erwartungsgemäß erst einmal etwas Anlaufzeit, um zur ganz großen Form aufzulaufen: Frankreich debütierte vor 5,19 Millionen Zuschauern gegen Australien, womit die Partie zu den reichweitenschwächsten der WM gehörte - allerdings auch schon um 12 Uhr mitteleuropäischer Zeit angestoßen wurde und damit so früh wie keine einzige andere. Die damit verbundenen Marktanteile von 48,6 Prozent aller bzw. 49,2 Prozent der jüngeren Zuschauer konnten sich entsprechend dann doch sehen lassen, bevor das zweite Vorrundenspiel gegen Peru (17 Uhr) mit 7,33 Millionen zwar eine deutlich höhere Zuschauerzahl erzielte, mit 42,3 und 44,4 Prozent allerdings sogar etwas schwächere Marktanteile. Ähnlich sah es für die dritte Partie gegen Dänemark aus, die auf 44,0 und 45,8 Prozent bei 6,26 Millionen gelangte.
Überraschungsfinalist Kroatien hatte zu Beginn ganz offensichtlich so gut wie niemand auf der Rechnung, wie die wirklich schwachen Werte für das Auftaktspiel gegen Dänemark zeigen: Nur 8,47 Millionen sahen am Samstagabend um 21 Uhr zu, was angesichts dieser prominenten Sendezeit für gerade einmal 33,4 Prozent Marktanteil langte - einzig und alleine die beiden abendlichen Vorrundenspiele, die unmittelbar nach dem Deutschland-Aus über den Äther gingen, erreichten einen noch schwächeren Gesamt-Marktanteil. Bei den 14- bis 49-Jährigen sah es mit 39,9 Prozent bei 3,18 Millionen etwas besser aus, aber keineswegs grandios. Auch das sportlich nun wirklich interessante Spiel gegen Argentinien lief um 20 Uhr mit 36,9 und 42,0 Prozent bei immerhin 10,90 Millionen nicht allzu grandios, das letzte Gruppenspiel der Kroaten gegen Island wurde dann sogar auf One abgeschoben. Von einer frühen Euphorie um die kroatische Elf konnte hierzulande allerdings trotz dreier Siege nun wahrlich keine Rede sein.
Im Achtelfinale bekamen es die Franzosen dann mit den in diesem Jahr reichlich schwächelnden Argentiniern (16 Uhr) zu tun, was am Samstag immerhin 6,98 Millionen Menschen zum Einschalten bewegte und zu starken Marktanteilen von 50,1 Prozent insgesamt sowie 52,5 Prozent der 14- bis 49-Jährigen führte. Die Kroaten wiederum mussten am Sonntagabend gegen Dänemark ran, was am stärksten Fernsehabend der Woche 12,77 Millionen Menschen interessierte - kein Achtelfinalspiel wurde stärker frequentiert. Die Marktanteile von 41,9 und 46,6 Prozent ragten jedoch noch immer nicht wirklich heraus. Auch im Viertelfinale lief die Partie der Franzosen gegen Uruguay einmal mehr am Nachmittag, was zwar starke Marktanteile von 55,2 und 53,3 Prozent, aber mit 8,81 Millionen eben wiederum keine wirklich überragende Zuschauerzahl mit sich brachte. Das dramatische Abendspiel der Kroaten gegen Gastgeber Russland stellte hingegen mit 14,08 Millionen einen neuen vorläufigen Reichweiten-Rekord auf (für die Spiele ohne deutsche Beteiligung), die Marktanteile lagen jedoch mit 53,1 und 57,2 Prozent auf ähnlichem Niveau wie jene der Franzosen.
Im Halbfinale wurde dann endlich mal ein Frankreich-Spiel zu abendlicher Stunde ausgestrahlt, die für viele Experten als vorgezogenes Finale bezeichnete Partie gegen Belgien zog im direkten Vergleich mit jener der Kroaten gegen England dennoch den Kürzeren - wohl auch, weil letztere in die Verlängerung ging. Das erste Halbfinale sahen 18,25 Millionen Menschen und damit 53,4 Prozent aller Fernsehenden, das zweite steigerte sich dann nochmals auf 19,23 Millionen und 58,5 Prozent. Bei den Jüngeren wurden zunächst 58,3 Prozent bei 6,60 Millionen und anschließend 61,4 Prozent bei 6,69 Millionen generiert. Und im Finale kam es dann schließlich noch zum Aufeinandertreffen der beiden Nationen, das als einziges Spiel dieses Turniers ohne deutsche Beteiligung die 20-Millionenmarke knackte. Genauer gesagt wurden 21,32 Millionen Zuschauer erreicht, was am Sonntagnachmittag ab 17 Uhr mit tollen 76,1 Prozent Marktanteil einherging. Bei den 14- bis 49-Jährigen lief es derweil mit 7,65 Millionen sowie 77,2 Prozent sogar noch ein klein wenig besser.
Belgien und England: Wie stark performten die weiteren Halbfinalisten?
Diese Weltmeisterschaft ebenfalls bereichert haben ohne Frage auch die Teams aus Belgien und England, wenngleich es letztlich nicht zum ganz großen Triumph langte. Belgien begann zunächst einmal recht devot gegen die Underdogs des Turniers aus Panama (17 Uhr) und legte unspektakuläre 38,9 und 43,9 Prozent bei 6,76 Millionen hin. Auch gegen Tunesien (14 Uhr) war angesichts von 42,3 und 42,6 Prozent bei 6,03 Millionen zunächst einmal nicht viel mehr zu holen. England spielte in derselben Gruppe und tat sich gegen Tunesien (20 Uhr) mit 34,0 und 41,1 Prozent bei 10,14 Millionen und Panama (14 Uhr) mit 39,9 und 42,3 Prozent bei 6,97 Millionen zunächst einmal ähnlich schwer, wirklich überzeugende Werte zu erzielen. Das erste Aufeinandertreffen der beiden späteren Halbfinalisten zum Ende der Vorrunde war zwar rein sportlich gesehen schon ein echter Leckerbissen, fiel aber mitten in den deutschen WM-Kater - und floppte zum Ende der Vorrunde mit nur 28,1 und 32,7 Prozent bei 8,01 Millionen so arg wie kein anderes Abendspiel.
Im Achtelfinale durften dann beide Mannschaften am Abend ran, wobei das Spiel der Engländer gegen Kolumbien mit 44,7 Prozent aller respektive 47,7 Prozent der jüngeren Konsumenten bei einer Reichweite von 12,49 Millionen deutlich stärker unterwegs war als jenes der Belgier gegen Japan, das auf unspektakuläre 38,5 und 43,1 Prozent bei 11,24 Millionen gelangte. Im Viertelfinale trumpften die Belgier dann mit starken 13,98 Millionen und 48,3 bzw. 52,7 Prozent gegen Brasilien (20 Uhr) auf, das sportlich weitaus weniger spannende Spiel der Engländer gegen Schweden (16 Uhr) erreichte mit 56,1 und 58,4 Prozent bei 8,68 Millionen aber sogar klar höhere Marktanteile - im Semifinale hatte das Spiel der Insulaner dann ohnehin die Nase vorne. Das Spiel um den dritten Rang schließlich wurde am Samstagnachmittag (16 Uhr) unter anderem gegen das Wimbledon-Frauenfinale ausgestrahlt und erreichte somit wahrlich keine spektakulären Zahlen: Gerade einmal 52,7 und 49,4 Prozent wurden bei 8,53 Millionen Zuschauern verzeichnet.
Kurz, aber überragend: Der Weg der deutschen Elf
Viel schneller als von nahezu allen seriösen Experten war die WM für die Jungs von Joachim Löw vorbei, gerade einmal drei Spiele gab es zu bewundern. Die waren dafür aber abgesehen vom Finale die Einzigen, denen es gelang, weit mehr als 20 Millionen Zuschauer zu erzielen. Schon das erste Spiel gegen Mexiko (17 Uhr) war mit 25,96 Millionen ein gigantischer Quotenhit für das ZDF und erreichte unglaubliche 81,3 Prozent aller bzw. 85,1 Millionen der jüngeren Konsumenten. Die aus deutscher Sicht einzige erfolgreiche Partie gegen Schweden kam dann am Samstagabend ab 20 Uhr sogar auf 27,53 Millionen, wovon 10,79 Millionen im Alter zwischen 14 und 49 Jahren waren - keine andere WM-Übertragung sollte an diese Werte heranreichen. Die stärksten Marktanteile des Turniers hob man sich allerdings für das geschichtsträchtige Debakel gegen Südkorea auf: 87,4 Prozent aller und 90,8 Prozent der jüngeren Konsumenten sahen fassungslos zu, wie die mit Stars gespickte Elf gegen ein absolutes Durchschnittsteam beim Vorhaben versagte, zumindest ein einziges Tor zu erzielen. Die Reichweite belief sich mittwochs ab 16 Uhr auf 25,44 Millionen.
Interessant im Vergleich zu den vergangenen Fußball-Weltmeisterschaften ist angesichts dessen der Umstand, dass die drei Vorrundenspielen mit deutscher Beteiligung mit durchschnittlich 26,31 Millionen Zuschauern auf ähnlicher Flughöhe unterwegs waren wie 2010 (26,37 Millionen) und 2014 (26,05 Millionen) und die damit verbundenen Marktanteile mit 81,7 Prozent insgesamt bzw. 86,4 Prozent sogar etwas stärker ausfielen als bei den beiden vergangenen Turnieren. Das spricht elementar gegen die vor allem nach dem frühen Ausscheiden verstärkt zu vernehmende These, dass schon das Grundinteresse und die Grundeuphorie hierzulande nicht so stark gegeben war wie bei vorherigen Turnieren. Übrigens: Im retrospektiv so stark verklärten Sommermärchen-Jahr 2006 fielen die Werte mit 76,8 und 78,7 Prozent bei 21,75 Millionen sogar vergleichsweise deutlich ab. Wenngleich zu betonen ist, dass in die Einschaltquoten jene Menschen nicht inkludiert sind, die etwa in Kneipen oder beim Public Viewing zusahen - ein Trend, der massiv mit der Heim-WM in Verbindung gebracht wird.
Fazit: ARD und ZDF verlieren massiv - wegen des Deutschland-Flops
Unterm Strich kamen die 56 Spiele, die ARD und ZDF in den vergangenen vier Wochen von der Fußball-Weltmeisterschaft im Hauptprogramm ausgestrahlt haben, auf eine durchschnittliche Reichweite von 9,99 Millionen, was einem Marktanteil von 45,3 Prozent entsprach. Damit verlor der Wettbewerb oberflächlich betrachtet erst einmal massiv an Zuspruch, da 2014 noch 12,05 Millionen und 51,2 Prozent und auch 2010 immerhin noch deutlich stärkere 11,06 Millionen und 47,7 Prozent auf dem Papier standen. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren mutet der erste Blick ähnlich dramatisch an: 3,51 Millionen und 47,8 Prozent waren hier ungleich weniger als im Zuge der WM in Brasilien, wo fantastische 4,94 Millionen und 52,6 Prozent zu Buche standen, während in Südafrika 4,79 Millionen und 49,2 Prozent ausgewiesen wurden.
Wie gravierend sich das Fehlen von vier Begegnungen mit deutscher Beteiligung auf die Gesamtbilanz niederschlug, sollte dabei allerdings nicht unerwähnt bleiben. Exkludiert man sämtliche Spiele mit deutscher Beteiligung, kommt die WM in Russland nämlich unterm Strich auf 9,07 Millionen Zuschauer und 43,2 Prozent insgesamt bzw. 45,6 Prozent der jüngeren Konsumenten. Das ist nur etwas weniger als 2014, als jene Partien im Mittel auf 46,5 und 47,6 Prozent bei 9,69 Millionen zu verweisen hatten und sogar etwas mehr als 2010, wo hierfür 42,7 und 44,1 Prozent bei 8,84 Millionen auf dem Papier standen. Und wenngleich auch diese Rechnung nicht komplett fair ist, da den vergangenen beiden WMs somit einige quotenstarke Final- und Halbfinalpartien "verloren gehen", die auch ohne deutsche Beteiligung den Gesamtschnitt sicherlich ein wenig nach oben katapultiert hätten, ist grundsätzlich zu betonen: Dass ARD und ZDF diesmal auf nicht ganz so überragende Werte kamen wie zuletzt, hängt zu einem ganz großen Teil mit der Performance der Nationalelf zusammen.
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