Seite 2
Platz 6: «The Rocky Horror Picture Show» (2,75 Millionen Ticketverkäufe)
Der Kulthit, der läuft und läuft und läuft: 1975 in den USA gestartet, kam Jim Sharmans «The Rocky Horror Picture Show» zwei Jahre später nach Deutschland. Und daraufhin hat dieses irre Musical, das sich vor B-Movies vergangener Tage verneigt und heteronormatives Denken hinfort singt, weg tanzt und mit stolzer Campiness verjagt, die deutsche Kinoszene nie wieder verlassen: Die Museum Lichtspiele in München haben den schrillen Klassiker, der zu einem guten Teil auch von der Publikumsinteraktion lebt, seit der Uraufführung nicht mehr aus ihrem regulären Programm genommen. Und die unter anderem von Tim Curry gesungenen Lieder aus der Feder von Richard O'Brien dürften wohl auch nicht mehr aus der Popkultur hinweg zu denken sein. Gut möglich, dass die Dunkelziffer der «Rocky Horror»-Kinobesuche deutlich höher ist als offiziell notiert …
Platz 5: «Die Schöne und das Biest» (3,42 Millionen Ticketverkäufe)
Der Disney-Zeichentrickklassiker aus dem Jahr 1991 lief in Deutschland erst 1992 an – wurde damals mit 5,18 Millionen Besucherinnen und Besuchern dafür aber auch zum erfolgreichsten Film des Jahres. Dies war dem von Bill Condon inszenierten Realfilm-Remake nicht vergönnt, stattdessen wartete auf Emma Watson, Dan Stevens, Ewan McGregor, Luke Evans, Josh Gad und Co. Rang fünf der Jahrescharts. In den USA hingegen holte «Die Schöne und das Biest» sich, begleitet von Alan Menkens und Howard Ashmans Evergreens aus dem Originalfilm sowie neuen Liedern aus der Feder von Menken und Tim Rice (Texter bei «Der König der Löwen»), Platz zwei der Jahrescharts.
Platz 4: «Mary Poppins» (4,00 Millionen Ticketverkäufe)
In den USA ist «Mary Poppins» inflationsbereinigten Zahlen zufolge einer der 25 erfolgreichsten Filme aller Zeiten. In Deutschland ist die Popularität des magischen Kindermädchens, so weit den Publikumszahlen aus den 60er-Jahren zu trauen ist, nicht ganz so groß. Doch Robert Stevensons tricktechnisch ausgefeiltes, fröhliches und doch auch schwelgerisches Musical mit vereinzelten Zeichentrickelementen sollte sich mit Platz vier der erfolgreichsten Musicalfilme in der Bundesrepublik ebenfalls supercalifragilisticexpialigetisch fühlen. Fünf Academy Awards winkten dem filmischen Meilenstein voller Evergreens der Gebrüder Richard und Robert Sherman, darunter einer für Julie Andrews' unvergessliche Schauspielleistung in der Titelrolle. Ende 2018 startet eine Fortsetzung der beliebten Walt-Disney-Produktion, und zwar inszeniert von «Chicago»-Regisseur Rob Marshall. Dann spielt Emily Blunt die Titelfigur der Mary Poppins.
Platz 3: «My Fair Lady» (4,22 Millionen Ticketverkäufe)
In den USA lief «My Fair Lady» 1964 an, also im selben Jahr wie «Mary Poppins». Beide Musicals wurden als bester Film für den Oscar nominiert, wobei die Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks von Frederick Loewe und Alan Jay Lerner mit dem begehrten Goldjungen nach Hause ging. Zudem kam das elegant ausstaffierte Musical mit Audrey Hepburn und Rex Harrison in den Hauptrollen zügiger nach Deutschland – «Mary Poppins» lief hier erst 1965 an. George Cukors von der «Pygmalion»-Geschichte inspirierte Regiearbeit über einen Phonetiker, der die Wette eingeht, eine derbe Blumenverkäuferin zur feinen Dame ausbilden zu können, ließ Lieder wie 'Es grünt so grün' und 'Ich bin gewöhnt an ihr Gesicht' in die Popkultur eingehen. Zudem erhielt die fast dreistündige Filmversion von «My Fair Lady» insgesamt acht Oscars.
Platz 2: «Mamma Mia!» (4,30 Millionen Ticketverkäufe)
Vollgepackt mit Chartkrachern der Kult-Popgruppe ABBA ist «Mamma Mia!» mit weitem Abstand das erfolgreichste sogenannte Jukebox-Musical in Deutschland. Sonstige Musicalfilme, die bereits existierende Hits nehmen und die Story um sie herum stricken, fallen hierzulande sonst auf die Nase: Der Glamrock-Film «Rock of Ages» mit Tom Cruise scheiterte an der 100.000-Eintrittskarten-Grenze, ebenso wie der 80er-Hit-Musicalfilm «Walking on Sunshine». Regisseurin Phyllida Lloyd unterdessen gelang mit der Popkomödie «Mamma Mia!» ein Sensationserfolg – nicht nur in Deutschland. Meryl Streep, Pierce Brosnan, Colin Firth, Stellan Skarsgård, Julie Walters, Dominic Cooper, Amanda Seyfried und Christine Baranski sangen und tanzten sich im Jahr 2008 zu mehr als 615 Millionen Dollar Einnahmen an den weltweiten Kinokassen. Zehn Jahre später erblickte eine Fortsetzung das Licht der Kinowelt – dieses Mal ohne Bühnenstück als Vorlage.
Platz 1: «Grease» (4,90 Millionen Ticketverkäufe)
Regiedebütant Randal Kleiser konnte 1978 wohl kaum ahnen, welchen Kulterfolg er mit der Filmadaption des Bühnenmusicals von Jim Jacobs und Warren Casey erschaffen sollte: Mit zusätzlichen, neuen Songs (unter anderem von Barry Gibb und John Farrar) versehen und mit John Travolta sowie Olivia Newton-John in den Hauptrollen, swingte sich der in den 50ern spielende Filmspaß zum damaligen Weltrekord für die höchsten Einnahmen eines Filmmusicals. Der wurde seither zwar mehrmals gebrochen, zuletzt von «Die Schöne und das Biest» – doch die Nummer eins der US-Jahrescharts (mit 188,4 Millionen Dollar) ist «Grease» ebenso wenig zu nehmen wie die fünffache Gold-Zertifizierung des Soundtrackalbums in Deutschland, das 14-fache Platinum in Australien oder das achtfache Platin in den USA. Und es dürfte auch schwer fallen, «Grease» in der Rangliste der meistbesuchten Musicalfilme aller Zeiten in Deutschland zu überbieten. Aber man weiß ja nie ...
Da das Musicalgenre mitunter unterschiedlich definiert wird, sei zum Abschluss ein kleiner Blick über den von uns abgesteckten Tellerrand geworden: Das Whoppi-Goldberg-Vehikel «Sister Act» wäre mit 4,97 Millionen Besucherinnen und Besuchern ein potentieller Ranglistenführer – doch es ist als Komödie über eine Nachtclubsängerin, die einen Klosterchor ausbildet, eher ein Film mit Gesangsnummern als einer mit ausgewachsenen Musicaleinlagen, in denen die Befindlichkeiten der Filmfiguren ausgedrückt werden. Ähnliches gilt für die Kultkomödie «Blues Brothers», die mit 2,92 Millionen verkauften Eintrittskarten in diese Hitliste einziehen könnte, oder für den Familienfilm «Heintje – Ein Herz geht auf Reisen», der eine fiktive Version der Karriere des jungen Schlagersängers nachzeichnet und 3,5 Millionen Menschen in die Kinos lockte.
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel