Gut zwei Monate Sommerpause – einmal unterbrochen durch den actiongeladenen Tschiller-Kino-«Tatort» mit Überlänge – sind nun wirklich genug. Die «Tatort»-Sommerpause ist vorbei – zumindest fast. Am kommenden Sonntag wird sich die ARD-Krimireihe mit einem ungewöhnlichen Experiment zurückmelden. Die Schweizer Ermittler, die zuletzt sowieso schon einiges an Kritik ertragen mussten, melden sich mit einem (faszinierenden?) Kammerspiel zurück. „Musik stirbt zuletzt“ von Dani Levy ist komplett ohne Schnitt ausgekommen und wurde somit auch nur aus einer einzigen Kameraeinstellung aufgenommen. Eine echte Herausforderung für Produktionsteam und Schauspieler. Doch die Skepsis vor dem Film war erst einmal groß.
Nach dem «Tatort» aus dem Alpenland ist zwei Sonntage lang Ruhe im Karton; Das Erste berichtet einmal von den European Championships und räumt den Slot einmal für einen «Polizeiruf 110» frei, sodass der richtige «Tatort»-Saisonstart dann mit dem immer eventigen Ermittlerteam aus Weimar von Statten geht. Am 26. August geht es um den Mord an Christoph Hassenzahl, dem Geschäftsführer einer traditionsreichen Kloßmanufaktur, der die ganze Stadt fassungslos macht. Seine Überreste werden in granulierter Form gefunden. Kurz nachdem die Kommissare Kira Dorn und Lessing die Ermittlungen aufgenommen haben, taucht Hassenzahls totgeglaubte Ehefrau Roswita wieder auf. Angeblich habe sie vor sieben Jahren bei einem tragischen Unfall das Gedächtnis verloren und ihren Lebensunterhalt seither als Toilettenfrau in einer Autobahnraststätte am Hermsdorfer Kreuz bestritten.
Ulmen und Tschirner werden in der kommenden Saison vermutlich noch ein weiteres Mal ermitteln. Schon abgedreht ist die Folge „Der verdammte Lothar“, ihr achter Fall, der sie erstmals auch kurzzeitig nach Berlin geführt hat. Es geht in dem Fall um einen toten Indianer. Fehlen wird im Herbst derweil die eigentlich schon traditionelle Münster-Folge. Das Duo Liefers und Prahl wird 2018 nur einmal zu sehen gewesen sein; „Schlangengrube“ war am 27. Mai auf genau zwölf Millionen Menschen gekommen sein.
Was ist noch erwähnenswert? Der «Tatort» aus dem Schwarzwald wird fortgesetzt, wohl sogar mit zwei Episoden. Nach zwei gesendeten Folgen („Goldbach“ und „Sonnenwende“) wurde im Hochsommer schon am vierten, noch namenslosen Fall, gearbeitet. Seitens der ARD wurde Quotenmeter.de mitgeteilt, dass für die neue Saison grundsätzlich keine bahnbrechenden Änderungen – wie etwa eine Einführung eines neuen Teams – geplant sei.
Die Änderungen, oder besser: Anpassungen, sind also eher im Detail zu finden. Vielleicht so wie in den Fällen von Maria Furtwängler. Ihr wird im Norden eine neue Partnerin zur Seite gestellt. Florence Kasumba («Avengers: Infinity War») spielt die Ermittlerin Anaïs Schmitz, die mit Charlotte Lindholm im neuen Fall in Göttingen ermittelt. Christian Granderath, Leiter der NDR Abteilung Film, Familie und Serie, zeigte sich bei der Bekanntgabe der Personalie schon mal begeistert: „Göttingen ist für uns eine reizvolle neue «Tatort»-Stadt - und mit Anaïs Schmitz hat Charlotte Lindholm auch eine eigenwillige Kollegin an ihrer Seite, die sich von der strafversetzten LKA-Kommissarin nicht einschüchtern lässt. 'Born to Die' wird wieder eine spannende neue «Tatort»-Folge mit Maria Furtwängler. Toll, das Florence Kasumba dabei ist. Die beiden sind ein starkes Paar." Zu sehen gibt es sie aber nicht mehr 2018, der nächste Einsatz ist erst im kommenden Jahr eingeplant.
Und was machen die Klassiker – etwa der aus Köln? Dort wurde umgezogen. Die Szenen, die im Präsidium entstehen, werden seit spätem Frühjahr im neuen Studio in Köln-Marsdorf produziert. Seit April sind zwei neue Fälle der WDR-Produktion entstanden, „Tiefer Sturz“ (Autoren: Scharf und Nolting, von «Club der roten Bänder») und „Außer Kontrolle“. Die Münchner widmen sich im Oktober dem spannenden Thema "Künstliche Intelligenz". Die Dortmunder (in ihrem immerhin zwölften Fall) begrüßen Rick Okon nach seinem jüngsten Gastspiel nun fest im Cast. Geplant ist deren nächster Einsatz noch im September.
Der wohl beste «Tatort» - so viel Ferndiagnose darf sein - kommt im Dezember: Ulrich Tukur erlebt darin ein und dieselbe Geiselnahme immer und immer wieder.
Eine ausführliche Kritik zum ersten neuen «Tatort» aus der Schweiz lesen Sie am Wochenende bei Quotenmeter.de
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