Der neue Sat.1-Vorabend auf einen Klick
- Die neue Sat.1-Soap «Alles oder Nichts» (Start gegen Ende des Jahres)
- Außerdem geplant: Eine Vorabend-Gründershow (Sendetermin unklar)
- Schon gestartet: Unsere Kritik zu «Genial Daneben - Das Quiz» (19 Uhr)
- Unser Interview mit Daniel Boschmann zu seiner Show «Endlich Feierabend»
Insofern werden vielleicht auch die Moderatoren von damals, Bettina Cramer und Kurt Lotz, mit Interesse zugesehen haben, wie viel «Frühstücksfernsehen»-Feeling sich im neuen Feierabend-Programm einstellen will. Wie damals ist auch heute ein Teil des Moderatoren-Duos aus dem weiterhin unglaublich erfolgreichen Morgenprogramm von Sat.1 bekannt: Nach zwei Jahren als Frühaufsteher wechselt Daniel Boschmann nun also in den Vorabend und bekam mit Annett Möller eine von RTL eingekaufte Dame an die Seite gestellt. Möller hatte zuletzt bei RTL einige Primetime-Ausflüge, weshalb ihr Senderwechsel letztlich durchaus überraschend kam.
Themen first
Doch anders als im «Frühstücksfernsehen» herrschte beim neuen Format erst einmal erstaunlich wenig Anarchie. Zumindest diese erste Ausgabe schien recht strikt durchgetaktet - bis zum ersten Werbeblock gab es zwei größere Themen und kürzeres Vermischtes. Das - sehr elegant eingerichtete - Studio, das einem echten Wohn/Esszimmer mit angrenzender Kücheninsel nachempfunden und mit übergroßen, bespielbaren Bilderrahmen ausgestattet ist, spielte dabei noch eine Nebenrolle. Es waren die Themen, die die Macher der Produktionsfirma MAZ&More in den Vordergrund rücken wollten. Umso mehr überraschte es, dass der allererste Beitrag einer war, der in recht ähnlicher Form einige Stunden zuvor auch im «Frühstücksfernsehen» lief. Reporter testet mit Hilfe von Feuerwehr, wie schnell trockene Wiesen dieser Tage Feuer fangen. Ohne Frage: Ein wichtiges Thema angesichts der anhaltend hohen Temperaturen; fraglich nur, warum der Beitrag doppelt angefertigt wurde.
Deutlich besser und kreativer war dann die zweite Idee: Montags ist bei «Endlich Feierabend» wohl der Tag der Schnäppchentester. Die von Radio Bayern 3 bekannte Jaqueline Belle unterwarf zwei Produkte von Discountern (ein kleiner Grill sowie eine Matratze) dem Experten-Test. Anschaulich durch Experten wurde dabei erklärt, weshalb beide Produkte nicht unbedingt Bestnoten bekamen. Für alle, die nicht schon direkt morgens vor der Discounter-Ladentür standen, war dies sicherlich hilfreich.
Das letztlich große Highlight der Sendung aber ließ, ganz so wie es alte TV-Schule ist, weiter auf sich warten: Der große Auftritt von Ex-Tennisstar Boris Becker, um dessen Privatleben die Schlagzeilen nicht abreißen wollen. Angeteasert wurde der jüngste Wimbledon-Sieger aller Zeiten durch diverse Selfies und Handybotschaften. Im Laufe des Talks, nachdem geklärt war, dass Moderatoren und Gast sich duzen, wurde deutlich, dass Becker in der Tat ein dankbarer Premieren-Gast ist. Die Themen rund um Becker lagen ja auf der Straße: Angebliche Insolvenz, Ehekrach und mehr. “Es gab schon bessere Zeiten”, sagte Becker, der in Folge auch die Trennung von seiner Lilly (“es ist immer schade und tut weh”) bestätigte.
Positiver Nachhall des Becker-Besuchs: Zahlreiche Medien dürften die getätigten Zitate samt Quellennennung gerne aufgreifen. Becker hat somit stark vor- - und die Messlatte, wie einst als Sportler enorm hoch gelegt. Früher sagte man Sat.1 und der dahinterstehenden ProSieben-Gruppe immer gerne nach, gerade im Celebrity-Bereich nicht den großartigen Zugriff zu haben wie etwa die Konkurrenz von RTL. Genau dieser wäre in den kommenden Wochen aber von Vorteil. Eventuell helfen hier die nahenden Staffeln von Promi-Formaten wie «Global Gladiators» oder «Promi Big Brother».
Abgerundet wurde die Sendung letztlich noch mit dem «Plötzlich Arm - Plötzlich reich Urlaubstausch», quasi ein Spin-Off der zuletzt schon erfolgreich angelaufenen Sat.1-Primetime-Reihe. Ein vermeintlich sicherer Trend, der den Hoffnungen der Macher zufolge auch am Vorabend nicht scheitern kann.
Was bleibt nach Ausgabe 1?
Sender und Produzent haben an diesem Montag auf maximale Sicherheit gesetzt. Das versprochene Fernsehen ohne doppelten Boden, die so lieb gewonnene Anarchie vom Morgen, sie blieb aus. Auch wenn man für die mittelfristige Entwicklung nur wünschen kann, dass mehr Experimente möglich sind, dürfte das vorsichtige Herantasten bei der Premiere die richtige Entscheidung gewesen sein. Wenn der Sender schon mit der jahrelangen Gewohnheit bricht, am Vorabend mit Laiendarstellern besetzte Reality-Formate aus Polizeirevieren oder Krankenhäusern zu servieren, dann darf der Zuschauer doch mit sonstigem Neuen nicht überfordert werden.
Entsprechend ist «Endlich Feierabend» nach den ersten 60 Minuten ein Format, das ganz sicher noch weiterentwickelt werden muss. Ein Format, das für den Anfang (zu) brav war und nicht anecken wollte. Der größte Vorteil der Show ist sicherlich, dass sie jeden Tag aufs Neue produziert wird. In weniger als 24 Stunden gehen die Kameras im Set in Berlin wieder an. Am Dienstagmorgen werden neue Themen überlegt, kann und darf manches anders werden. Potential ein regelmäßiger Begleiter in den Feierabend vieler Deutscher zu werden, hat das Format - nicht zuletzt, weil mit Daniel Boschmann ein erwiesener Sympathieträger an Bord ist.
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