An diesem Donnerstagabend ist der NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zu Gast bei «Markus Lanz». In der Sendung geht es natürlich um die Fußball-Weltmeisterschaft, später aber auch um Politik. Dass Laschet auf Merkels Seite steht, ist kein Geheimnis. Moderator Lanz fragt Laschet, wie es weitergehen könnte, was es mit der Richtlinien-Kompetenz der Kanzlerin auf sich hat und so weiter. Schließlich geht es darum, ob Merkel Seehofer entlassen sollte.
Lanz: Sollte sie?
Laschet (drückt sich): Ja das ist ihre Verantwortung, das find ich…
Lanz: Was würden Sie machen?
Laschet (lacht): Ich würd‘s…
Lanz (unterbricht): Wenn ihr Innenminister in Nordrhein-Westfalen Sie so erpressen würde: Würden Sie ihn entlassen?
Laschet: Also in Nordrhein-Westfalen haben wir eine etwas andere Arbeitsweise, aber wenn ein Minister sagen würde: ,Ich mache das Gegenteil von dem, was Du machst, was du willst‘ [überlegt] würde ich ihn in Nordrhein-Westfalen - und nur zu diesem Falle kann ich mich äußern…
Lanz (fragend): Jaa
Laschet: Ich will wirklich von außen keine Ratschläge der Bundeskanzlerin geben [überlegt]
Lanz: Nein
Laschet: … könnte es, wenn es einen Konflikt gibt diese, Entscheidung dann geben, ja.
Lanz: Also sie würden als Kanzler den Innenminister entlassen?
Laschet: Nein ich habe nicht als Kanzler gesprochen, sondern als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen.
Gelächter aus dem Publikum. Laschet wirkt während seiner letzten Aussage sehr entschlossen, kann sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Das Gespräch mit dem NRW-Ministerpräsidenten veranschaulicht den Fragestil von Lanz gut. Ein großes Erfolgsrezept von Lanz ist, dass er seinen Gästen durch seinen Fragestil immer wieder spannende Statements entlockt.
Lanz fällt seinen Gästen gerne mal ins Wort, vor allem, wenn sie sich um eine Antwort herumdrücken. Er ergreift Position und lässt seine eigene Meinung durchscheinen. Mit Suggestivfragen versucht er seinen Gästen unbequeme Antworten zu entlocken. Das hat ihm in der Vergangenheit schon öfter Kritik eingebracht. Und ja: Als «heute journal»-Moderator würde er sich so gewiss nicht eignen.
Und trotzdem - oder gerade deswegen - ist «Markus Lanz» seit Jahren sehr beliebt. Die Quoten der Talkshow sind gut und liegen bei Jung und Alt in der Regel oberhalb des Senderschnitts. Nicht selten kann Lanz die Werte seines direkten Vorprogramms steigern. 2018 feiert seine Talkshow bereits zehnten Geburtstag.
Lanz‘ Vorteil ist, dass er kein Politik-Journalist ist - ganz im Gegenteil liegen seine televisionären Anfänge sogar bei der RTL-Sendung «Explosiv». So ist es ihm allerdings sehr viel leichter abzunehmen, wenn er in Gesprächen mit Politikern und Politik-Journalisten in die Rolle des „kleinen Mannes“ schlüpft, der Politik zu verstehen versucht. Auf seine Gäste ist er gut vorbereitet, seine Fragetechnik beherrscht er hervorragend. „Nehmen Sie uns mal mit in xy“ ist so einer von diesen typischen Lanz-Sätzen.
Die Rekordausgabe von «Markus Lanz»...
... lief am 22. Juni 2012 vor 4,02 Millionen Menschen. Wie es zu dieser Zuschauerzahl kam? Am gleichen Abend traf die deutsche Nationalmannschaft im Rahmen der Fußball-EM auf Griechenland. Das ZDF übertrug live - und schickte im Anschluss an das Match gegen 23.35 Uhr Lanz auf Sendung. Mit 33,4 Prozent wurde die mit Abstand beste Quote in der Geschichte des Formats eingefahren, auch bei den Jüngeren lief es angesichts von 31 Prozent grandios.«Markus Lanz» wird zumeist tagesaktuell produziert und läuft dreimal die Woche - das ist im deutschen Fernsehen einmalig. Late Night-Moderatoren wie Jan Böhmermann würde gerne in dieser hohen Schlagzahl auf Sendung gehen. Gewiss ist Lanz kein Präsentator wie beispielsweise Klaas Heufer-Umlauf - oder Thomas Gottschalk. Auch deshalb war «Wetten, dass..?» das größte Missverständnis seiner bisherigen Karriere. Dafür liegt seine Stärke in der Gesprächsführung. Im Einzelgespräch mit Politikern oder Personen des öffentlichen Lebens fördert er so immer wieder spannende Erkenntnisse und Bekenntnisse zu Tage.
Viele Sender haben mit ihrer Late Prime große Probleme. Das Erste leidet hier schon länger unter schwachen Quoten, ProSieben spätestens seit dem Ende von «TV total». Das ZDF hat es als einer der wenigen Sender geschafft, mit «Markus Lanz» eine feste Institution am späteren Abend zu installieren. Ein Hauch von Late Night sozusagen, der uns hoffentlich noch einige Jahre erhalten bleibt. Eine echte Alternative zu «Markus Lanz» gibt es derzeit nämlich nicht.
«Markus Lanz» kehrt am kommenden Dienstag, 14. August, aus der Sommerpause zurück. An diesem Abend ist die Talkshow ab 22.45 Uhr im ZDF zu sehen.
Es gibt 19 Kommentare zum Artikel
11.08.2018 13:24 Uhr 1
11.08.2018 13:51 Uhr 2
11.08.2018 13:59 Uhr 3
11.08.2018 15:31 Uhr 4
11.08.2018 16:02 Uhr 5
Verrätst du uns auch, warum?
Ich finde es manchmal auch zu viel und einfach nervig. Trotzdem gucke ich mir die Sendungen wegen der Gäste immer wieder an. Er hat sie einfach (fast) alle zu Gast, und das aus allen Bereichen: Sport, Kultur, Politik usw.
11.08.2018 22:38 Uhr 6
12.08.2018 00:04 Uhr 7
Es reicht, wenn sich Augstein mit Blome kappelt, die nerven beide.
Feldenkirchen ist eher ein Langweiler und di Lorenzo selten zu Gast.
Welt-Journalisten kommen ziemlich häufig vor, da kennt man fast die halbe Reaktion.
12.08.2018 10:52 Uhr 8
12.08.2018 11:26 Uhr 9
Und Feldenkirchen ist toll. Einfach etwas subtiler und ja, in solcherlei Formaten wirkt er wirklich etwas steif und eine Spur zu seriös, aber das muss man wohl, wenn man eventuell mal den Posten des Chefredakteurs übernehmen will. Halli Galli is da nicht.
Claudia Kade bspw. und natürlich Poschardt, aber der war meines Wissens nur einmal zu Gast. Wenn man mag, kann man natürlich noch Benjamin von Stuckrad-Barre dazuzählen, aber da ist die journalistische Tätigkeit so frei und er hat wenig mit dem Treiben im Hauptstadtdschungel zu tun (und wenn, dann weiß er es auch nur von Feldenkirchen :lol: ), dass das zu missachten ist. Also halbe Redaktion ist da ganz ganz leicht übertrieben.
Ohnehin finde ich es mittlerweile auch echt müßig immer nach Verlagen und deren politischer Ausrichtung zu gehen. Gerade die Welt ist doch wirklich für jedes Meinungsspektrum offen und (soweit ich das zumindest weiß) auch eine von ganz wenigen Zeitungen, die nicht die Artikel der Autoren zensiert. Deshalb sind ja die einst "linken" Journalisten fast alle bei der Welt-Gruppe gelandet. Alexander kam beispielsweise von der taz. Und das Gefälle ist doch nun eh krass durchmischt. Die Parteienlandschaft hat sich seit den 80ern oder spätestens nach der Wende komplett verändert. Da kann man nicht mehr so schwarz-weiß denken. Wobei ich Augstein und Blome wirklich gerne mag. Vor allem Blome, auch wenn ich wirklich nicht alle Meinungen teile. Aber der ist journalistisch einfach unglaublich gut und da weiß man wenigstens, was man hat. ^^
12.08.2018 11:40 Uhr 10