Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Denkwürdige High-School-Filme (Teil I)

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High-School-Filme haben aus unerklärlichen Gründen bei vielen Filmfans einen schlechten Ruf. Dabei gibt es zahlreiche gelungene Genrevertreter. Wir stellen sechs davon vor. Zu Beginn: «10 Dinge, die ich an Dir hasse».

Die Handlung


Filmfacts: «10 Dinge, die ich an Dir hasse»

  • Regie: Gil Junger
  • Drehbuch: Karen McCullah Lutz, Kirsten Smith
  • Produktion: Andrew Lazar
  • Darsteller: Julia Stiles, Heath Ledger, Joseph Gordon-Levitt, Larisa Oleynik, Larry Miller, Andrew Keegan, David Krumholtz, Susan May Pratt, Allison Janney
  • Musik: Richard Gibbs
  • Kamera: Mark Irwin
  • Schnitt: O. Nicholas Brown
  • Veröffentlichungsjahr: 1999
  • Laufzeit: 99 Minuten
  • FSK: ab 12 Jahren
Kaum an seiner neuen Schule angelangt, verliebt sich der schüchterne Cameron James (Joseph Gordon-Levitt) ausgerechnet in Bianca Stratford (Larisa Oleynik), das beliebteste und unter den Jungs begehrteste Mädchen der Schule – all ihrer oberflächlichen Weltansichten zum Trotz. Bianca hegt derzeit wiederum Gefühle für den sportlich fitten Holzkopf Joey Donner (Andrew Keegan). Aufgrund ihres strengen Vaters (Larry Miller) haben sich die Beziehungssorgen rund um Bianca allerdings eh erledigt, denn der gestattet es Bianca erst dann, auf eine Verabredung zu gehen, wenn auch ihre auf der Schule als Kratzbürste geltende Schwester Kat (Julia Stiles) ein Date hat.

Cameron und sein leicht nerdiger Kumpel Michael Eckman (David Krumholtz) haben jedoch einen Plan: Sie bringen Joey dazu, mit dem schroffen Außenseiter Patrick Verona (Heath Ledger), um den sich zahlreiche Gerüchte ranken, eine Wette einzugehen. Dieser soll Kat verführen und es so Bianca ermöglichen, ebenfalls auszugehen – idealerweise mit Cameron, statt mit dem hohlen Joey. Was sie alle nicht ahnen können, ist dass zwischen Patrick und Verona nach allerhand Startschwierigkeiten tatsächlich die Funken sprühen. Aber ans Licht kommende Wahrheiten drohen, diese Funken wieder zu ersticken …




Die 6 glorreichen Aspekte


1999 mit einem weltweiten Einspielergebnis von 53,5 Millionen Dollar (bei einem Budget von 16 Millionen) noch als moderater Erfolg eingeschätzt, hat sich die Touchstone-Pictures-Produktion «10 Dinge, die ich an Dir hasse» in den Folgejahren nach und nach zu einem Klassiker unter den High-School-Komödien gemausert. Und dies vollauf verdient, denn die Schriftstellerinnen und Drehbuchautorinnen Karen McCullah & Kirsten Smith («Natürlich blond») haben mit ihrem Skript die überaus diffizile Aufgabe gemeistert, einen Teenie-Film zu verfassen, der nicht nur Altersgrenzen überschreitet, sondern obendrein dem Zahn der Zeit standhält. Selbstredend haben sich seit 1999 die Jugendmode ebenso geändert wie der populäre Musikgeschmack und allgegenwärtige Kommunikationstechnologien. Aber alles, was das konkrete Skript betrifft, also das Storygerüst, die Dialoge und die Figurenzeichnung, ist bei «10 Dinge, die ich an Dir hasse» vergleichsweise zeitlos.

Die pfiffige Modernisierung von Shakespeares «Der Widerspenstigen Zähmung» benennt Schul-Stereotype, die so oder so ähnlich weiterhin existieren, und kreiert analog zu ihrer klassischen Vorlage augenzwinkernd überzeichnete Konflikte, die das Publikum auf die eigene Erfahrungswelt herunterbrechen kann. Soll heißen: Die Liebeswetten in «10 Dinge, die ich an Dir hasse» lassen sich als coole, romantisch-aufwändige Pläne sehen – oder als absurde Vorhaben junger Leute, die sich noch nicht mit echten Problemen befassen mussten.

Das geniale am Skript von McCullah & Smith ist, dass die Handlung in beiden Fällen funktioniert: Weil sie durchweg die Teenie-Romantik und situativen Dialogwitz mit ironischer Distanz und ehrlich-dramatischem Interesse an der Figurenskizzierung verschränken, ist «10 Dinge, die ich an Dir hasse» wahlweise eine leise Parodie ist, die sich durch die Vertiefung der anfänglichen Archetypen zu einem ernstzunehmenden Genrebeitrag enwickelt, oder eine ernst gemeinte Teenie-Romanze, die allerdings dadurch an Charme gewinnt, dass sie sich ihrer relativen Belanglosigkeit gewiss ist, was das Pathos auf ein sehr geringes Maß drosselt. Die sich schleichend verschiebende Fokussierung des Figurenensembles tut da ihr Übriges: Weil «10 Dinge, die ich an Dir hasse» nur schrittweise seine eigentlichen Hauptfiguren einkreist, Patrick und Kat, weicht dieser besonnen inszenierte High-School-Film voller flippig-glaubwürdiger Persönlichkeiten dem vorhersehbaren Handlungsaufbau vieler Genrekollegen aus … Wie die Figuren müssen auch wir uns das Interesse an der zentralen Romanze erst erarbeiten, statt sie als narrative Unvermeidlichkeit anzusehen.

Das gelingt nicht zuletzt auch aufgrund dessen, wie Regisseur Gil Junger die Nebendarstellerinnen und Nebendarsteller antreibt, ihre Rollen kess zu karikieren und dabei trotzdem ihre Glaubwürdigkeit zu bewahren: In charaktergetriebenen Momenten hält sich das Ensemble zurück, wenn es um flippige Wortgefechte oder Situationskomik geht, tragen sie verschmitzt-dick auf. Doch die Höhepunkte des Films bleiben Heath Ledger als rau-charmanter Außenseiter und Julia Stiles als schlagfertige Einzelgängerin: Beide schaffen es eingangs, das Schulimage ihrer Figuren glaubwürdig aussehen zu lassen, um es dann nach und nach auf den Kopf zu stellen und ihre Rollen mit Facetten zu füllen.

«10 Dinge, die ich an Dir hasse» ist auf DVD und Blu-ray erschienen. Zudem ist der Film via Amazon, maxdome, iTunes, Netflix, Sony, Chili, Google Play, Microsoft, Pantaflix, Videoload und videociety abrufbar.

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