Filmfacts: «Breaking In»
- Start: 16. August 2018
- Genre: Thriller
- Laufzeit: 88 Min.
- FSK: 16
- Kamera: Toby Oliver
- Musik: Johnny Klimek
- Buch: Ryan Engle
- Regie: James McTeigue
- Darsteller: Gabrielle Union, Billy Burke, Richard Cabral, Mark Furze, Seth Carr, Ajiona Alexus
- OT: Breaking In (USA 2018)
Das wird es aber spätestens im Finale, wenn die zuvor noch als so smart und clever etablierten Protagonisten plötzlich ungewohnt dämlich agieren. Da fällt es einem umso schwerer, den zuvor durchscheinenden, wenn auch wenigen vorhandenen Stärken zuzugestehen, dass sie den Film wenigstens punktuell ein wenig aufwerten können.
Die Gefahr lauert drinnen
Nach dem Tod ihres Vaters macht sich Shaun (Gabrielle Union) mit ihrem beiden Kindern Jasmine (Ajiona Alexus) und Glover (Seth Carr) auf zu dessen ehemaligem Landsitz, um sein mit zahlreichen Sicherheitssystemen zu einer Festung hochgerüstetes Haus zu verkaufen. Dort allerdings ist bereits eine Gruppe von Einbrechern auf der Suche nach dem Safe, in dem sie Unmengen an Geld vermutet. Die Männer gehen nicht davon aus, dass das Haus bewohnt ist. Erst einmal eingebrochen, nehmen sie Shauns Kinder im Haus als Geiseln und sperren die Mutter aus. Doch keine Falle, kein Trick und vor allem kein Mann können es mit einer Mutter aufnehmen, die fest entschlossen ist, ihre Kinder zu retten und so macht sich Shaun an eine Rettungsmission der etwas anderen Art, um Jasmine und Glover zu befreien…
Die letzten Filme von Regisseur James McTeigue («Raven», «Ninja Assassin») liefen zwar weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit (wenn sie denn überhaupt ins Kino kamen und nicht direkt auf den Blu-ray-Markt abgeschoben wurden), doch immerhin verantwortete der gebürtige Australier auch den unter Fans Kultstatus erreichten Dystopie-Thriller «V wie Vendetta». McTeigue kann also nachweislich Spannung und Atmosphäre erzeugen, auch wenn er es dahingehend ein wenig zu gut meint, wenn man sich «Breaking In» schon vom Aufbau her einmal näher anschaut. Hier wirft der Filmemacher seine Figuren nämlich direkt ins bedrohliche Geschehen; nach einem kurzen Prolog, der das Ableben des Hausherren näher beschreibt und damit grob eine Einordnung ins Geschehen gibt, machen ein unheilsschwangerer Score (Johnny Klimek, «Dieses bescheuerte Herz») und eine beunruhigende, um die Ecke lukende Kameraarbeit (Toby Oliver, «Happy Deathday») deutlich, dass hier, im Hause des toten Großvaters, etwas nicht stimmt.
Das wäre möglicherweise auch durchaus effektiv, immerhin wartet in den kommenden 90 Minuten ja tatsächlich das pure Grauen auf die drei Hauptfiguren. Doch damit das so richtig wirken kann, bedarf es eben auch einen kurzen Moment der Normalität. So aber kann überhaupt keine Fallhöhe von der Idylle zum Martyrium entstehen, denn hier ist eben von Anfang an alles irgendwie unheimlich und der Schock, der entsteht, wenn eine harmlose Familie in ihrer Idylle gestört wird, kann sich einfach nicht entfalten.
Ein High-Tech-Haus und keiner macht was draus
Auch wenn die Ganovengang alles andere als kreativ zusammengestellt ist, wird es spannender, wenn diese erst einmal das Haus betritt. Drehbuchautor Ryan Engle («The Commuter») greift auf gängige Figurentypen zurück und zeichnet seine Schurken als Mischung aus gewalttätigem Choleriker (Richard Cabral) leicht beeinflussbarem Außenseiter (Levi Meaden), Safeknacker ohne jedwede Form der Charakterzeichnung (Mark Furze) und als Anführer, der Gut und Böse in sich vereint und immer das zum Vorschein kommen lässt, was er gerade braucht, um sich Respekt zu verschaffen (Billy Burke hat hier klar am meisten zu tun). Diese austauschbare Konstellation ist weitestgehend ausgelutscht und führt dazu, dass man in der Regel weiß, was in den nächsten fünf Minuten auf der Leinwand passieren wird, doch eine Sache muss man ihr Lassen: Sie erfüllt ihren Zweck. Wann immer die Gefahr gebannt scheint, taucht plötzlich doch wieder einer der Gauner auf, um Shaun und ihre Kinder festzuhalten; die Gefahr, die von den Einbrechern ausgeht, ist daher durchgehend real.
Leider schützt das «Breaking In» nicht dafür, in den letzten fünfzehn Minuten trotzdem in unfreiwillig komische Gefilde abzudriften. Hier reizen die Macher die Klischees der Figurentypen nämlich nicht nur bis ins Unerträgliche aus, sondern lassen die Hauptfiguren auch noch Dinge tun, die absolut sinnfrei sind – oder weshalb wirft man ein gerade eben erst in seine Gewalt gebrachtes Messer sofort wieder weg, sobald man zugestochen hat? Gabrielle Union («Sleepless – Eine tödliche Nacht») kann neben diesem Quartett trotzdem weitestgehend überzeugen und ist dafür verantwortlich, dass man immerhin im Mittelteil gebannt zusieht, wie sie die Einbrecher an der Nase herumführt. Zumindest in der ersten Hälfte trifft sie kluge Entscheidungen und entwickelt sich für die Einbrecher zu einer Gegnerin auf Augenhöhe, was nicht zuletzt Erinnerungen an «You’re Next» wachruft, der ebenfalls damit spielte, dass die vermeintlich hilflosen Opfer gar nicht so hilflos sind. Die Figur der voller Hingabe für ihre Kinder kämpfende Mutter steht Union ebenfalls sehr gut zu Gesicht
Aus dem eigentlich so spannenden Setting des zur mit Kamera- und Überwachungssystemen ausgestatteten High-Tech-Festung umgebauten Hauses machen die Verantwortlichen hingegen so gut wie nichts. Zwar darf Shaun einmal von der Ferne aus die Musik anschalten und auch das Licht schaltet sie einmal so plötzlich aus, dass die Einbrecher dadurch verwirrt sind. Doch sonst scheint auf der Leinwand Niemand davon profitieren zu können, dass dieses Haus komplett videoüberwacht ist. So wird eines der spannendsten Details in „Breaking In“ einfach zur Randnotiz degradiert.
Fazit
Die Prämisse von «Breaking In» ist spannend, doch der Regisseur holt aus dieser zu wenig heraus und inszeniert einen generischen Actionthriller von der Stange, in dessen letzter halben Stunde sich die hanebüchenen Entwicklungen überschlagen.
«Breaking In» ist ab dem 16. August in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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14.08.2018 10:22 Uhr 1