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Vom Fernsehen eingeredet: Weshalb sich die Oscars verändern

von   |  5 Kommentare

Ab 2019 laufen die Academy Awards anders ab als bislang gewohnt. Wieso es zu Änderungen kommt und welche Neuerungen viel erstrebenswerter wären …

Filmfans und einige Mitglieder der Filmbranche sind wütend über die Oscars: Kürzlich wurde bekannt, dass bei den 2019 anstehenden, 91. Academy Awards weitreichende Änderungen bevorstehen. Diese sollten die Popularität der Oscars steigern, doch sie wurden mit dem Gegenteil dessen begrüßt, was die Oscar-Verantwortlichen erwartet haben. Sowohl das Versprechen, die Preisverleihung künftig auf drei Stunden zu kürzen, als auch die Einführung einer neuen Kategorie wurden nicht mit Applaus, sondern mit Unglauben, Wut, Spott und Häme aufgenommen. Der Ursprung dieser ungeliebten Änderungen liegt allerdings nicht etwa bei der Academy of Motion Picture Arts & Sciences, sondern beim Fernsehen.

Kurz nachdem die diesjährigen US-Reichweiten der 90. Oscar-Gala veröffentlicht wurden, meldete sich der altgediente TV-Partner der Filmakademie zu Wort. Der Fernsehsender ABC, der die Oscars seit 1976 Jahr für Jahr zeigt und dessen aktueller Vertrag mit der Academy noch bis 2028 läuft, war über die niedrigen Zahlen erbost – gegenüber 2017 ging es um 19 Prozent bergab. Das Network teilte den Verantwortlichen hinter dem bekanntesten Filmpreis der Welt daher kaltschnäuzig mit: "Euch droht die Irrelevanz."

Zusammen mit dieser düsteren Prophezeiung wiederholte ABC seine Forderungen, die der Sender schon seit Jahren anbringt: Die Academy sollte die Preisverleihung kürzen, um sie so für das TV-Publikum attraktiver zu machen – die diesjährige Oscar-Vergabe dauerte immerhin stolze 233 Minuten. Außerdem verlangte ABC, dass die Academy einen Weg findet, bekanntere Filme zu nominieren, um so das Interesse beim breiten Publikum zu pushen. ABC schlug laut Informationen des US-Branchenportals namentlich die Kategorie 'Bester Blockbuster' vor.

Die Academy gab weitestgehend nach: Ab 2019 wird die Gala nur 180 Minuten dauern und zu diesem Zwecke einige Preise in die Werbepausen delegieren, um deren Vergabe in stark gestraffter Form als Einspieler in die Liveshow einzupflegen. Und tatsächlich soll Massenunterhaltung ab sofort eine größere Rolle bei den Oscars spielen. Statt der Kategorie 'Bester Blockbuster' gibt es allerdings einen Award für 'herausragende Leistung im populären Film'. Nähere Erläuterungen zu dieser Kategorie werden noch folgen.

Dies ist aus allerlei Gründen erschütternd. Zunächst einmal sollte sich ein übertragender Fernsehsender im Regelfall allein um die Präsentation einer etablierten Preisverleihung kümmern, nicht aber darum, wer und was dort ausgezeichnet wird. ABC hat sich darum zu sorgen, dass die Oscars seit Hugh Jackmans Moderation im Jahr 2009 nie wieder derart unterhaltsam und zugleich edel-pompös wirkten wie unter dem Musicalstar und Wolverine-Darsteller. Eine Kürzung der Oscars ist nicht zwingend nötig: Es ist der bekannteste Filmpreis der Welt und er wird einmal im Jahr verliehen, dafür sollte auch mal knapp vier Stunden Zeit vorhanden sein. Aber wenn, dann darf nicht am Grund gesägt werden, weshalb die Academy Awards überhaupt stattfinden.

Wenn etwas über Bord gehen kann, dann die Angewohnheit der Oscar-Veranstalter, im Mittelteil Leute anzumoderieren, die Leute anmoderieren, die eine Laudatio halten oder einen Filmtrailer ankündigen. Und über die Einführung einer Preiskategorie sollte ABC schon gar nichts zu bestimmen haben – zumal ein Schelm denken könnte, dass der zum Disney-Konzern zählende Sender mit seinem Wunsch nach einem Blockbuster-Oscar vielleicht ganz anderes im Schilde führt …

Zudem ist die Drohung, die Oscars würden irrelevant werden, arg übertrieben. Die 90. Oscars brachten es in den USA noch immer auf die 2,3-fache Reichweite der jüngsten Emmys – und die profitieren vom PeakTV-Hype. Darüber hinaus erreichen die Oscars ein größeres internationales Publikum als die Emmys. Trotzdem kann die Academy das Gemecker von ABC nicht völlig ausblenden. Denn selbst wenn 26,5 Millionen US-Fernsehende noch immer eine stattliche Hausnummer sind, verzeichnen die Academy Awards tatsächlich die größten prozentualen Verluste unter den wichtigen US-Preisverleihungen. Und sollten die irgendwann zur TV-Verbannung der Oscars führen, wären sie dann sehr wohl irrelevant – denn wie will man der größte Award der Medienbranche sein, wenn ihn keine Menschenseele sehen kann?

Das ändert aber nichts daran, dass die neue Kategorie bislang bestenfalls eine fadenscheinige Sache darstellt und die Androhung, technische Kategorien in die Werbepausen zu verbannen, ein Schlag ins Gesicht aller hart arbeitenden Ton-, Kamera- und Effektleute ist. Ganz davon zu schweigen, dass sich die Academy und ABC damit selber ins Fleisch schneiden, schließlich mischen bekannte Big-Budget-Filme viel häufiger in diesen Kategorien mit als etwa bei den Preisen fürs beste Drehbuch oder die beste Regie. Um ein größeres Publikum zu erreichen, muss sich der TV-Abend lohnen, ganz gleich, welche Filme nominiert sind. Und das ist alles eine Frage der Präsentation, nicht der Preiskategorien.

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Es gibt 5 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
16.08.2018 14:29 Uhr 1
Sehr gut @Gaul!!
Fernsehfohlen
16.08.2018 20:42 Uhr 2


Ich weiß. Ohne mich hätte der Kollege den Artikel niemals so schreiben können, das siehst du ganz richtig.
Sentinel2003
16.08.2018 21:34 Uhr 3
Sorry, na gut....dann habt ihr 2 den Artikel geschrieben?? :-)
Fernsehfohlen
17.08.2018 17:34 Uhr 4
Nein...
Sentinel2003
17.08.2018 20:28 Uhr 5




Ok, alles klar, ich werde mich hüten, hier jemanden auf die Füße zu treten.... :wink:
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