Ja, sehr. Jedes Jahr immer mehr sogar. Wir sind nicht nur sehr zufrieden mit der wirtschaftlichen Grundlage unseres Senders, sondern auch mit unseren absolut leidenschaftlichen Fans. Wir sind wie ein Freund zu unseren Zuschauern und sehr nahbar. Zu unserem Geburtstag haben wir von unseren Fans riesige Geschenkboxen in unser Büro geliefert bekommen. Das ist schon etwas Besonderes.
Womit wir manchmal nicht zufrieden sein können, sind die Quoten. Sie waren schon mal fantastisch, aber sie gehen immer mal wieder runter. Wir verstehen an manchen Tagen nicht, woher diese Schwankungen kommen. Es ist ja kein Geheimnis, dass die AGF [Anm. d. Red.: Arbeitsgemeinschaft Videoforschung] die kleinen Sender nicht richtig abbildet. Wir wachsen überall, auch im digitalen Bereich. Insofern haben die Schwankungen bei den AGF-Quoten, glaube ich, nicht so viel mit der Realität zu tun.
Zuletzt lag der Marktanteil ja bei 0,3 Prozent – den wollen Sie mit Sicherheit noch weiter ausbauen, nehme ich doch stark an. Wie wollen Sie das erreichen?
An den Quoten arbeiten wir kontinuierlich. Wir haben erst kürzlich wieder eine Programmoffensive gestartet: Drei ganz neue Serien kommen und eine Serie wird fortgeführt. Somit bestücken wir den Vorabend nun ausschließlich mit Serien-Erstausstrahlungen. «Razia Sultan – Herrscherin von Delhi» löst «Jodha Akbar» ab. Die Serie zeigt die wahre Geschichte der historischen Razia. Sie war die erste und einzige Königin des Sultanats Delhi, die im 13. Jahrhundert gelebt hat und das Land regierte. Darüber hinaus haben wir noch «Badho Bahu – Schwer verliebt» neu im Programm: Das ist die Geschichte einer starken Frau, die nicht unbedingt dem Schönheitsideal entspricht, weil sie etwas übergewichtig ist. Der trotz all ihrer Stärke, ihrer Ehrlichkeit und ihres Mutes in Liebesdingen nichts zu gelingen scheint. Außerdem zeigen wir noch «Das Rezept zur großen Liebe» und im September «Tere Bin – Nicht ohne Dich».
Wir müssen nochmal ganz zurück zum Anfang von Zee.One gehen: Zum Sendestart gab es ja heftige Kritik von den Zuschauern, weil manche Bollywood-Filme nur gekürzt ausgestrahlt wurden. Wie ist hier der Stand der Dinge?
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Die Zuschauer, die uns sehen, kennen die Filme meist von DVDs, aus dem Kino oder vereinzelt vielleicht von RTL II. Wenn sie einen Film 50-mal gesehen haben und dann sind manche Szenen entfernt oder nicht so, wie sie sie kennen, verstehe ich die Verwunderung. Inzwischen wird jedoch fast immer die Ursprungsfassung gesendet.
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Zee.One-Chefin Friederike Behrends zu den Kürzungen in Filmen
Wäre es vielleicht eine Option für Zee.One, die Filme im Originalton zu zeigen?
Für das Fernsehen ist sowas nicht angedacht. Unsere Mutterfirma ZEEL hat in Indien allerdings bereits eine zentrale digitale Anlaufstelle für sämtliche Inhalte gelauncht. Von Zee5 folgt jetzt bald auch ein internationaler Rollout, hier werden sowohl Live-Inhalte von Live-Sendern als auch VoD-Inhalte und extra zugekaufte Inhalte (auch aus anderen Ländern) zu finden sein. Dort wird es die Programme auch im Original geben.
Ein Argument für die Anpassung der Filme war, dass man jeden Zuschauer erreichen wolle: Warum konzentriert sich Zee.One nicht nur auf die Nische und versucht stattdessen, es irgendwie allen recht zu machen?
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Wir glauben weiterhin, dass unsere Inhalte ein Potenzial haben, sich aus der Nische heraus zu bewegen. Es ist für jeden was dabei. Klar ist natürlich: Wir werden immer ein Spartensender bleiben. Aber wir wollen aus der Nische raus.
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Zee.One-Chefin Friederike Behrends
Eine besondere Herausforderung bei indischen Serien (noch dazu bei sehr langlebigen Serien wie «Jodha Akbar») ist ja die deutsche Synchronisation. Zum einen, weil die Qualität stimmen muss und zum anderen, weil einige Synchronisationen viel Zeit in Anspruch nehmen. Gibt es hier immer noch Probleme oder hat sich das inzwischen geregelt?
Die aufwändige Synchronisation ist der Grund, weswegen wir mittlerweile keine Doppelfolgen mehr von täglichen Serien zeigen, so wie wir das am Anfang zum Beispiel mit «Jodha Akbar» gemacht haben. Ich persönlich fände es zwar schöner, wenn wir zwei Folgen zeigen könnten. Aber das ist nicht möglich von Seiten der Synchronstudios, dazu sind die Arbeiten an unseren Serien zu umfangreich. Die Serien werden ja extra alle für uns synchronisiert und da wird ein enormer Aufwand mit der täglichen Belieferung betrieben.
Ende Juni hat Zee.One ungewohntes Terrain beschritten und auf die in Indien sehr populäre Sportart Hockey gesetzt. War das nur ein einmaliges Experiment oder wird es bald mehr Live-Sport geben?
Das war ein Versuch, auch einmal Livesport zu machen – was auch super geklappt hat, wir waren sehr zufrieden. Das planen wir vielleicht irgendwann noch einmal als Highlight, aber eine regelmäßige Ausstrahlung ist zurzeit nicht vorgesehen.
Und wie sieht es mit deutschen Eigenproduktionen aus? Ein Star-Magazin wurde ja schon kurz nach Sendestart für Dezember 2016 in Aussicht gestellt, wurde aber nie gezeigt …
Wir sind jetzt dabei, was Neues zu konzeptionieren. Es ist aber noch zu früh, um Genaueres dazu zu sagen. Ich kann Ihnen nur so viel sagen: Für uns ist eine Eigenproduktion wichtig, weil wir dadurch auch noch mehr die Brücke zu Indien und Deutschland bauen wollen. Unser Fokus liegt jedoch erstmal auf Serien und Filme. Wir wollen dennoch auf jeden Fall demnächst eine Eigenproduktion machen und arbeiten daran auch derzeit relativ regelmäßig.
Dass das Star-Magazin damals nicht zustande kam, hatte interne Gründe. Das hat auch damit zu tun, dass wir ein kleines Team sind. Zudem haben wir hohe Qualitätsansprüche und das, was wir gesehen hatten, entsprach nicht unseren Vorstellungen. Deswegen haben wir es zurückgestellt.
Werfen wir mal einen Blick in die Glaskugel: Was bringen die nächsten zwei Jahre Zee.One?
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Bis März 2019 plant unsere Mutterfirma ZEEL mehr als 90 originale Produktionen exklusiv für diese Plattform. Dies wird das umfangreichste Angebot an exklusiven digitalen Inhalten sein, die je von einem OTT-Spieler für das indische Publikum erstellt werden.
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Zee.One-Chefin Friederike Behrends zur neuen Digital-Plattform Zee5
Und bei Zee5 wird es dann auch die deutsch synchronisierten Formate von Zee.One geben?
Natürlich. Zee5 ist ein Freemium-Modell. Zee5 und unsere derzeitige Mediathek, die Bollythek, werden dann zusammengelegt. Die technische Infrastruktur der Bollythek war ursprünglich ohnehin nur als Zwischenlösung gedacht. Es war immer geplant, dass wir eines Tages auf die große Plattform Zee5 mit unserem gesamten Digitalinventar migrieren.
Wann soll Zee5 hierzulande starten?
Dieses Jahr ist Zee5 schon in Indien gestartet, der Deutschland-Launch ist noch in diesem Jahr vorgesehen – vorerst in Originalsprache. Für Menschen, die in Deutschland das Programm von Zee5 in Originalsprache sehen wollen, wird das dann schon empfangbar sein. Die deutschen Inhalte von Zee.One werden voraussichtlich Ende diesen oder Anfang nächsten Jahres dazu kommen.
Vielen Dank für das Gespräch.
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