Die Handlung
Filmfacts: «Vielleicht lieber morgen»
- Buch & Regie: Stephen Chbosky
- Produktion: Lianne Halfon, John Malkovich, Russell Smith
- Darsteller: Logan Lerman, Emma Watson, Ezra Miller, Dylan McDermott, Kate Walsh, Tom Savini, Paul Rudd
- Musik: Michael Brook
- Kamera: Andrew Dunn
- Schnitt: Mary Jo Markey
- Veröffentlichungsjahr: 2012
- Laufzeit: 102 Minuten
- FSK: ab 12 Jahren
Die 6 glorreichen Aspekte
Der Originaltitel von «Vielleicht lieber Morgen» lautet «The Perks of Being a Wallflower». Dies bedeutet zu Deutsch in etwa so viel wie „Was es für Vorteile hat, ein Mauerblümchen zu sein“ und beschreibt damit sogleich das Seelenleben unserer Protagonisten. Es geht um Außenseiter an einer High School. Um jene, die wissen, dass sie welche sind und sich damit arrangiert haben. Es geht um solche, die um alles in der Welt verhindern wollen, je einer zu sein. Es geht um Leute, die sich aus ihrem Mauerblümchen-Dasein nicht befreien können und es geht um Menschen, die sich mit Wonne direkt hineinmanövrieren; in ein Leben, abseits des Mainstream, abseits der vermeintlichen, gesellschaftlichen Sicherheit. Doch nun kommt der deutsche Titel ins Spiel, denn «Vielleicht lieber Morgen» ist für unsere Hauptfiguren kein Ausruf der Behäbigkeit. Es ist eine stille Hoffnung, es ist ein Wunsch. „Vielleicht machen wir uns erst morgen um all das Gedanken, was uns heute beschäftigt. Denn vielleicht haben sich all unsere Probleme schon morgen in Luft aufgelöst.“
Der 2012 weltweit gefeierte US-Independent-Hit ist ein ganz und gar einfühlsames Zeitdokument über eine Generation, die aufgrund ihrer vielfältigen Zukunftschancen und -Perspektiven zwangsläufig an ihren eigenen Ansprüchen scheitern muss. Im Mittelpunkt schulischer wie pubertärer Eskapaden steht Charlie, der neu an die High School kommt und seinen neuesten Lebensabschnitt in Form von Briefen festhält, die er in regelmäßigen Abständen einer uns unbekannten Person schreibt.
Schonungslos ehrlich schildert er dem Adressaten darin sämtliche Hochs und Tiefs seines bisherigen Lebens, welche sich von gebrochenen Herzen über nie überwundene Kindheitstraumata bis hin zur Angst vor der alles entscheidenden Abschlussprüfung erstrecken. Für sich genommen ist jedes dieser Probleme zu bewältigen, doch der von Logan Lerman hochsensibel verkörperte Charlie wird den unkontrolliert aufeinander zurasenden Emotionen nicht mehr Herr. Sein Leben verläuft in Wellen; mal schäumt er nur so über vor Optimismus und Kraft, dann wiederum liegt er am Boden und wittert sich als am Leben gescheitert.
Die feinfühlige Art, mit welcher Stephen Chbosky in das Innerste seiner heranwachsenden Hauptfiguren blickt, entwaffnet die angeblich so karrierefixierte Generation ein ums andere Mal und legt damit den Blick auf etwas frei, dem sich nur allzu wenige Filmemacher im US-Kino widmen wollen: Es geht um jene Angst vorm Scheitern, die plötzlich da ist. Die durch nichts begründet ist und die doch so präsent ist in einem Jahrzehnt, indem „normal“ nicht mehr ausreicht und Außenseiter nicht gesellschaftsfähig sind. Und dass es dennoch Vorteile haben kann, ein solcher zu sein, ist schließlich das zweite, selbstironische, und damit so wichtige erzählerische Element in «Vielleicht lieber morgen», einem Meisterwerk!
«Vielleicht lieber morgen» ist auf DVD und Blu-ray erschienen. Zudem ist der Film via Amazon, maxdome, iTunes, Netflix, Sony, Videobuster, Google Play, Microsoft und Videoload abrufbar.
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