Serientäter

Die 5 besten Serien mit hanebüchenen Prämissen

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Sie machten wahnsinnigen Spaß, aber sehr wenig Sinn. Einige Formate schafften es unser Herz zu erobern, die eigentlich nie auf Sendung hätten gehen dürfen. Wir nennen die fünf sehenswertesten.

Im goldenen Serien-Zeitalter mit so vielen Formaten wie noch nie zuvor, findet man dieser Tage Formate aller Couleur, die sich nicht selten klaren Genre-Einteilungen entziehen. Es gibt brave, familienfreundliche Serien oder gewagte, häufig auf Kabelsendern oder Streaming-Diensten anzutreffende Produktionen, die mit gängigen TV-Tabus brechen wollen. Und dann gibt es noch die regelrecht verrückten Serien, bei denen wohl der Pitch der Prämisse gegenüber Senderverantwortlichen selbst für eine eigene Comedy-Serie taugen könnte.

Früher nannte man sie „Water cooler“-Serien, weil man sich nach deren Ausstrahlung am nächsten Tag im Büro gerne mit den Kollegen auf dem Gang darüber unterhielt, teilweise regelrecht ablästerte. Es ging um Formate mit schockierenden Plot-Twists und verhassten Charakteren, die wahnsinnigen Spaß machten – aber wenig Sinn. Mal ging das Konzept schon auf dem Papier kaum auf, mal verfügten die Serien über ein klaffendes Logikloch oder Protagonisten, die auf groteske Weise unglaubwürdig handeln. In diesem erlauchten Kreis von Serien mit hanebüchenen Konzepten schafften es dennoch so einige Formate zu überzeugen. Wir sammelten die fünf besten Serien mit den verrücktesten Prämissen, von denen kurioserweise ein Großteil beim US-Network FOX seine Weltpremiere feierte.

«Sleepy Hollow»


Dass aus Buchvorlagen Serienadaptionen werden, ist längst nichts mehr Neues. Vielmehr scheint die Zerfleischung bereits vorhandenen Materials heutzutage die Regel zu sein. „The Legend of Sleepy Hollow“, eine Erzählung des amerikanischen Schriftstellers Washington Irvin, wurde von der US-Unterhaltungsindustrie gleich mehrfach verwertet. Am bekanntesten ist sicherlich der Film «Sleepy Hollow» mit Johnny Depp aus dem Jahre 1999, der vom Polizisten Ichabod Crane handelt, der ins Dorf «Sleepy Hollow» versetzt wird, um dort die Dekapitationen dreier Menschen aufzuklären, mutmaßlich durch einen legendären kopflosen Reiter.

Im Jahr 2013 kam dann der Fernsehsender FOX mit einer sehr eigenwilligen Adaption der Vorlage von Irvin ums Eck. Die Serie wollte Zuschauern weiß machen, dass Ichabod Crane im Jahr 1781 während einer von George Washington in Auftrag gegebenen Mission getötet wurde, allerdings nicht tot bleibt, sondern im Jahr 2013 wieder zum Leben erwacht. Dort trifft er auf einen alten Bekannten, nämlich den kopflosen Reiter, der wieder sein Unwesen in «Sleepy Hollow» treibt und sich als einer der vier Reiter der Apokalypse entpuppt. Das allein würde die Ausgangssituation schon hanebüchen genug machen, aber es kommen auch Freimaurer vor, der kopflose Reiter hat nun eine Shotgun und George Washington besaß natürlich eine magische Bibel, die alle Vorkommnisse erklärt. Eigentlich hätte nichts davon funktionieren sollen und dennoch entwickelte sich «Sleepy Hollow» zu einer sehr unterhaltsamen Serie, die immerhin bis in das Jahr 2017 lief.

«Riverdale»


Viele deutsche Zuschauer werden diesen Fakt noch nie gehört haben, aber das The-CW-Format «Riverdale» basiert eigentlich auf einer in den USA sehr populären Comicbuchreihe namens „Archie“. Sie handelt hauptsächlich vom Titelcharakter, einem rothaarigen Jungen namens Archibald Andrews, der im Ort «Riverdale» zur Schule geht. Er ist ein Durchschnittsteenager, der immer nach Spaß sucht, stets klamm ist und Mädchen hinterherjagt. Die Comicbuchreihe ist familienfreundlich, etwas frech und stets auf eskapistische Unterhaltung bedacht. Irgendwie wurde daraus eine zutiefst melodramatisches Highschool-Murder-Mystery, das im Jahr 2017 im US-Fernsehen startete.

Seitdem erlangte das Format auch in Deutschland durch seine Verfügbarkeit auf Netflix große Bekanntheit unter jungen Serienfans, die jedoch, insofern sie anspruchsvolle Zuschauer sind, schon mehr als einmal den Kopf geschüttelt haben werden. Denn aus «Riverdale», dem gutbürgerlichen US-Comic, wurde ein poppiges Guilty Pleasure, das etliche Genres in einen Mixer wirft, ausschließlich absurd schöne Menschen als Darsteller engagierte und trotz unglaubwürdigster Narrative doch irgendwie zum Dranbleiben bewegt. 15-Jährige Protagonisten brechen in Häuser ein, suchen Beweise in einem Mordfall, foltern einen Typen in einem Whirlpool, haben Sex und tun im Grunde alles, was üblicherweise in Seifenopern an der Tagesordnung ist. Auch weil «Riverdale» um sein verrücktes Konzept weiß, in der zweiten Staffel sogar eine Musical-Folge basierend auf «Carrie» produzierte, ist die Serie kein reiner TV-Trash, sondern eine Serie mit ungeheuer großem Spaß- und Suchtpotenzial, wenn man die Handlung nicht ganz so ernst nimmt.

«Buffy»


Zum Himmel schreiende Prämissen in die Tat umzusetzen, ist eine Sache. Verrückte Konzepte zu verwirklichen, die bereits als Kinofilm spektakulär floppten, nochmal eine ganz andere Liga. Im Jahr 1992 kam «Buffy – Der Vampir-Killer» in die Kinos, das weder von Kritikern noch von Zuschauern besonders gut aufgenommen wurde. Beim Blick auf die Prämisse der Ausgangssituation wird schnell klar warum. Ein Cheerleader mit dem absurden Namen «Buffy» findet heraus, dass eine uralte Prophezeiung sie zum Jagen von Vampiren vorgesehen hat. Logisch. Rätselhaft, warum man diesem Konzept überhaupt eine zweite Chance gab, doch im Jahr 1997 erschien auf The WB eine gleichnamige Serie, die sich mit Sarah Michelle Gellar in der Hauptrolle zum Kult entwickeln sollte.

Joss Whedon, der später die ersten zwei Marvel-Filme inszenieren sollte, machte aus der Grundgeschichte mehr als nur eine verrückte Idee, zuweilen sogar einen genialen Genre-Kommentar. Eine Cheerleaderin, die in klassischen Horrorfilmen nach gängigen Genre-Klischees sicher einen frühen Tod sterben würde, wird selbst zur Jägerin. Der Serien-Klassiker ist smart, komplex, wenn nötig lustig oder emotional und dreht sich um eine starke Frauenfigur. Wenn man es so ausdrückt, dann stellt «Buffy» den Traum schlafloser Nächte für TV-Produzenten der Gegenwart dar. Und trotzdem würden Senderverantwortliche heutzutage wohl vor Lachen in Tränen ausbrechen, wenn sie die Prämisse schwarz auf weiß zu lesen bekämen.

«Prison Break»


Wenn man von der im Jahr 2005 gestarteten FOX-Serie «Prison Break» hört und sich die ersten Folgen zu Gemüte führt, fällt es überhaupt nicht schwer, sich für das Format zu begeistern, das für kurze Zeit eine der populärsten Serien der 00er Jahre kennzeichnete. Zur Geschichte: Der hochintelligente Ingenieur Michael Scofield will seinem Bruder Lincoln, der fälschlicherweise für Mord verurteilt wurde, dabei helfen, aus dem Knast auszubrechen. Dieses Konzept ist so einfach, dass es sich im Englischen in zwei Worte zusammenfassen lässt. Genau: «Prison Break». Das hanebüchene an dieser Prämisse ist, das sie für ein frei empfangbares Network angelegt wurde, dessen Ziel es sein muss, durch hohe Einschaltquoten Werbezeiten möglichst teuer zu verkaufen und deshalb erfolgreiche Formate so lange wie möglich weiterzuführen. Blöd nur, dass das logische Ende der Serie schon vorbestimmt war, nämlich mit dem Ausbruch von Michael und seinem Bruder am Ende der ersten Staffel.

Tolle Serie, tolle Quoten, aber eine auserzählte Geschichte. Die Serie hatte eigentlich keinen Reset-Knopf und war komplett auf seine zwei Protagonisten zugeschnitten. Trotzdem musste sie weiterlaufen, um sich für FOX zu lohnen. «Prison Break» wurde deshalb erst dann so richtig abgedreht, als sich Macher Paul Scheuring dazu überreden ließ, die Serie doch irgendwie fortzusetzen. So erdachte er einen absurd komplizierten politischen Verschwörungs-Plot und die Protagonisten mussten in ein noch scheußlicheres Gefängnis eingesperrt werden, um wieder daraus türmen zu können. Weil das ständige Ausbrechen von Figuren aus Gefängnissen irgendwann zu repetitiv wirkte, führte Staffel vier die Prämisse ad absurdum und hatte entgegen des Serientitels gar nichts mehr mit Gefängnisausbrüchen zu tun. Und weil FOX 2017 immer größere Probleme mit seinen neuen Formaten hatte, hielt es das Network für eine gute Idee, «Prison Break» nach acht Jahren TV-Abstinenz mit einer fünften Staffel fortzusetzen. Im Grunde wirkte FOX verzweifeltes Klammern an «Prison Break» schon ab Staffel zwei so, als habe jemand von einer Dose abgelaufener Ravioli genascht, diese zurück in den Lebensmittelschrank gestellt, nur um einige Jahre wieder von ihr zu kosten.

«Dr. House»


«Dr. House» in einer Liste von hanebüchenen Serienprämissen wirkt zunächst kontraintuitiv. Die Arztserie beinhaltet tatsächlich nicht die abgefahrenen Elemente und verqueren Ideen, die anderen Formaten einen Platz in dieser Liste einbrachten. Verglichen mit der Realität, ist die FOX-Serie doch auf ihre ganz eigene Art und Weise weltfremd. Dies hängt mit den sehr hoch gesteckten Ambitionen von Showrunner David Shore zusammen. Der wollte aus «Dr. House» nämlich ein einfaches Procedural und zugleich ein charakterbasiertes Drama über Dr. Gregory House machen. Das stellt im Fernsehen so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau dar, beides ist kaum möglich.

Aufgrund dieser hohen Ansprüche an das Format ergab sich innerhalb der Serie ein Gesamteindruck, der viel „suspension of disbelief“ erforderte. Der Procedural-Teil war klar: Jede Staffel, letztlich insgesamt acht, enthielten mindestens 20 Episoden über ein brillantes, buntes Team aus Experten, das sich jede Woche einem anderen unmöglichen medizinischen Rätsel ausgesetzt sieht, das «Dr. House» dann in den finalen zehn Minuten der Episode löst. So weit, so gut. Solche Procedurals lassen charakterbasierte Handlungsbögen sonst allerdings eher in den Hintergrund rücken. Meist sind die Protagonisten schon „fertige“ Persönlichkeiten, die sich über die Episoden hinweg kaum entwickeln, um die Procedural-Formel beibehalten und jede Folge wieder mit einem neuen „Fall der Woche“ bei Null anfangen zu können.

David Shore wollte «Dr. House», diesem gebrochenen, nervigen und gleichzeitig tablettensüchtigen Medizin-Virtuosen trotzdem irgendwie eine Charakterentwicklung verleihen, was die Prämisse zum Teil ins grob Unglaubwürdige abdriften ließ. In einem professionell geführten Krankenhaus würde dieser Mann keine Woche arbeiten, deswegen mussten die Autoren ständig mit falschen Fährten ums Eck kommen, um das Publikum von diesem schmerzhaft offensichtlichen Fakt abzulenken. Obwohl Vorgesetzte von den karrierebeendenden Dämonen von «Dr. House» wussten, spielten sie lieber Psycho-Spiele mit ihm anstatt ihn zu feuern, zu verklagen oder ihn verdienterweise einbuchten zu lassen. Einige Episoden handelten sogar von Träumen und Halluzinationen, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer abzulenken und statt «Dr. House» wechselten die Ärzte unter ihm häufig durch, um ihn weiter smart wirken zu lassen. Übrig blieb die Illusion, «Dr. House» könnte sich tatsächlich ändern, was jedoch die Procedural-Form und damit die Vermarktbarkeit der Serie zerstört hätte. Einige Zuschauer denken noch heute, «Dr. House» sei eine clevere Charakterstudie gewesen, dabei war Dr. Gregory House nicht einmal ein richtiger Charakter, sondern nur ein Aufhänger für ein sehr gutes Ärzte-Procedural.

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Familie Tschiep
22.08.2018 12:18 Uhr 1
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