Cast & Crew
Vor der Kamera:Nora Tschirner als Kira Dorn
Christian Ulmen als Lessing
Thorsten Merten als Kurt Stich
Arndt Schwering-Sohnrey als Polizist Lupo
Milena Dreissig als Roswita Hassenzahl
Nicki von Tempelhoff als Roland Schnecke
Christina Große als Cordula Remda-Teichel
Hinter der Kamera:
Produktion: Wiedemann & Berg Television GmbH & Co. KG
Drehbuch: Murmel Clausen und Andreas Pflüger
Regie: Richard Huber
Kamera: Robert Berghoff
Produzenten: Nanni Erben, Max Wiedemann und Quirin Berg
Rasch wird es noch bizarrer: Hassenzahls Ehefrau Roswita (Milena Dreißig) ist vor einer Ewigkeit spurlos verschwunden – steht jetzt nach ihrer siebenjährigen Amnesie aber pünktlich zum Ableben des Gatten in der Tür des Kloßunternehmens. Das verwundert auch Cordula Remda-Teichel (Christina Große) – in Weimar hat man weiterhin einen Fetisch für kleinbürgerlich-provinziell klingende Namen – die schon kurz vor Roswitas Verschwinden eine Affäre mit dem nun geschredderten Kloßmanufakturchef hatte.
Roswita erzählt Lessing und Dorn derweil eine abenteuerliche Geschichte, wie sie ihre letzten sieben Jahre verbracht haben will: Sie sei damals benommen durch den Wald gelatscht, nachdem sie sich am Kopf verletzt hatte, und in die Obhut von Roland Schnecke (Nicki von Tempelhoff) gekommen, der in der Nähe des Waldes wohnt und sie bei sich aufnahm – bis sie heute Morgen im Radio von Hassenzahls Tod erfahren hat und ihr alles wieder einfiel.
- © © MDR/Wiedemann&Berg/Anke Neugebauer
Die Kommissare Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) beauftragen Lupo (Arndt Schwering-Sohnrey) mit einem DNA-Abgleich.
Während Flashbacks langsam Zweifel an diesem vermeintlichen Gang der Ereignisse säen und Kommissariatsleiter Stich bei Cordula Remda-Teichel Abbitte für die schreckliche falsche Verdächtigung vor sieben Jahren leistet – er hatte sie damals beschuldigt, zusammen mit ihrem Lover Hassenzahl die nun wiedererschienene Gattin aus dem Weg geräumt zu haben, – arbeiten sich Lessing und Dorn mit spitzer Zunge durch krude Kuriositäten, in die auch noch ein raubeiniger Kartoffelbauer und eine eiskalte Supermarkteinkäuferin involviert sind: Thüringen pur eben.
Schön ist, dass „Die robuste Roswita“ trotz allen Klamauks einige Momente findet, in denen all der parodistische Bohei um eine feinsinnige Betrachtung erweitert wird und diese oft zu betont vorlaut gehaltene «Tatort»-Stadt auf ernsthafterem Niveau Themen wie Verlustangst und Lieblosigkeit wenn schon nicht verhandeln, dann doch zumindest punktuell sinnig anerzählen kann.
Ansonsten erschöpft sich Weimar jedoch weiterhin in seiner zur Schau gestellten Leichtfüßigkeit, in Lessings eigenbrötlerischer Besserwisserei und Kira Dorns kecken Entgegnungen. Im Rahmen der Möglichkeiten funktioniert das erzählerisch auch – nur ist mit der mittlerweile siebten Folge des Weimarer Heiterkeits-«Tatorts» auch der Punkt erreicht, an dem das Korsett dem Konzept die Luft abzuschnüren beginnt.
Denn auch wenn die Erzählhaltung, das mit etwas anderen Kommissaren bestückte Figurenpersonal und zwei spezielle Typen wie Christian Ulmen und Nora Tschirner als Hauptdarsteller das Konzept «Tatort» zwar nicht sprengen, aber zumindest sukzessive um eine neue Erzählfarbe erweitern sollten, ist diese Neuheit nach beinahe fünf Jahren nicht mehr so neu. Dass die „Robuste Roswita“ als Geschichte derselben Logik und als Film denselben Mustern folgt wie schon „Die Fette Hoppe“, „Der Irre Iwan“, „Der Kalte Fritte“ und wie sie alle hießen, lässt die innovativen Weimaraner langsam ein wenig aussehen wie die altbackenen Münchener und die Innovationsbremser aus Bremen. Oder ist das vielleicht doch gelebtes Thüringen?
Das Erste zeigt «Tatort – Die Robuste Roswita» am Sonntag, den 26. August um 20.15 Uhr.
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25.08.2018 03:18 Uhr 1