Filmfacts: «The Nun»
- Start: 6. September 2018
- Genre: Horror
- Laufzeit: 96 Min.
- FSK: 16
- Kamera: Maxime Alexandre
- Musik: Abel Korzeniowski
- Buch: Gary Dauberman
- Regie: Corin Hardy
- Darsteller: Demián Bichir, Taissa Farmiga, Jonas Bloquet, Bonnie Aarons, Ingrid Bisu, Jack Falk
- OT: The Nun (USA 2018)
Nach der dämonischen Puppe Annabelle widmen sich die Verantwortlichen nun einer gruseligen Nonne, die ihre erste Ankündigung bereits in «Conjuring 2» erfuhr. Ihre Präsenz sorgte hier für die mitunter gruseligsten Szenen überhaupt und prägte die Handlung des Gruselschockers stark. Eine Geschichte über ihren Ursprung zu erzählen, sollte eigentlich ein Selbstgänger sein. Doch «The Nun» ist Jumpscare-Horror von der Stange und hat mit Ausnahme eines wahrlich furchteinflößenden Settings und solider Schauspieler kaum etwas zu bieten. Im Anbetracht der Durchschnittsqualität der bisherigen Franchise-Beiträge ist das eine bittere Enttäuschung.
Der Selbstmord einer Nonne gibt Rätsel auf
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Regisseur Corin Hardy hat bislang vorwiegend Musikvideos inszeniert, sowohl für Indie-Bands wie Biffy Clyro, aber auch für den Sommerhit «Heart Skips a Beat» von Olly Murs. Sein erster Spielfilm «The Hallow» erfuhr hierzulande lediglich eine limitierte Kinoauswertung und landete in seinem Produktionsland den USA sogar direkt auf einer Streamingplattform. Um einem Neuling ein Großprojekt wie «The Nun» anzuvertrauen, bedarf es eines ziemlichen Vertrauensvorschusses. Und dieser macht sich im Anbetracht des Ergebnisses auch durchaus bezahlt. Dass «The Nun» mit den Ambitionen der bisherigen «Conjuring»-Filme nicht einmal ansatzweise mithalten kann, ist nicht dem Regisseur zuzuschreiben. Corin Hardy hat einen genauen Blick für Atmosphäre, der genreerfahrene Kameramann Maxime Alexandre («Alexandre Ajas Maniac») kreiert unheilvolle Bilder einer Gänsehaut erzeugenden Kulisse (gedreht wurde unter anderem in Rumänien, Transsilvanien und auf einem Schloss in Ungarn) und so abgegriffen die vielen routinierten Jumpscares auch sein mögen, sind sie in Sachen Aufbau und Ausführung auf jeden Fall effektiv.
Auch auf akustischer Ebene baut man auf abgegriffene Motive wie obligatorische Choräle oder dramatisch anschwellende Streicher (Komponist: Abel Korzeniowski, «Nocturnal Animals»), um jedem, der es nicht von selbst erkennt, deutlich zu machen, wie gruselig das alles ist. Das ist alles Horrorkino, wie es durchschnittlicher nicht sein könnte. Aber so richtige handwerkliche Mängel erkennt man hier nicht.
Neue Erkenntnisse zum «Conjuring»-Universum? Fehlanzeige!
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Soviel sei allerdings gesagt: Wer sich von psychologischen Horrorstücken wie «Hereditary», «The Witch» oder «mother!» um seine Erschreckmomente geprellt fühlt, kommt in «The Nun» immerhin voll auf seine Kosten. Wer allerdings glaubt, Dauberman wäre in der Lage, die untereinander mittlerweile sehr eng vernetzten Filme aus dem «Conjuring»-Universum um eine weitere Erzähleben zu ergänzen, der irrt. Wer bisher auch nur ein wenig aufgepasst hat, der muss «The Nun» nicht einmal gucken, um zu erahnen, wo genau er erzählerisch anknüpft. Weitere erzählerische Türen, die das bisherige Geschehen aus über fünf Jahren «Conjuring» ergänzen würden, öffnet Dauberman jedenfalls nicht.
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Das Setting selbst mausert sich im Laufe der rund 90 Minuten immer wieder zum heimlichen Star des Films. Von dem halbverfallenen Gebäude selbst über den sehr effektiv in Szene gesetzten Friedhof bis hin zu den düsteren Katakomben erfüllt die Szenerie alles, was man sich für ein stimmiges Horrorfilmsetting wünscht. Da ist es umso bedauerlicher, dass in Ermangelung einer wirklich guten Geschichte abseits der unzähligen Billig-Jumpscares einfach keine richtige Atmosphäre aufkommen will. Da aber immerhin die titelgebende Nonne selbst das Potenzial zu einer neuen Kultfigur hat, hoffen wir darauf, dass sie in einem zweiten, deutlich besseren Film endlich so zur Geltung kommt, wie es ihr gebührt.
Fazit:
«The Nun» ist ein generischer Horrorschocker von der Stange, der eigentlich viele Voraussetzungen für einen guten Genrefilm erfüllt, diese zu Gunsten abgegriffener Jumpscares allerdings so gut wie alle über Bord schmeißt.
«The Nun» ist ab dem 6. September bundesweit in den Kinos zu sehen.
Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
06.09.2018 18:54 Uhr 1
06.09.2018 19:34 Uhr 2
06.09.2018 20:55 Uhr 3