Interview

n-tv-Programmplaner Göksen Büyükbezci: „Quoten waren nie der ausschlaggebende Punkt“

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Im Interview sprechen wir mit dem Leiter der strategischen Programmplanung bei n-tv über die Ausweitung der News-Schiene von n-tv am Nachmittag, über die Doku-Highlights des Senders und warum «Die Höhle der Löwen» zum Sender passt.

Sie wollen Ihre Ausrichtung im Doku-Bereich ändern – was steckt dahinter?
n-tv setzt vermehrt auf Eigen- und Auftragsproduktionen. Sie machen bereits rund 20 Prozent unserer Dokumentationen aus – Tendenz steigend. Der Fokus liegt dabei auf individuellen Formaten, die n-tv ein unverwechselbares Profil verleihen. Ein wichtiger Baustein ist hier die «Current Affairs»-Reihe. Unter diesem Label bündeln wir seit etwa zwei Jahren Formate, die sich mit aktuellen, gesellschaftlich relevanten Themen befassen, wie etwa die aufwühlende Doku «Darknet – Die dunkle Seite des Internets», für die ein Reporterteam ein Jahr lang im Auftrag von n-tv recherchiert und sich in die Abgründe der Digitalen Welt begeben hat.

Hier werden wir zukünftig noch stärker auf nationale Themen fokussieren, wie etwa mit dem Themenabend «Gewalt in Deutschland» Ende August, bei dem wir das Thema der zunehmenden Gewalt aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet haben. Damit wollen wir auch in der Primetime Hintergründe liefern zu den Aspekten, die wir in unseren Nachrichtenflächen oft nur anreißen können. Darüber hinaus investieren wir gezielt in internationale Koproduktionen wie «Imperien der Vergangenheit» (ab 10.9. um 22.10 Uhr) oder neue Staffeln der erfolgreichen Reihe «Giganten der Geschichte». Durch dieses Engagement in den internationalen Markt können wir erstklassige Dokus für unser Programm sichern und eigene Akzente setzen.

Welche Themenfelder im Doku-Gebiet funktionieren zur Zeit besonders gut und welche sind vielleicht ein bisschen aus der Mode gekommen?
Mit Moden muss man ja vorsichtig sein, da sie bekanntlich immer wiederkehren. Das Interesse an den Themenfeldern Geschichte, Technik und Wissen mit all ihren Facetten ist nach wie vor sehr hoch. Ebenfalls laufen unsere Dokus zu Naturphänomenen und Tieren überdurchschnittlich gut. Aber auch die «Current Affairs»-Dokus zu eher ernsten, gesellschaftlichen Themen erreichen hervorragende Quoten. So hat beispielsweise die Darknet-Doku in der Primetime einen sehr guten Marktanteil von 1,1 Prozent erzielt, bei den Männern zwischen 14 und 59 Jahren waren es sogar 1,4 Prozent.

n-tv hat zuletzt ja nachmittags die Nachrichten-Schiene etwas ausgebaut – wie zufrieden sind Sie mit dem Schritt?
Das war definitiv die richtige Entscheidung, da wir durch die Ausweitung der News am Nachmittag unsere Positionierung als Nachrichtensender unterstrichen haben. Mit den Marktanteilen sind wir auch zufrieden. Uns war bewusst, dass sich die Doku-Programme rein aus Quotensicht nur schwer toppen lassen. Aber gerade die Entwicklung in den letzten Monaten zeigt uns, dass dieses nachrichtliche Angebot in den Nachmittagsstunden gut angenommen wird. Zudem waren die Quoten auch nie der ausschlaggebende Punkt. Vielmehr wollten wir mit den zusätzlichen News-Flächen auch den Zuschauern, die erst nachmittags Zeit haben, die Möglichkeit bieten, sich intensiv über die Themen des Tages zu informieren. Dass wir jetzt mit den Reichweiten teilweise über den Zahlen der Vorjahre liegen, bestätigt unsere Strategie.

Sie haben das Format «n-tv Wissen» umgebaut; was erhoffen Sie sich vom Moderatoren-Wechsel?
Mit Jule Gölsdorf wollen wir das Format inhaltlich weiterentwickeln. Zum einen werden wir das Themenspektrum erweitern, zum anderen arbeiten wir bereits an einem neuen Set, das uns neue Möglichkeiten der Visualisierung ermöglicht. Neue Themen erfordern auch neue Zugänge und Darstellungsformen, für die wir flexibel sein wollen. Gegen Ende des Jahres werden wir das Magazin dann mit allen Veränderungen und einem neuen Sendeplatz präsentieren.

«Die Höhle der Löwen» bei n-tv

Der Nachrichtensender zeigt die VOX-Gründershow immer freitags um 20.15 Uhr.
Es gab seitens n-tv immer mal wieder Versuche auch in neue Richtungen vorzudringen. Etwa die Re-Runs von «Die Höhle der Löwen», eigentlich ja ein Format, das nicht wirklich zu einem News-Sender passt. Wie fällt Ihr Fazit hier aus?
Nun, das sehe ich nicht so. Gerade ein Format wie «Die Höhle der Löwen» passt hervorragend zum führenden Wirtschaftssender in Deutschland, der n-tv ja ist. Startups spielen bei uns in der Telebörse, in den wöchentlichen Startup News oder im monatlichen Startup Magazin auch tagsüber eine große Rolle – am Abend darf es dann gerne etwas unterhaltsamer sein. Das schließt sich unserer Meinung nach überhaupt nicht aus beziehungsweise ergänzt sich ganz wunderbar.

Auf welche n-tv-Highlights freuen Sie sich in der Saison 18/19 ganz besonders?
Bei unseren internationalen Lizenzankäufen freue ich mich sehr auf die sechsteilige Doku-Reihe «Pope – The most powerful Man in History» von CNN, die mit aufwendigen Reenactments, tollem Archivmaterial und beeindruckenden Interviews die jeweilige Rolle bedeutender Päpste beleuchtet und ihre Auswirkungen auf das heutige Amt aufzeigen. Ebenso spannend wird die 10-teilige Doku-Reihe «Terror Close Calls», die wahrscheinlich im zweiten Halbjahr 2019 zu sehen sein wird. Sie beschäftigt sich mit Terroranschlägen, die rechtzeitig vereitelt werden konnten.

Eine hochspannende und spektakulär inszenierte Produktion über funktionierende Terrorabwehr. Bei unseren internationalen Koproduktionen erwartet die Zuschauer die Doku-Reihe «Crusaders», in der das Zeitalter der Kreuzzüge eindrucksvoll in Szene gesetzt und gleichzeitig kritisch beleuchtet wird. Im Bereich unserer Eigen- und Auftragsproduktionen gibt es ein Wiedersehen mit den erfolgreichen Reihen «Mega Brands» und «Familiendynastien».

Ganz besonders freue ich mich auch auf unsere 10-teilige Doku-Reihe «Broiler, Bonzen und Bananen - Die DDR privat», die wir im Umfeld des 30. Jahrestages der Maueröffnung zeigen werden. Sie wird Hilmer Rolff produziert, der ja bereits für unsere mit dem bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnete Reihe «Von Spreewaldgurken bis FKK» verantwortlich zeichnete.

Danke für das Gespräch.

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