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«Game of Games»: Ceylans Sat.1-Premiere ist unspektakulär, aber unterhaltsam

von   |  1 Kommentar

Dem Superlativ im Titel zum Trotz ist «Game of Games» eine kleine, kurzweilige, leichtgängige Spielshow geworden.

«Game of Games» ist die fetteste und am aufwendigsten produzierte Game-Show, die ich kenne – und das Beste: Die Spiele sind superwitzig und so abenteuerlich, dass man sich teilweise kaum vorstellen kann, dass das keine Stuntmen, sondern ganz normale Kandidaten sind, die da durch das ganze Studio katapultiert werden.
Bülent Ceylan
Bülent Ceylan und RTL haben sich nach Aussagen des Moderators, Komikers und Gelegenheitsschauspielers auseinandergelebt. Und so hat es den Mannheimer mit der langen Mähne zum ältesten Konkurrenten verschlagen, den die Kölner im Privatfernsehen haben: Sat.1. Dort feiert der Entertainer, der hin und wieder schon in Sat.1-Sendungen wie «Genial daneben» zu Gast war, seinen Einstand als offizielles Sendergesicht mit einer für den hiesigen TV-Markt neuen Spielshow: «Game of Games», ein Konzept, das US-Fernsehjunkies bereits bekannt sein dürfte. Auf der anderen Seite des großen Teichs startete die dort von Ellen DeGeneres moderierte Show im Dezember 2017 – Sat.1 hat das Format also recht zügig importiert.

Bei den Spielen bedient sich Sat.1 auch großzügig bei der US-Vorlage, was aber kein Problem darstellen sollte: Die wenigsten Fernsehenden hierzulande dürften Ellens Version kennen, und unter den paar, die sie kennen, werden es einige wohl auch begrüßen, nun auch in Sat.1 das sehen zu können, was ihnen im US-Fernsehen schon gefiel.

Die Spielauswahl macht auch früh klar, wieso «Game of Games» perfekt für den Fun-Freitag in Sat.1 ist, denn hier liegt der Schwerpunkt auf Chaos, Action und leichte Unterhaltung. Am mittlerweile primär mit bombastischer und/oder spannender Showkost assoziierten Samstagabend wäre «Game of Games» dagegen rein konnotativ deplatziert. So stellen sich hier in einem Spiel abwechselnd zwei Kandidatinnen in den überdimensionalen Mund eines Papp-Monsters, um Schätzfragen zu beantworten. Die Differenz zwischen der getätigten Antwort und der korrekten Antwort bestimmt, wie viele Zähne die Teilnehmerinnen dem Vieh ziehen müssen (das Kinderspiel «Kroko Doc» lässt grüßen). Wer den falschen Zahn zieht und daher vom Tier verschluckt wird, verliert.

Aufgrund des Gaga-Konzepts und des ulkigen Bühnenaufbaus ist dieser Mix aus Aktionsspiel und Quiz das beste Beispiel dafür, was «Game of Games» erreichen will: Alberne, aber gutmütige Unterhaltung, die niemanden blamieren oder verdummen möchte. Mit einem anderen Quizspiel wird dieses Schema in «Game of Games» an anderer Stelle auch etwas weniger markant verfolgt: Zwei Kandidatinnen stehen unter einer bunten Deko, bestehend aus mehreren riesigen Regenschirmen. Zwischen ihnen: Ein Tisch mit einer Sport-Trinkflasche, die Wasser verspritzt, wenn man sie zu fest drückt. Wer glaubt, die Antwort auf Bülent Ceylans Frage zu wissen, greift sich die Flasche (und sorgt eventuell für einige Spritzer). Eine richtige Antwort bedeutet, dass nun Glück gefragt ist: Es gilt, einen Regenschirm auszusuchen. Ist es der Falsche, regnet es wie aus Eimern. Ist es der Richtige, fällt Glitter von der Studiodecke und man ist eine Runde weiter.

TV-Junkies erkennen schon: «Game of Games» will keine ernstzunehmende Quizshow sein, will oft nicht einmal ernstzunehmende Quizrunden haben. Onkel Zufall hat nämlich in den Ratespielen wiederholt seine Finger im Spiel – jedenfalls bis zum Halbfinale. Dort beginnen die Fragen auf "Telefongewinnspiel vor der Werbepause"-Niveau und steigern sich immerhin auf das Level von «500 – Die Quiz-Arena» ("Wo entspringt die Elbe?", "Wie lautet der Künstlername von Heinz Georg Kramm?") …

Manche Spiele dagegen lassen ihn außen vor und verlangen vom Publikum, dass sie Geschick und, trotz grobem Chaos, auch einen kühlen Kopf bewahren. Hier werden zwei Männer an ein Bungeeseil gebunden und behindern sich so gegenseitig bei der Aufgabe, Äpfel mit dem Mund in einen Bottich zu tragen. Dort werden zwei Teams in riesige Shirts gesteckt und tragen auf seifigem Boden Gegenstände von A nach B. Ob Action- oder "Wissens"-Spiel: Turbulent, nicht aber abgehetzt soll es vorgehen, mit riesigen, bunten Requisiten und knalliger Deko. Da mutet es fast schon wie Methode an, dass das Studio selbst in seiner (zumeist) dunkelblau-gläsern-silbrigen "Grundeinstellung" sehr generisch ausfällt. So lenkt wenigstens nichts von der Spieldeko ab.

Ein bisschen unausgegoren ist aktuell auch noch das Showtempo: Einerseits wird an mehreren Stellen auf Zügigkeit gesetzt. Die Spielregeln werden meist in kurzen, animierten Einspielern erläutert, was der Erfahrung nach schneller abläuft, als würde man in der Show zeigen, wie der Moderator den Studiokandidaten den Ablauf erklärt. «Schlag den Henssler» lässt als Gegenbeispiel grüßen. Und auch das Geplänkel zwischen Ceylan und den Teilnehmern wird auf prägnante Augenblicke runter gekürzt. Andererseits folgen auf die Actionspiele längere Highlight-Zeitlupen, die von Popsongs untermalt werden, zu denen das Studiopublikum unrhythmisch klatscht. Und nach der zweiten Werbepause der Folge fasst Ceylan erstmal das bisherige Showgeschehen zusammen, als wäre es für das Sendungsverständnis wichtig, wer bisher welches Spiel gespielt hat.

Zwei weitere kleine Schönheitsfehler: In einem Zwischenschnitt nach dem Eröffnungsspiel zeigt das «Game of Games»-Team tatsächlich, wie vereinzelte Standing Ovations gegeben werden. Angesichts der Lockerheit dieser Sendung vermessen bis peinlich: Ein «Schlag den Henssler» etwa, in dem die Teilnehmer deutlich mehr leisten, hat es nicht nötig, durch das Zeigen des von den Sitzen gerissenen Publikums seine Bedeutung zu unterstreichen. Da sollte eine reine Spaßshow wissen, dass sie so etwas auch nicht braucht. Ein weiterer Patzer: In der ersten von Sat.1 ausgestrahlten Folge sagt Moderator Bülent Ceylan die Floskel "Ich werde ja immer gefragt, wie wir auf solche Spiele kommen …", die sich doch ein gutes Stück besser in Ausgabe acht oder neun machen würde. Nicht wahr?

Sat.1-Geschäftsführer Kaspar Pflüger rührte vor Showstart in Pressematerialien die Werbetrommel: "Die Show lebt von Witz, Spontaneität und dem lockeren Umgang zwischen Kandidaten und Moderator. Und das ist nur der Start in einen langen, lustigen Comedy-Abend." Und man muss es ihm lassen: Spontan und locker ist «Game of Games» wirklich. Und auch wenn die Auftaktfolge nicht unbedingt superwitzig ausfiel, so haben Ceylans stete Neckereien mit den Kandidatinnen und Kandidaten und die bewusst-überzogenen Spieleaufbauten immerhin für eine hübsche Dosis Situationskomik gesorgt. Als Actionspielshow lebt «Game of Games» natürlich davon, dass die Redaktion markige, nicht aber überdreht-nervige Teilnehmer auswählt, daher kann sich in der Zukunft in dieser Show noch vieles verbessern oder verschlechtern. Ceylan aber passt gut in das leichtgängige Sendungskonzept, vor allem, weil er es versteht, die Kandidaten aus der Reserve zu locken und dabei trotzdem sympathisch zu bleiben.

Der Showtitel ist (natürlich) übertrieben, aber Sat.1 hat bislang weniger 20.15-Uhr-Freitagabendshows geboten, die «Game of Games» qualitativ überbieten, als Shows, die das Format unterbieten. Das Showtempo noch etwas feinschleifen, und der Fun Freitag fängt richtig munter an.

«Game of Games» ist immer freitags ab 20.15 Uhr in Sat.1 zu sehen.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Burpie
15.09.2018 07:36 Uhr 1
War kurzweilig und hatte zwei richtig große Pluspunkte:

1. Keine Promis! Absolut wohltuend!

2. nach 90 min. war Schluss! Kein endloses Aufblasen!

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