Cast & Crew
Vor der Kamera:Albrecht Schuch als Martin Manz
Johannes Allmayer als Frank Eberhardt
Günther Maria Halmer als Dr. Walter Nachtheim
Aylin Tezel als Anja Manz
Friedrich von Thun als Klaus Manz
Lilli Biedermann als Miriam Eberhardt
Lukas Hupfeld als Thomas Griemeyer
Hinter der Kamera:
Produktion: Wiedemann & Berg Television
Drehbuch: Frédéric Hambalek
Regie: Rainer Kaufmann
Kamera: Armin Golisano
Produzenten: Gabriela Sperl, Sophie von Uslar, Max Wiedemann und Quirin Berg
Martins Frau Anja (Aylin Tezel) ist derweil hochschwanger und ahnt – wie auch sein langsam dement werdender Vater Klaus (Friedrich von Thun) und der Rest der Dorfgemeinschaft – nichts von der volltrunkenen Unglücksfahrt. Eigentlich kann für den Polizisten nicht mehr viel schief gehen: Martin hat das Unfallfahrzeug in einer alten Scheune untergestellt, sich dasselbe Modell nochmal gekauft und das einzige Beweisstück, das ihm zum Verhängnis werden könnte, aus der Asservatenkammer mitgehen lassen.
Blöd, dass der etwas versoffene, aber im Vergleich zum Rest des Dorfes geistesgegenwärtige Arzt Dr. Walter Nachtheim (Günther Maria Halmer) Eins und Eins zusammengezählt hat und Martin eines Nachts ruhig und besonnen von seiner Mitwisserschaft in Kenntnis setzt. Martin erfleht sich mehr Zeit, um endlich vor allen reinen Wein einzuschenken, und Dr. Nachtheim – gutmütig, wie entschiedene, aber nicht verbissene alte Männer in solchen Filmen eben sind – gewährt sie ihm. Martin werde selber gestehen, ist der greise Arzt überzeugt.
- © ZDF/Marco Nagel
Martin Manz (Albrecht Schuch) hat etwas zu verbergen.
Dieses Motiv lässt freilich Parallelen zu Dostojewskijs großem Roman „Schuld und Sühne“ erkennen, jener gewaltigen Parabel auf Sünde und Abbitte, Vergebung und Geständnis. Doch «Der Polizist und das Mädchen» hat weder an der psychologischen, noch an der philosophischen Komponente dieser Themen auch nur das geringste Interesse und begnügt sich stattdessen mit einem tumben Abhaken von ineinander greifenden Ereignissen – allesamt so generisch wie der Titel – die am Schluss in die Eskalation, die Katharsis oder (die wohl erschreckendste Variante:) die Normalität münden können.
So kommt Martins Frau Anja bald dahinter, dass ihr immer nervöser werdender Mann etwas vor ihr verheimlicht, während sich in der Klinik der Zustand des Unfallopfers rapide verschlechtert und Martin sich den Drohungen seines Mittwissers entledigen will, indem er ihm Schweigegeld anbietet. Der Vater des Unfallopfers, in Unkenntnis des Täters und manisch vor Wut, dreht derweil immer weiter durch und grast das Dorf nach möglichen Zeugen ab.
Doch all diese Plot-Fäden führen weder thematisch noch inhaltlich zu irgendeinem interessanten Gedanken, einem einnehmenden Moment oder einem klugen Einfall. Stattdessen verfolgt der Film geradezu starrsinnig eine uninspirierte Leerlaufdramaturgie. Doch während man ihm in diesem Punkt allein ein denkfaules, am erzählerischen Kern desinteressiertes Drehbuch vorwerfen kann, erscheint es problematischer, wenn man sich die unangenehm reaktionäre Aufteilung der Geschlechterrollen vor Augen führt: Die Männer sind Macher, vertuschen eifrig ihre Taten, machen Jagd auf ihre Peiniger oder bemühen sich eifrig, die Schuldigen zu Geständnis und Sühne zu bewegen, während die einzige Frau mit relevanter Sprechrolle ein sich kümmerndes gutes Gewissen verkörpern darf. Vielleicht erklärt diese Beobachtung auch, warum keiner der Schauspieler in diesem Film brillieren kann, zu eklatant ist die Abwesenheit psychologischer Vielschichtigkeit oder aufrichtig emotionaler Momente.
Das ZDF zeigt «Der Polizist und das Mädchen» am Montag, den 24. September um 20.15 Uhr.
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