Die Kritiker

«SOKO Potsdam»: Gute Freundinnen auf Verbrechersuche

von   |  3 Kommentare

Das ZDF führt kurz nach «SOKO Hamburg» noch eine neue «SOKO»-Reihe ein. In dieser gehen zwei ungleiche Freundinnen dem Verbrechen auf die Spur.

Darum geht's in «SOKO Potsdam»

Im Mittelpunkt von «SOKO Potsdam» steht das Brandenburger Ermittler-Duo Luna Kunath (Caroline Erikson) und Sophie Pohlmann (Katrin Jaehne), das ein altes Klischee bedient: Beide Kommissarinnen könnten nämlich nicht unterschiedlicher sein. Luna ist Single, durchsetzungsfähig, empathisch, sportlich und schnell im Kopf. Eine hervorragende Polizistin, deren Unbekümmertheit jedoch stets mit ein wenig Naivität einhergeht und sie immer wieder in brenzlige Situationen bringt.
Das «SOKO»-Serienuniversum wächst wieder einmal: Das ZDF präsentiert ab sofort immer montags um 18 Uhr Fälle der neuen «SOKO Potsdam». Zunächst einmal gehen sechs Ausgaben auf Sendung, die dem TV-Publikum das neue Ermittlerteam vorstellen und vor allem die Serientauglichkeit des Schauplatzes etablieren. Schließlich gehen viele Film- und Serienschaffende üblicherweise, wenn es sie eh schon in diesen Winkel Deutschlands zieht, einfach ein paar Kilometer weiter und erzählen von Berlin. Bietet der Schauplatz Berlin doch Bundeshauptstadt, hoch gekulteten Szeneort und Ost-West-Schmelztiegel als Erzähldimensionen. Eine so oft genutzte Erzählmöglichkeit, dass es allmählich langweilig, wenn nicht gar nervig wird.

«SOKO»-Serienkoordinator Peter Jännert erklärt, weshalb er sich nun dazu entschieden hat, die neuste «SOKO»-Produktion ausgerechnet im oft übersehenen Potsdam anzusiedeln: Für ihn ist die Stadt "die kleine, hübsche Schwester von Berlin, die filmisch bisher weitgehend unentdeckt blieb." Er die ästhetische Vielfalt Potsdams heraus, das als Schauplätze Schloss- und Parkanlagen bietet, sowie Flusslandschaften und die historische Innenstadt, obwohl "auch die klassischen Krimischauplätze wie Industrieanlagen, Hinterhöfe oder Plattenbauten" nicht zu kurz kämen. Das Gemüt in dieser visuell so eklektischen Stadt? "Ein bisschen entspannter und ein bisschen gesünder als in der Großstadt."

Und, klar: Wo ein deutscher Fernsehkrimi, da müssen sich die offensichtlichen Gegensätze auch in den Hauptfiguren widerspiegeln. Wobei sie in diesem Falle, und das ist in der deutschen Krimilandschaft noch immer eine absolute Seltenheit, beide weiblich sind. Sonst könnten die Protagonistinnen Luna Kunath (Caroline Erikson) und Sophie Pohlmann (Katrin Jaehne) allerdings nicht unterschiedlicher sein (eine Feststellung, die Krimifans und Krimikritiker runter beten können wie manch Andere das "Vater unser"). Obwohl sie Kindheitsfreundinnen sind, haben sie kaum eine Gemeinsamkeit. Dauer-Single Luna ist spontan, handelt gefühlsbetont und hält ebenso wenig von konventionellen Maßnahmen wie davon, sich mit vorschnellen Schlüssen zurückzuhalten. Sophie, ihres Zeichens Mutter und Ehefrau, ist dagegen verantwortungsvoll, ruhiger und hält Fakten und Ordnung für das einzig Wahre.

Es erklärt sich wohl von selbst: Bei dieser Figurendynamik gehören Zankereien zur Tagesordnung, selbst wenn sich das Duo stets flott wieder zusammenrauft – einen nennenswerten horizontalen Erzählbogen, der sich um die Hauptfiguren und einen etwaigen Wandel in ihrer Freundschaft dreht, verkneift sich «SOKO Potsdam». Zumindest in der Auftaktstaffel – eine zweite wurde jedoch bereits geordert. Was wohl ebenso selbstverständlich sein dürfte: Auch abseits der gelegentlichen Meinungsverschiedenheiten, die keine größeren Konsequenzen nach sich ziehen, bleibt «SOKO Potsdam» den bewährten Mustern treu, nach denen ein Großteil des «SOKO»-Universums gestrickt ist. Und das, obwohl der «SOKO»-Alltag auf größere Teams setzt als diese Serie:

Hier eine kleine Alltagsanekdote aus dem Leben Sophies (etwa: es gibt Ärger in der Kita-Gruppe), da erlebt Luna etwas (zum Beispiel: WG-Stress), dort ein Mord im Kleinbürgermilieu. Ein Forrellenzüchter wird vergiftet, ein Jugendfußballtrainer wird erschlagen, ein Kioskbetreiber wird beim Überfall erschossen – oder war der Überfall ein Ablenkungsmanöver für einen Mord? Die Ermittlungsarbeiten bestehen zumeist aus Verhören, in denen Alibis abgefragt werden und kurz vor Episodenschluss wird (gerne durch reinen Zufall, unsere Heldinnen sollen ja betont nahbar bleiben) ein entscheidender Hinweis entdeckt, der den ganzen Fall auf einmal ohne Missverständnisse und Gewissensbisse auflöst.

Da mit Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf immerhin drei Autoren an «SOKO Potsdam» mitgewirkt haben, die mit «4 Blocks» einen Meilenstein der deutschen Serienwelt verantwortet haben, besteht die Hoffnung, dass das alles nur das Dehnen und Aufwärmen vor dem eigentlichen Sport ist. Vielleicht wagt sich Staffel zwei mehr, statt sich aus dem kleinen Einmaleins des deutschen Vorabendkrimis zu bedienen. Immerhin: «SOKO Potsdam» geht nicht stur nach Schema F vor, sondern füllt es gelegentlich (aber bislang nicht so oft, wie es wünschenswert wäre) mit Charakteristik:

"Mörder kennen keinen Sonntag", raunt die Ermittlerin ulkend, als das gemütliche Essen durch einen Einsatz unterbrochen wird. An anderer Stelle wird die Waschanlage als der perfekte Ort für eine Auszeit zum In-Ruhe-heulen gelobt. Ein bisschen scherzhaft, ein bisschen vom Job genervt, ein wenig emsig – die Ermittlerinnen aus Potsdam menscheln authentisch. So schablonenhaft ihre Gegensätze entworfen sein mögen, sind sie für sich betrachtet greifbarere, glaubwürdigere Figuren als ein Gros der platten oder leeren Vorbandkrimiprotagonisten. Das hat die unauffällig inszenierte, neue «SOKO»-Serie mit dem ungewohnt locker-flockigen Vorspann teils dem Dialogbuch zu verdanken, teils dem erfreulich unverkrampften, harmonischen Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen.

«SOKO Potsam» läuft immer montags um 18 Uhr im ZDF.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
24.09.2018 10:34 Uhr 1
freue mich drauf.
Kalinkax
24.09.2018 19:17 Uhr 2
hat mir gefallen, sympathisches team
Sentinel2003
27.09.2018 23:42 Uhr 3
Da frage ich mich echt, wer da die "Daumen nach unten" gemacht hat!????
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