«The Man Who Killed Don Quixote»
- Start: 27. September 2018
- Genre: Komödie/Drama
- Laufzeit: 134 Min.
- FSK: 12
- Kamera: Nicola Pecorini
- Musik: Roque Baños
- Buch: Terry Gilliam, Tony Grisoni
- Regie: Terry Gilliam
- Darsteller: Adam Driver, Jonathan Pryce, Stellan Skarsgård, Olga Kurylenko, Joana Ribeiro
- OT: The Man Who Killed Don Quixote (ESP/BEL/FR/POR/UK 2018)
Anstatt Duvall hatte man mittlerweile John Hurt für die Rolle des Don Quixote verpflichten können, doch ins Rollen kamen die Dreharbeiten dadurch noch lange nicht. Erst nach mehreren Rotationen des Besetzungskarussells startete Gilliam 2017 mit jenem Team, das nun auch tatsächlich im Film zu sehen ist und brachte die Arbeiten am Film zu Ende. Und bei all dem Tohuwabohu haben wir solche verhältnismäßigen Kleinigkeiten wie die Zerstörung der Filmkulissen durch ein Unwetter, die nach der Fertigstellung erneut aufkeimenden Konflikte bezüglich der Rechte und die fast schon unangenehm komische Anekdote vom kurz vor der Uraufführung erkrankten Terry Gilliam noch gar nicht mit aufgeführt. Machen wir es kurz: Auf «The Man Who Killed Don Quixote» liegt einer der tragikomischsten Flüche der Filmhistorie.
Zwischen Film und Filmset
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Der Dokumentarfilm «Lost In La Mancha», der während der problembehafteten Dreharbeiten mit unter anderem Johnny Depp entstand, besitzt mittlerweile Kultstatus und wurde bei verschiedenen Filmfestivals für Preise nominiert und sogar ausgezeichnet. Dem Regieduo aus Keith Foulton und Louis Pepe ist es darin gelungen, das durch die äußeren Umstände entstandene Chaos in eine Form zu bringen, ohne in ein narratives Konzept zu zwängen. Man erahnt die hanebüchenen Produktionsbedingungen immer noch und doch macht es einfach einen unglaublichen Spaß, dabei zuzusehen, wie Terry Gilliam das Projekt auf der einen Seite sukzessive entgleitet, während er es auf der anderen Seite mit aufrichtiger Leidenschaft zusammenzuhalten versucht. Dass «The Man Who Killed Don Quixote» Anfang des Jahres beim Filmfestival von Cannes seine Uraufführung feiern konnte, ist aus filmhistorischer Sicht ein ganz großer Triumph; allein, um einmal zu erleben, wie es ist, Kinogeschichte vor seinen eigenen Augen zu sehen, ist der Kauf eines Kinotickets vielleicht sogar Pflicht.
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So viel Chaos, so wenig Substanz
Zu erklären, worum es in «The Man Who Killed Don Quixote» geht, ist bereits die erste große Hürde: Im Mittelpunkt steht der exzentrische Regisseur Toby, der nach früheren Dreharbeiten an einem «Don Quixote»-Film nun erneut in der damaligen Gegend dreht und im Laufe seiner Arbeit immer mehr in eine Welt abgleitet, die nicht ganz unsere zu sein scheint. Dazu springt der auch für das Drehbuch mitverantwortliche Terry Gilliam immer wieder in seinen erzählerischen Perspektiven hin und her. Mal befinden wir uns direkt am Filmset und sehen, wie vor unseren Augen Teile eines filmischen Werkes entstehen. Ein anderes Mal wiederum befinden wir uns in ebenjenem Film selbst, der dort eigentlich gerade erst entsteht; und irgendwann weiß Protagonist Toby selbst nicht mehr genau, wo er nun eigentlich ist. Was er ist, weiß wiederum ein spanischer Schuhmacher ganz genau: Don Quixote nämlich. Und zwar genau seit Toby ihn einst für genau diese Rolle in seinem Film castete.
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Nun wäre es nicht das erste Mal, dass ein Regisseur seine Zuschauer so lange im Unklaren über die von ihm erdachte Welt lässt, bis die stilistische Anarchie zum Selbstzweck wird, die sich, wie beispielsweise beim Visionären David Lynch, schließlich auch ohne logische Ordnung genießen lässt. Gilliam packt sein Chaos allerdings nicht in ein audiovisuelles Gewand, sondern in eine optisch wie akustisch lärmende, aggressive und einander beißende Hülle, die es im Laufe der üppigen Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden sogar fertig bringt, dem Publikum eigentlich so fähige Schauspieler wie Adam Driver («Paterson») zu verleiden, da diese sich mit ihrem affektierten Overacting perfekt ins filmische Bild fügen. Wann immer die Erzählung, sofern man denn von einer solchen überhaupt sprechen kann, stockt, verpassen Driver und Co. ihr mit ausladenden Theater-Monologen einen weiteren Arschtritt in Richtung der nächsten belanglosen Filmminuten.
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Fazit
Man merkt Terry Gilliams Herzensprojekt die absurde Entstehungsgeschichte an. Das ist aber auch leider schon das Einzige, was sich Positives zu dieser hanebüchenen Aneinanderreihung sinnbefreiter Szenen sagen lässt, bei der die Geschichte an sich irgendwann ohnehin keine Rolle mehr spielt.
«The Man Who Killed Don Quixote» ist ab dem 27. September in ausgewählten deutschen Kinos zu sehen.
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