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Doch einige Mitarbeiter trifft es noch härter: Die Bavaria trennt sich mit sofortiger Wirkung von den Chefproduzenten und Mitgliedern der erweiterten Geschäftsführung Bechtle und von Mossner und sowie vom Chefdramaturgen Dr. Lüder, die alle über mehrere Jahre hinweg Placement-Aktivitäten initiiert oder an diesen Aktivitäten maßgeblich mitgewirkt haben.
Um künftig unerlaubter Schleichwerbung vorzubeugen, hat die Gesellschafterversammlung einstimmig einen umfassenden Maßnahmenkatalog beschlossen, der sowohl ein Bündel von Sicherungsmechanismen gegen Placement-Aktivitäten innerhalb der Bavaria-Gruppe vorsieht, als auch den Schutz auf Seiten der Auftraggeber durch verschiedene Maßnahmen deutlich erhöht.
Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung der Bavaria sehen in den Ergebnissen und Beschlüssen der Gesellschafterversammlung einen ersten wichtigen Schritt heraus aus einer unbestreitbaren Vertrauenskrise zwischen der Bavaria Gruppe und der ARD.
In zwei Sonderberichten der KPMG Deutsche Treuhand Gesellschaft und der Revision des Südwestrundfunks wurde laut Bavaria Product-Placement gegen Entgelt in Auftragsproduktionen für die ARD nachgewiesen. Dies sei nicht nur ein massiver Verstoß gegen die Bestimmungen in den Auftragsproduktionsverträgen, die das Gebot zur Trennung von Werbung und Programm enthielten. Vor allem sei "das Vertrauensverhältnis zwischen den Auftraggebern ARD/Degeto und dem Auftragsproduzenten Bavaria erheblich gestört", hieß es.
Das Ausmaß der Schleichwerbung machen die Prüfberichte deutlich: Für den «Marienhof» wurden im Untersuchungszeitraum 19 Verträge mit unzulässigen Placements identifiziert. Diesen Verträgen lagen zwischen zwei und zwanzig Placements pro Vertrag zugrunde. Insgesamt ergibt sich daraus eine Gesamtzahl von 117 durchgeführten Placements in circa 1000 Folgen. 76 Placements wurden zwar vertraglich vereinbart, kamen allerdings nicht zur Durchführung.
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Insgesamt seit laut dem Bericht für die Schleichwerbung knapp 1,5 Millionen Euro gezahlt worden. Davon entfielen auf den «Marienhof» 80 Prozent und auf «In aller Freundschaft» 20 Prozent.
Die für die Abnahme der «Marienhof»-Folgen zuständige ARD-Vorabendredaktion beim Bayerischen Rundfunk hat laut Prüfberichten ihrer Sorgfaltspflicht genügt und Schleichwerbung mit Kürzungen, Schnittänderungen oder einem Umbau des Sets unterbunden. Auch dem MDR-Redakteur für die Serie «In aller Freundschaft» sei kein Vorwurf zu machen.