Natürlich kann man nun einwenden, dass sich die Zeiten verändert haben. Spartensender, Streamingdienste - das alles gab es bis vor kurzem noch nicht. Zur Wahrheit gehört aber auch: Während die beliebten Krimi-Reihen wie «Ein starkes Team» oder «Wilsberg» unverändert gut funktionieren (oder zuletzt sogar noch zulegten), wird das ZDF kaum noch als Showsender am Samstagabend wahrgenommen. Das subjektive Gefühl kann dabei mit Zahlen belegt werden. So haben die Mainzer im laufenden Jahr (1. Januar bis 29. September) an gerade einmal fünf Samstagabenden auf Shows gesetzt. Zum Vergleich: 2017 waren es im gleichen Zeitraum noch fast doppelt so viele gewesen.
Namentlich handelte es sich in den ersten neun Monaten des Jahres um zwei Folgen des «Quiz-Champion», eine Ausgabe von «Willkommen bei Carmen Nebel», ein Helene Fischer-Konzert – und die jüngst gesendete Folge der «Versteckten Kamera» mit Steven Gätjen. Aus Quotensicht riss keines dieser Formate Bäume aus, mit 4,71 Millionen Zuschauern ist die April-Ausgabe von «Der Quiz-Champion» bereits der aktuelle Spitzenreiter. Für «Gottschalks große 68er Show» heißt das im Umkehrschluss auch, dass die Latte am heutigen Samstagabend nicht allzu hoch liegen wird.
RTL festigt seine Dominanz beim jungen Publikum
An den 39 Samstagabenden in diesem Jahr...
- ... zeigte das ZDF 5x Shows, darunter zwei Folgen von «Der Quiz-Champion».
- ... zeigte RTL ganze 39x Show-Formate, darunter allein 21 Ausgaben von «DSDS» und «Supertalent».
Auf dem Quotenthron beim jungen Publikum liegt derzeit eindeutig RTL - genau genommen kann der Kölner Privatsender sogar die Plätze 1 bis 14 der meistgesehenen Samstagabend-Shows beim jungen Publikum mit «DSDS» und «Supertalent» für sich beanspruchen. Platz 15 geht an den «Countdown für Lissabon», der vor dem «ESC» im Ersten lief - doch schon auf den Plätzen 16 bis 18 liegen wieder «DSDS»-Ausgaben. Tatsächlich ist es in diesem Jahr noch keinem Konkurrenzformat gelungen ist, auch nur an einem einzigen Samstag die Bohlen-Castingshows vom Thron zu stoßen. Sinkende Quoten hin oder her: Die Konkurrenz macht es RTL derzeit denkbar einfach, das Geschehen zu dominieren.
ProSieben inzwischen chancenlos
Die Konkurrenz: Das ist unter anderem ProSieben, das derzeit klares Schlusslicht unter den großen Showsendern am Samstagabend ist. Dort hat sich die Lage in den letzten Wochen noch einmal massiv verschärft. Zwar hatte der Sender im Sommer das ehrgeizige Ziel ausgegeben, jeden Samstagabend bis Weihnachten mit Showformaten zu bestücken - doch schon der Flop von «Time Battle» Ende August machte den Verantwortlichen einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Einen herben Rückschlag stellte wenige Wochen später das Aus von «Schlag den Henssler» dar - und auch die «beste Show der Welt» machte vergangenen Samstag riesige Probleme. Im Moment scheint es so, als würde ProSieben am Samstagabend nichts so recht gelingen.
Die höchste Quote einer Samstagabendshow bei ProSieben im Jahr 2018 sicherte sich eine Folge von «Die beste Show der Welt», die es im August auf 13,9 Prozent brachte. Auf dem Reichweitenthron befindet sich dagegen eine Ausgabe von «Das Ding des Jahrs», die 1,63 Millionen Zuschauer unterhielt. Weit oben rangieren zudem die «Schlag den Henssler»-Folgen, die trotz verhältnismäßig schwachen Abschneidens eindeutig für die stärkeren Samstagabende in diesem Jahr bei ProSieben stehen. Abseits dessen ist den Münchenern zuletzt nur wenig gelungen. Trauriges Schlusslicht - auch aus Quotensicht: «Time Battle».
Das Erste auch beim jungen Publikum rekordverdächtig stark
An den 39 Samstagabenden in diesem Jahr...
- ... zeigte ProSieben 17x Shows, darunter 5x «Schlag den Henssler» und 5x «Das Ding des Jahres».
- ... zeigte Das Erste 19x Shows, darunter allein sechs Formate mit Kai Pflaume («Wer weiß denn sowas XXL» & «Klein gegen Groß»).
Platz 1 in den Jahrescharts belegt derzeit eine Folge von «Wer weiß denn sowas?», die es im Februar auf sage und schreibe 6,66 Millionen Zuschauer gebracht hatte. Bei den 14- bis 49-Jährigen reichte es für das Quizformat damals zu grandiosen 15,1 Prozent. Dazu kommen weitere Erfolgsformate wie «Frag doch mal die Maus!» oder auch «Verstehen Sie Spaß» - letzteres Format holte erst in diesem Juli angesichts von 16,8 Prozent die höchste Quote beim jungen Publikum seit weit mehr als einem Jahrzehnt. ProSieben könnte von solchen Werten am Samstagabend derzeit nur träumen. Überraschend: Selbst vermeintlich unattraktive Formate wie «Schlagerchampions» machten beim jungen Publikum mit knapp neun Prozent zuletzt alles andere als eine schlechte Figur.
Welche Schlüsse sind daraus für den heutigen Samstag zu ziehen?
Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird sich «Das Supertalent» erneut die Marktführung bei den jungen Zuschauern schnappen. Beim Gesamtpublikum dürfte dagegen vor allem Das Erste noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden haben, schließlich war bereits der Start von «Ich weiß alles!» vor einigen Wochen ziemlichen erfolgreich ausgefallen. Einen schwierigen Stand wird vermutlich «Beginner gegen Gewinner» bei ProSieben haben, das mit weniger als neun Prozent Marktanteil zuletzt ohnehin schon Probleme bereitet hatte.
Und Thomas Gottschalks Reise in die 68er? Die dürfte mit annehmbaren bis guten Quoten vom Publikum belohnt werden - vorausgesetzt, es hat sich überhaupt herumgesprochen, dass das ZDF an diesem Samstag mal wieder eine Show zeigt.
Es gibt 4 Kommentare zum Artikel
06.10.2018 16:24 Uhr 1
06.10.2018 16:42 Uhr 2
Das ist natürlich eine pauschale Diffamierung die so auch inhaltlich nicht haltbar ist. Das die Zuschauerschaft insgesamt im Schnitt bei den öffentlich-rechtlichen etwas älter im Vergleich ausfällt ist zwar zutreffend aber hier kommt es auf das Angebot an, es gibt sehr viele Formate die definitiv in starkem Maße von den jungen Zielgruppen konsumiert werden.
Darüber hinaus gilt es zu Bedenken, das diese Quotenerhebung aus meiner Sicht ja immer weniger zutreffend das reale Konsumverhalten abbilden, der Konsum ist heute überwiegend zeitlich flexibel und nicht linear, die Quotenerhebung in der heutigen Form erfassen ja eigentlich nur noch einen bestimmten Anteil.
Viele Junge Leute konsumieren übrigens auch Formate der Öffentlich-Rechtlichen, sie tun dies aber schon seit langem online. Und umgekehrt Netflix und Co kannst du auch jederzeit konsumieren, wenn ein Fernsehsender ein gutes Angebot macht, kann man dem ebenso den Vorrang geben. Das eine schließt das andere nicht aus.
Und auch ProSieben das definitiv bei den Shows derzeit enttäuschende Werte erzielt, ich bin mir sicher, dass dort die Realität ein komplett anderes Bild abgeben würde, wenn die Quotenermittlung auf einem anderen System basieren würde.
Ich bin davon überzeugt, dass die ProSieben Shows weiterhin populär und für sehr viele Leute reizvoll sind, die umgehen aber aufgrund der bekannten Gründe, genannt Werbung die lineare Ausstrahlung gezielt.
06.10.2018 16:45 Uhr 3
Edit: Jetzt scheint es zu funktionieren, es besteht aber scheinbar eine größere zeitliche Verzögerung bis die Kommentare angezeigt bzw. beim Artikel verknüpft werden.
07.10.2018 16:10 Uhr 4
Klar gibt es Sendungen, die von jüngeren Zuschauern gesehen werden und natürlich auch Sendungen, bei denen der Altersschnitt weit höher ist als 63 Jahre.