Die Maus-Kritik für Kinder
Wo finden Kinder und Jugendliche Hilfe?
- Kinder und Jugendliche, die mit jemanden sprechen wollen, können ganz einfach beim Kinder- und Jugendtelefon anrufen
- Keine Sorge, dort musst du nicht sagen, wie du heißt – du allein entscheidest, worüber du sprichst und wie es nach dem Gespräch weitergehen soll
- Das Gespräch ist streng vertraulich! Niemand erfährt, was du dort sagst
- Die 'Nummer gegen Kummer' ist unter 116111 zu erreichen, egal ob vom Festnetz oder vom Handy
- Dort wird dir montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr zugehört
- Samstags kannst du dort auch mit Jugendlichen sprechen, sollte dir das lieber sein als mit Erwachsenen zu reden
- Weitere Infos findest du hier
In der «Sendung mit der Maus» mit dem Titel «Die unsichtbare Krankheit» geht es darum, was ist, wenn nicht etwa unser Bauch schmerzt oder wir uns gestoßen haben und darum ein rot anlaufendes Knie haben. Es geht darum, wie es ist, wenn unsere Seele eine Krankheit hat. Das klingt vielleicht schwer verständlich oder sogar langweilig. Aber das ist es nicht: Diese «Sendung mit der Maus» ist ein bisschen ernster als die meisten Ausgaben. Trotzdem gibt es wie immer Lachgeschichten – wie über das pelzige, große Tier, das ein Pflaster für seinen Finger braucht, aber gerade keines bekommt.
Zwischen den lustigen Geschichten erzählt Maus-Reporter Johannes, was eine Kinderpsychiatrie ist. Er zeigt, wie es da aussieht, wie sich die Kinder da fühlen – und er verrät, dass Hunde dort mit zum Betreuerteam gehören. Begleitet wird er bei seinem Streifzug von zwei Ärztinnen, die sich mit dem Thema bestens auskennen. Es ist eine tolle Folge der «Sendung mit der Maus». Ganz besonders, aber nicht nur, wenn ihr auch manchmal das Gefühl habt, eine 'unsichtbare Krankheit' zu haben. Oder wenn ihr Freunde habt, denen es so geht. Denn die Maus zeigt: Keine Bange, ihr könnt auch wieder gesund werden.
«Die Sendung mit der Maus Spezial: Die unsichtbare Krankheit» läuft am Sonntag, den 14. Oktober, ab 9.10 Uhr im Ersten sowie ab 11.30 Uhr im KiKA. Außerdem könnt ihr die Folge im Internet gucken.
Die Maus-Kritik für Ältere
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So berührend und wertvoll «Mein Leben als Zucchini» sein mag, empfiehlt sich der Film aufgrund dessen, dass er sich einigen emotional aufwühlenden Themen nähert, jedoch erst für ältere Grundschulkinder. Wer jüngere Kinder, vor allem sensiblere Gemüter unter ihnen, darüber aufklären möchte, dass man nicht nur körperlich, sondern auch seelisch erkranken kann, oder für ältere Kinder ein informatives Begleitprogramm zu «Mein Leben als Zucchini» sucht, findet mit dem «Die Sendung mit der Maus»-Spezial «Die unsichtbare Krankheit» eine sehr starke TV-Produktion zu diesem Thema. Denn die Sonderausgabe des Familienfernsehenklassikers ist hervorragend gemacht und findet die richtige Balance aus Erklärungen, Beruhigung und Unterhaltung.
- © WDR/Trickstudio Lutterbeck
Maus-Reporter Johannes Büch beginnt die Spezialausgabe, indem er in einem ruhigen, freundlichen Ton erläutert, was die Psyche ist. Mit Hilfe von unaufdringlicher, aber effektiver Musikuntermalung, Sonnenbrillen, Ballons und der Ausleuchtung seines familiären Bildhintergrunds erläutert Büch, dass wir in Leute nicht hineinsehen können und es Außenstehenden daher ein Rätsel bleibt, was jemand denkt. Oder fühlt. Vielleicht denkt unser Gegenüber gerade an den Abwasch, oder an einen Ausflug. Und genauso gut kann es sein, dass unser Gegenüber die Welt gerade wie durch eine rosa getönte Sonnebrille sieht, und für ihn alles tänzelt. Oder für ihn sieht die Welt aus wie durch eine dunkle Brille und alles ist trüb.
Büchs Erklärungen sind kleinschrittig und daher zugänglich, aber gleichzeitig auch so allgemeingültig, dass Kinder sie mit eigenen Erfahrungen gedanklich ergänzen und festigen können. Ergänzt wird dieser erste Erklärblock durch eine sehr klug eingesetzte Lachgeschichte: Ein Kurzfilm über das Monster 'Tier', ein großes, klobiges, pelziges Ungetüm mit freundlicher Stimme, das im Krankenhaus um ein Cowboypflaster bittet, weil es sich den Finger verletzt hat, mag unterhaltsam und lustig-freundlich daherkommen – ist aber quasi getarnte Lernstoffwiederholung: Es gibt Krankheiten und Verletzungen, die jeder kennt und niemand hinterfragt. Wie einen angeknacksten Finger. Und dann gibt es andere psychische, 'unsichtbare' Erkrankungen – wie die, die eine Zufallsbekanntschaft von Tier in diesem Kurzfilm hat. Dass Tier offen, freundlich und neugierig (ohne unsensibel zu sein) auf einen seelisch verletzten Jungen zugeht, lebt vorbildlich aus, was Büch erläuterte – und leitet thematisch den Rest der Folge ein.
Denn nach diesem Kurzfilm geht es in der «Die Sendung mit der Maus»-Spezialausgabe in eine Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Büch macht mit den leitenden Ärztinnen eine Tour und lässt sich erklären, wie der Tagesablauf dort aussieht und wozu diese Klinik da ist. Schrittweise nimmt die «Sendung mit der Maus» somit etwaige Vorurteile: Wenn niemand Leute verurteilt, weil sie ins Krankenhaus müssen, um beispielsweise eine Nierenerkrankung zu behandeln, sollte auch auf die Patientinnen und Patienten einer solchen Klinik derart eingegangen werden. Durch besonnene Informationsvermittlung werden Stigmata bekämpft – und so macht es die «Sendung mit der Maus» nicht nur Kindern und Jugendlichen ein Stück leichter, die in Behandlung sind (da ihnen hoffentlich in Zukunft weniger Menschen mit Vorurteilen entgegentreten). Sie ermutigt auch Kinder und Jugendliche, die Hilfe benötigen, diese zu suchen.
Äußerst charmant ist zudem, wie Originaltöne von Patientinnen und Patienten dieser Klinik in die Folge eingebaut werden: Wir hören zwar die Originalaufnahmen, wie die Kinder ihre Probleme beschreiben sowie die Wege, die sie eingeschlagen haben, um sie zu bezwingen. Jedoch sehen wir die Kinder nicht – sondern gezeichnete Stellvertreter dieser Kinder. Das nimmt dem Thema etwas Schwere, macht es so kindgerechter. Es beugt etwaigen inszenatorischen Fehltritten vor – wer nicht zu sehen ist, kann nicht durch Kamerascheue "komisch" wirken. Und vor allem: Es bewahrt auf künstlerische Weise die Privatsphäre der Kinder, die sich für die «Sendung mit der Maus» geöffnet haben – ein Kniff, den sich andere Fernsehmacher gerne zum Vorbild nehmen dürfen.
Kurzum: Reporter Büch, die Autorinnen Katja Engelhardt und Inka Friese und die Trickstudios Lutterbeck und StudioSoi haben mit dieser Sonderfolge der «Sendung mit der Maus» hervorragende Arbeit geleistet. Kinder (und nicht nur die) können hier viel über Kinder- und Jugendpsychiatrie lernen, und dieses Wissen wird nicht etwa spröde vermittelt, sondern freundlich und kurzweilig, Schlussendlich ist das Special in seinem lebensbejahenden, unkitschigen Optimismus zudem überaus herzerwärmend. Ein kleines TV-Juwel, das hoffentlich viele, viele Menschen erreichen wird!
«Die Sendung mit der Maus Spezial: Die unsichtbare Krankheit» läuft am Sonntag, den 14. Oktober, ab 9.10 Uhr im Ersten sowie ab 11.30 Uhr im KiKA. Außerdem ist die Folge bereits online abrufbar.
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