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Habeck, Özdemir und Co: Die Grünen im Aufwind

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Robert Habeck ist der Shootingstar seiner Partei. Der Politiker, der auch Schriftsteller ist, färbt ab – auch dank dem Fernsehen. Und zwar bis nach Bayern.

Bei der Bundestagswahl im vergangenen September erreichte Bündnis 90/Die Grünen nur das geringste Ergebnis der sechs Parteien. Mit 8,9 Prozent der Stimmen legten die Grünen zwar zu, aber im Vergleich mit den anderen Fraktionen nur am geringsten. Im Oktober 2018 sieht das Bild deutlich anders aus: Die Grünen liegen im Bundestrend bei 17 Prozent, in Hessen könnten sie auf 18 Prozent kommen. Im als Erzkonservativ geltenden Freistaat Bayern sehen einzelne Umfragen die Grünen inzwischen bei 19 Prozent – gegenüber der Landtagswahl vor fünf Jahren wäre das mehr als eine Verdoppelung des Ergebnissen. In Bayern versuchen Ludwig Hartmann und Katharina Schulze als Spitzenkandidaten von Bündnis 90/Die Grünen ins Maximilianeum einzuziehen.

Hartmann machte zuletzt beim TV-Duell zwischen ihm und dem amtierenden Ministerpräsidenten Markus Söder keine gute Figur. Während der ehemalige Finanz- und Heimatminister stets ruhig blieb und ebenso besonnen sprach, wirkte Hartmann fahrig und unterbrach oft. Stefan Verra, Experte für Körpersprache, sagte in der BR-Sendung «Kontrovers», dass Ludwig Hartmann Kraft vermisse ließe und Söder durch seine Souveränität punktete. Nur: In den bisherigen Umfragen sind die Grünen die Shooting-Stars, während der CSU ein Debakel droht.

Wenn die bayerischen Kandidaten nicht wirklich zünden, machen dann die Bundesvertreter Robert Habeck und Annalena Baerbock Lust auf die Grünen? Auffällig bei der Grünen-Spitze: Sie sind in vielen Unterhaltungsshows zu Gast wie bei «Inas Nacht», im «Neo Magazin Royale» oder bei «3 nach 9». Vor allem im Gespräch mit Markus Lanz aus dem Juli 2018 punktete Robert Habeck. Auszüge aus dessen Argumentations-Kette: Zwar sei seine Partei immer noch der Meinung, dass zu viel Fleisch konsumiert werde, aber ein Veggie-Day sei keine Lösung. Man habe damals den Menschen nicht vermitteln können, dass in öffentlichen Kantinen keine Fleischgerichte angeboten werden dürfen, während nebenan der türkische Imbiss Döner verkaufen darf. Sie sind also selbstkritisch geworden, die Grünen.



Habeck selbst ist nicht nur in seiner Partei beliebt, sondern auch bei den Menschen in Deutschland. Er plädiert, wie bei «maybrit illner», dass man schon mit kleinen Ideen die Gesellschaft verändern kann. „Wir können gerne über Mikroplastik in der Zahnpasta reden – das können wir morgen verbieten. Darauf hat die Welt nicht gewartet.“

Die Grünen sind heute längst nicht mehr der radikal denkende Haufen wie in ihrer Startzeit. Gerade Personal wie Cem Özdemir und Winfried Kretschmann, aber auch Habeck und Annalena Baerbock zählen inzwischen zu den populärsten Politikern – in ganz Deutschland.. Die „Neue Osnabrücker Zeitung“ analysierte, dass das Erfolgsrezept der Grünen relativ simpel ist. Sie engagieren sich für Pragmatismus gepaart mit Zeitgeist. Sie hinterfragen die Probleme und regen an, dass man die Ursachen lösen muss und nicht die Probleme.

Im Gegensatz zu Politikern wie Peter Altmaier, Sarah Wagenknecht oder Angela Merkel sind Habeck und Baerbock „Realos“ und kennen die Probleme der Bürger. Sie möchten gerne an der Sache anpacken, während die Union und die SPD öffentlich über Personalien streiten. Auch der Dieselbetrug der Automobilkonzerne und das zögerliche Verhaltung der Regierung kommt bei der Bevölkerung nicht gut weg.

Fraglos: Den meisten Menschen in Bayern geht es gut. Aber vielleicht würden auch die Umfragewerte der CSU wieder steigen, wenn sie den bayrischen Bürgern nicht einreden würden, dass nur eine Alleinregierung stabile Verhältnisse in und um München schaffe. Im Jahr 2008 mussten sich die CSU und die FPD zusammen setzen und schon einmal eine politische Zweckehe führen – danach holten die Schwarzen wieder die absolute Mehrheit. Jetzt sind es die Grünen, die – so scheint es zumindest Stunden vor der Wahl – auch dank geschickter PR-Strategie und wegen des vorherrschenden Zeitgeists eine Hand an der Türklinike zur Machtzentrale haben. Damit hätte Robert Habeck als Bundesvorsitzender seiner Partei sein Ziel vielleicht sogar schneller erreicht als gedacht. Anfang des Jahres gab es er aus, die Grünen „zur führenden Partei der linken Mitte“ machen zu wollen.

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