Cast & Crew
Vor der Kamera:Iris Berben als Freya Becker
Peter Kurth als Henry Silowski
Moritz Bleibtreu als Jo Jacobi
Katharina Schlothauer als KK Anne Liebig
Timur Isik als KK Yanik Akbay
Misel Maticevic als Murat Nadarevic
Johannes Krisch als Damir Mitkovic
Andreas Lust als Thilo Menken
u.v.m.
Hinter der Kamera:
Buch und Konzeption: Nina Grosse
Regie: Nina Grosse, Samira Radsi
Kamera: Alexander Fischerkoesen
Freya Becker (Iris Berben) arbeitet als Protokollantin in einer Berliner Mordkommission und lebt zurückgezogen und unauffällig. Seit Jahren tippt sie Vernehmungen ab, und in ihrem Kopf hallen die unzähligen Stimmen der Täter und Opfer wider, Stimmen, die sie nicht mehr loslassen. Den Verlust ihrer Tochter Marie die elf Jahre zuvor spurlos verschwand, hat Freya nie verwunden.
Sie ist zutiefst verstört, als sie erfährt, dass der Prozess gegen Thilo Menken (Andreas Lust), der wegen Vergewaltigung der seither vermissten minderjährigen Sandra vor Gericht stand, mit einem Freispruch endet. Auch Thilo Menkens Vernehmungen hat Freya protokolliert, und sie ist von seiner Schuld überzeugt. Ihr Bruder Jo (Moritz Bleibtreu) rät ihr, mit der Vergangenheit endlich abzuschließen. Doch Freya kann nicht. Sie beschließt, gemeinsam mit ihrem Helfer Damir (Johannes Krisch) auf ihre Art für Gerechtigkeit zu sorgen.
- © ZDF/Alexander Fischerkoesen
Freya (Iris Berben) sitzt im Haus ihrer Mutter an einem Tisch. Sie hält einen Brief in den Händen. Offenbar hat sie diesen kurz zuvor gelesen und schaut nun nachdenklich vor sich hin.
Das gelungene, düstere Intro leitet eine ebenso düstere Kriminalgeschichte ein, was sowohl für den Look, als auch für die Story selbst gelten darf. Die nachdenkliche Freya schreitet in langen Einstellungen durch dunkle Räume und Gassen oder zündet in der Kirche eine Kerze an. Dieser Stil hat etwas cineastisches und verleiht der Serie ihre ganz spezifische Visualität. Auf diese Weise, sowie durch den gelungenen Einsatz der Musik, wird eine intensive Atmosphäre erzeugt, die in diesen Momenten vom Verzicht auf Dialoge profitiert.
Iris Berben weiß in der ungewohnten Rolle der nach außen kalten, innerlich jedoch tief verletzen Mutter zu Gefallen, die Recht und Gerechtigkeit zunehmend für zwei komplett unterschiedliche Dinge hält. Das Bauchgefühl stimmt nun einmal nicht immer mit der Beweislast überein. Es ist eindrucksvoll wie Berben diese Ungerührtheit und Unscheinbarkeit mimt. Der Figur Freya huscht kaum einmal ein Lächeln über die Lippen. Zu was sie fähig ist, wird erst im Laufe der Episode deutlich. Die tiefen Risse, welche die stetige Beschäftigung mit abscheulichen Verbrechen in ihr hinterlassen, werden weniger durch ihre offensichtlichen Emotionen, als durch ihr Verhalten spürbar. Dabei darf man eine 63-Jährige Protagonistin, die mit ihrer Katze spricht, durchaus als unkonventionell bezeichnen, was den Anspruch der Produktion unterstreicht.
Die tiefe Ernsthaftigkeit ihres Charakters spiegelt die Ernsthaftigkeit dieser Serie, die dankenswerterweise auf humorvolle Einschübe verzichtet. Diese hätten ansonsten die vermittelte, schwermütige Stimmung nur unnötig torpediert. Auch der Rest des Casts um Moritz Bleibtreu macht eine gute Figur und spielt seine Rollen authentisch. Die Beschreibungen der Gewalt- und Sexualverbrechen, welche die Protokollantin in ihre Tastatur tippt, lassen einen kalten Schauer beim Zuschauer zurück.
Wenn es der Serie gelingt, über die gesamten fünf Folgen die Spannung zu halten, die das Ende der ersten Episode verspricht, darf sich das ZDF für ihre erste, selbsternannte Qualitätsserie auf dem neuen Sendeplatz auf die Schulter klopfen. Denn daran würden sich auch die nachfolgenden Produktionen messen lassen müssen.
Das ZDF zeigt die fünfteilige Reihe «Die Protokollantin» wöchentlich, ab Samstag, den 20. Oktober 2018 um 21.45 Uhr. In der Mediathek steht die komplette Serie ab Freitagabend, 19. Oktober, zur Verfügung
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