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Wer nutzt den Fantasy-Hype am Besten?
Ist die Netflix-Vorherrschaft in Gefahr? Im stetig wachsenden und sich kontinuierlich ausdifferenzierenden Streaming-Markt besitzt Netflix zumindest noch den Pioniers-Vorteil. Netflix war der erste Streaming-Dienst seiner Art und Größe und nahm in den vergangenen Jahren immens viel Geld in die Hand, um möglichst viele hochwertige Eigenproduktionen an den Start zu bringen und so auf lange Sicht autark zu werden. Das braucht es angesichts der neuerlichen Verlautbarungen der Konkurrenz auch. Diese wird nämlich Produktionen, deren Rechte sie zuvor noch an Netflix veräußerte, ganz vom Dienst abziehen. Doch neben Originalformaten gibt es auch noch Vorlagen, deren Rechte für den Streaming-Markt vakant sind. So sicherte sich Amazon die kostspieligen Rechte an «Herr der Ringe», das zur vorerst teuersten Serie alle Zeiten werden soll. Netflix antwortete kürzlich mit dem Erwerb von «Die Chroniken von Narnia».
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Zu Beginn versprach das Franchise damals noch Großes. Knapp 750 Millionen Dollar spielte der erste Film ein und wurde so zum Mega-Erfolg. Die Teile zwei und drei («Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia» und «Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte») kamen noch auf knapp über 400 Millionen Euro an den Kinokassen. Letztlich spielten alle Filme in etwa das Dreifache ihres Budgets ein. Das hört sich erst einmal nicht schlecht an, tatsächlich enttäuschte die Trilogie nach Teil eins aber finanziell, während auch der Kritikerzuspruch kontinuierlich sank. Für die Produzenten und Verleiher kam dies überraschend, nachdem «Die Chroniken von Narnia» in der Filmwelt einst als der legitime Nachfolger der «Herr der Ringe»-Serie angekündigt wurde. Dass beide Fantasy-Vorlagen bald auf zwei verschiedenen Plattformen um die Gunst der Zuschauer konkurrieren, ist nicht nur ironisch, sondern wirft auch ein schlechtes Licht auf den Einfallsreichtum der Kreativindustrie.
Was spricht für «Die Chroniken von Narnia»?
Die erfolgreichsten Fantasy-Romanreihen
- «Harry Potter»: Über 500 Mio. verkaufte Exemplare
- «Der Herr der Ringe»: Über 150 Mio. verkaufte Exemplare
- «Der Hobbit»: Über 142 Mio. verkaufte Exemplare
- «Die Chroniken von Narnia»: Über 120 Mio. verkaufte Exemplare
- «Twilight»: Über 120 Mio. verkaufte Exemplare
Ein großer Bonus für Netflix besteht in jedem Fall in der Familienfreundlichkeit des Stoffs. Wichtige Produktionen dieser Art gehen für den Streaming-Dienst mit der Abkopplung von Disney verloren, weshalb der Anbieter daran arbeiten muss, ein Argument für Familien schaffen muss, sich für Netflix zu entscheiden anstatt für andere Dienste. Immer mehr Eltern machen ihren Nachwuchs mit Streaming-Diensten vertraut, schon jetzt sind Familien eine der wichtigsten Einkommensquellen für Netflix. Bei ihnen muss Netflix auch Vertrauen zurückgewinnen, nachdem dies mit teilweise kontroversen Produktionen wie «13 Reasons Why» verloren ging.
Wie explizit oder zahm «Der Herr der Ringe» bei Amazon werden wird, ist derweil noch nicht bekannt. Doch auch für die erwachsenen Zuschauer arbeitet Netflix bereits an einem weiteren Fantasy-Format. Die «The Witcher»-Serie mit Henry Cavill wird derzeit als Adaption einer populären Videospielreihe verwirklicht. In der Saga um einen Monster-Jäger wird es alles andere als zimperlich zugehen, weshalb die Narnia-Produktionen eigentlich die perfekte Ergänzung sind, um Netflix im boomenden Fantasy-Genre breit aufzustellen.
Wovon der Erfolg abhängen wird
Facts zu «Die Chroniken von Narnia»
- Genre: Fantasy
- Autor: C. S. Lewis
- Ursprungsland: Großbritannien
- Bücher: 7
- Entstehungszeit: 1950 - 1956
- Verfilmungen 3 («Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia», («Die Chroniken von Narnia: Prinz Kaspian von Narnia» & «Die Chroniken von Narnia: Die Reise auf der Morgenröte»)
- Verkaufte Exemplare: ca. 120 Mio.
Obwohl die Filmreihe fast ein ganzes Jahrzehnt zurückliegt, finden sich in aller Welt noch immer begeisterte «Narnia»-Fans. Ein weiterer Kritikpunkt an der zurückliegenden Trilogie war, dass große Teile oder sogar ganze Bücher der insgesamt sieben Werke vernachlässigt wurden, weil sie als nicht TV- oder filmtauglich befunden wurden. Gerade eigens kreierte Fantasy-Welten leben aber von ihrem ungemeinen Detail-Reichtum und werden dann erst so richtig lebendig, wenn sich der Leser oder Zuschauer in den vielen Geschichten, Orten und Personen verliert. Große Fans von «Game of Thrones» oder «Herr der Ringe» können mittlerweile die Karten von Westeros oder Mittelerde aus dem Kopf auf ein Blatt Papier zeichnen. «Die Chroniken von Narnia» ist ähnlich ausgeklügelt, doch es bleibt fraglich, ob Netflix wirklich so sehr in die Tiefe gehen möchte. Ist der erste Film, die Film-Adaption des Buchs „Der silberne Sessel“, nicht so erfolgreich wie erhofft, wird sich Netflix womöglich eher zurückhalten.
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