Hingeschaut

«Goldrausch am Yukon»: DMAX macht deutsche Männerträume wahr

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Die bislang größte Eigenproduktion des Privatsenders spart nicht mit viriler Abenteurer-Romantik und zeigt echte Macher vor malerischer Kulisse im Nordwesten Kanadas. Das mutet für den Gelegenheitszuschauer mitunter unfreiwillig komisch an, ist aber für die Zielgruppe ein hübsches und vor allem gut produziertes televisionäres Refugium, das sich sicher nicht verstecken muss.

Mit «Goldrausch am Yukon» gehen wir einen komplett neuen Weg. In der programmlichen Weiterentwicklung von DMAX, die wir ab sofort intensiv vorantreiben, ist es uns wichtig den bestehenden Themenstamm durch gezielte Investitionen aufzubrechen und aufzuwerten. Männer von heute sind vielseitig interessiert und auch offen für neue Konzepte und Ideen, wissen aber auch meist sehr genau, was ihnen gefällt und was nicht. Jetzt erweitern wir das für uns äußerst erfolgreiche Konzept der Goldsucher-Dokumentation um den neuen Aspekt der Casting-Show. Ich bin mir sicher, DMAX damit um ein bedeutendes Element erweitern zu können, und den Sender noch erfolgreicher zu machen.
DMAX-Programmdirektor Oliver Nowotny zu «Goldrausch am Yukon».
In den vergangenen Jahren hat sich DMAX vor allem mit einem klaren Profil einen Namen gemacht: Stärker noch als Nitro zielt der Privatsender auf die Bedürfnisse männlicher Zuschauer ab, die in dieser Konsequenz bei den meisten größeren Kanälen kaum gestillt werden. Gleichwohl gilt man aber auch als reine Resterampe mal mehr, mal weniger erfolgreicher Importware, sodass die mediale Relevanz des Senders meist kaum vorhanden war - während auf der anderen Seite Nitro nicht nur immer wieder auch eigene Ware produziert, sondern inzwischen auch vermehrt attraktive Sportrechte der RTL-Gruppe verwerten kann und DMAX somit auch aus Quotensicht den Rang abgelaufen hat. Mit «Goldrausch am Yukon» möchte man nun die Wende einleiten und mit einer echten Hochglanz-Produktion made in Germany stärker in der öffentlichen Wahrnehmung stattfinden. Mit der Auftaktfolge gelingt dieses Unterfangen in diesen Tagen fraglos, mittelfristig muss man darauf hoffen, dass virile Goldschürfer-Romantik einen echten Trend befeuert. Kompromisse jedenfalls geht das Format bei seiner Publikumsansprache keine ein.

Inhaltlich handelt es sich um eine Art Goldgräber-Casting, denn zwölf Frauen und Männer reisen in der Sendung in das kanadische Territorium Yukon, wobei zwei von ihnen am Ende der Start in ein eigenes Goldbusiness winkt. Täglich müssen sich die Teilnehmer in verschiedenen Challenges beweisen, die ihnen unterschiedliche Kompetenzen wie Organisation, Teamgeist und handwerkliches Geschick abverlangen. Begleitet werden sie dabei von der Goldgräber-Legende David Millar, der zudem auch in der wöchentlich stattfindenden Eliminierungsrunde darüber befinden muss, wer ausscheidet und den Traum von der eigenen Goldgräber-Zukunft begraben muss.


Floßbau und Goldschürfen bei rauchiger Musik: Der Testosteronspiegel steigt


Millar sowie einige einheimische Experten sorgen neben der wunderschönen Kulisse am Yukon dafür, dass sich das Format sicherlich nicht wie eine billig hingerotzte deutsche Standard-Produktion vom Fließband anfühlt, sondern großes internationales Flair besitzt. Die deutschen Kandidaten wiederum nehmen zu Beginn eine ähnliche Rolle ein wie der Zuschauer vor den Fernsehgeräten, da sie ähnlich stark in diese geheimnisvolle Welt "hineingeworfen" wirken und tatsächlich nicht so recht zu wissen scheinen, was sie dort im Nordwesten Kanadas eigentlich erwartet. In den ersten Tagen definitiv, aber wahrscheinlich auch in den anschließenden Wochen tut man aber sicherlich gut daran, viel intensive und schweißtreibende Arbeit zu erwarten, für die man eher immateriell entschädigt wird.

So werden die Kandidaten etwa gleich zu Beginn in zwei Teams eingeteilt, um ein klassisches Floß aus Baumstämmen und Seilen zu bauen, das in der Lage ist, sechs Menschen über den Yukon River zu geleiten. Für den Aufbau ihres Zeltes zeichnen die Teilnehmer ebenfalls selbst verantwortlich, bevor sich die zweite Hälfte der ersten Folge dann dem eigentlichen Sinn und Zweck ihrer Reise widmet: dem Goldwaschen mit der Pfanne. Was im Zuge dessen und der immer wieder mal eingefügten Erklärfilmchen über die Geschichte des Goldschürfens auffällt: Man legt sehr großen Wert darauf, die Teilnehmer und Zuschauer darüber aufzuklären, wie das Goldschürfen in seiner Ursprungsform funktioniert hat - und zwar nicht nur in erklärender Form, sondern auch in der Praxis.

Vor allem handwerklich nicht allzu begabten Menschen dürfte es eine gewisse Portion Respekt einflößen, wie kompetent die beiden Teams ihr Floß zusammenbauen, während man mit einem gewissen Amüsement zur Kenntnis nimmt, wenn sich die passionierten Abenteurer über jedes Stückchen Gold in Staubkorngröße wie Bolle freuen. Doch nicht nur diesbezüglich ist die Sendung ganz offensichtlich darauf bedacht, virile Romantik audiovisuell zu unterfüttern: Die meisten Teilnehmer und im Grunde sämtliche ihrer Helfer können als Typus "echte Macher" beschrieben werden, die auf ihrer Reise noch ein echtes Abenteuer statt eines durchgeplanten Pauschalurlaub erleben, während im Hintergrund rauchige Rock- und Country-Musik ertönt. Das mag auf manch einen Gelegenheitszuschauer dieser Unterhaltungsform ein wenig absurd und auf manch eine Hardcore-Feministin gar empörend wirken (wobei zumindest auch einige Frauen mitwirken, die diese Leidenschaft teilen), dürfte aber eine zielgruppenkonforme Publikumsansprache sein.



Nischen-Trend möglich - trotz schreyl'esker Entscheidungskasperei


Ob dieses «Traumschiff» für Holzhacker und Heimwerker mehr als nur Nischen-Unterhaltung werden kann, ist fraglich, aber nicht unmöglich. So gewöhnungsbedürftig es auch anmuten mag, Menschen dabei zuzusehen, wie sie mit Pfannen im Geröll und schmutzigen Wasser rumwühlen, so sehr muss man doch betonen, dass diese Form der "Casting"-Show in den Weiten Kanadas televisionär weitgehend unerschlossen daherkommt und durchaus kurzweilig gemacht ist. Handwerklich ist dem Projekt von Schwarzbild Medienproduktion zudem kaum etwas vorzuwerfen, visuell macht die Sendung richtig was her und konzeptionell muss man einfach über die Tatsache hinwegblicken, dass der bekannte Goldgräber Millar am Ende der Folge in eine Art Marco-Schreyl-Modus verfällt und auf etwas überzogene Art und Weise seine Entscheidungsverkündung aufzublähen versucht, wer die Sendung verlassen muss - ein wenig Fernseh-Schnickschnack muss der geneigte Sofa-Entdecker also schon über sich ergehen lassen.

Davon abgesehen scheint «Goldrausch am Yukon» eine etwas zu spitze Zielgruppe im Blick zu haben, um den ganz großen Erfolg beim Massenpublikum erreichen zu können, einen kleinen Nischen-Trend aber mit der Fokussierung auf deutsche Hobby-Goldgräber durchaus auslösen zu können. Neben «112: Feuerwehr im Einsatz» und «Männer(t)räume» wirkt dieses Format wahrlich groß und spektakulär und dürfte monetär mit Sicherheit nicht ganz billig gewesen sein, weshalb man der Sendung einen soliden Erfolg auch dann wünschen mag, wenn Floß bauen und mit Pfannen im Matsch wühlen nun nicht gerade ganz oben auf der persönlichen Prioritätenliste stehen. Gut gemacht ist diese Sendung nämlich allemal.

DMAX zeigt insgesamt acht Folgen von «Goldrausch am Yukon» immer donnerstags gegen 20:10 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/104723
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