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Aber auch die Medien seien heute im Internet natürlich viel aktiver als früher. ESPN hatte Anfang der 2000er begonnen, die besten Print-Journalisten zu sich zu lotsen und aus ihnen eine echte Marke zu machen. „Es gibt in Amerika tägliche Sport-Kolumnen über Vereine. Davon sind wir in Deutschland ja noch ein Stück entfernt.“ Die bekanntesten Journalisten in den USA zählen mehrere Millionen Follower auf ihren Accounts – sie sind also ähnlich große Stars wie die Sportler, über die sie berichten. Vergleichbares hätte in Deutschland bisher vielleicht nur Frank Buschmann geschafft, meint Voigt.
Aber auch ESPN ist mit der Zeit unter Druck geraten; um immer mehr Abonnenten zu generieren, musste man die Qualität des eigenen Produkts zunehmend verwässern, hat Voigt festgestellt. „Um auf die große Masse zu kommen, konnte man nicht mehr einzig auf Qualität setzen.“ Das, was die Menschen aufregt, was laut ist und polarisiert, wird zur Zeit besonders gepusht. Ein Trend, der längst auch in Deutschland eingezogen ist. „Das ist generell keine gute Entwicklung. Wenn es nicht mehr um Berichterstattung geht, sondern nur noch um Schlagzeilen, die im schlechtesten Fall sogar konstruiert sind, dann ist das der falsche Weg“, meint Voigt. Ausnahmen gebe es zwar – doch kämen diese „kleinen Inseln“, wie Voigt sie nennt, inzwischen hauptsächlich von privaten Nutzern. Seinen eigenen Podcast finanziert der Basketball-Fachmann nicht zuletzt auch über Crowdfunding. Dabei wäre es eigentlich die Pflicht der großen Medienunternehmen, solche Projekte auch zu fördern.
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Auch abseits seiner Leidenschaft für US-Sport hat Voigt die rohen Sitten der Sportfans schon zu spüren bekommen. Nicht selten bekam der bekennende Fan des VfL Wolfsburg schon Sprüche weit unterhalb der Gürtellinie gedrückt. Besser sei der Zusammenhalt innerhalb der DAZN-Community; da sei ein gewisser Zusammenhalt entstanden. Wird zu den NBA-Übertragungen des Senders gezwitschert, laufe dies meist reibungslos ab, erklärt der Kommentator nicht ganz ohne Stolz. Eine generelle Zunahme an Verrohung im Umgang miteinander will Voigt aus seinen Erfahrungen im Netz nicht ableiten. Vielmehr glaubt er, dass diese Form der Kommunikation inzwischen schlicht im größeren Raum stattfindet. „Wenn sich früher Fans der 60er und der Bayern in einer Kneipe getroffen haben, dann sind da auch deftige Worte gefallen. Wenn man aber etwas sagt, dann weiß man wie es gemeint ist. Wenn ich etwas schreibe, dann habe ich eine viel größere Verantwortung. Das weiß man als Journalist, ganz offenbar aber nicht immer als Fan“, bemängelt Voigt.
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„Egal ob zum Guten oder Schlechten: Bei der großen SkySport Community kann sich Vieles schnell verselbstständigen und sich "viral" durchs Netz verbreiten. Grundsätzlich haben wir eine junge Community, die wir über Jahre aufgebaut haben und sehr schätzen. Die User und Fans interagieren auf Augenhöhe. Und zwar so, wie sie auch im normalen Leben sprechen. Es gibt Lob und Witze, aber auch Bashing und User, die sich untereinander dissen“, erklärt Böhner. Das sei aber in Ordnung so – zumindest solange es nicht in Beleidigungen abdrifte. „Der "Mantel der Anonymität" kann manchmal dazu verleiten, aber insgesamt würde ich dabei von Einzelfällen sprechen. Vielmehr muss man positiv konstatieren, dass sich die User meist gegenseitig korrigieren und auch maßregeln. Wir freuen uns, dass die Aktivität auf den Kanälen - vor allem dank Instagram - deutlich zugenommen hat und unsere Community sich durch sehr hohes Engagement auszeichnet“, sagt Böhner. Jüngst wurde ermittelt, dass Sky Sport im Bereich der Sozialen Netzwerke Bild an der Spitze des Social Media Rankings abgelöst hatte.
Besonders wichtig, weil darüber ein Großteil des Engagements kommt, sei inzwischen Instagram geworden, berichtet Böhner. „Facebook ist stark Algorithmus-abhängig: Plötzliche Reichweiten-Einbrüche sorgen dafür, dass nicht mehr so viele Menschen erreicht werden - dadurch sinkt dann auch in Konsequenz auch die Anzahl der Interaktionen. Außerdem nutzen viele junge User Facebook schon gar nicht mehr. Twitter hat einen gänzlich anderen Charakter und trifft eher den Nerv von Blogging-Fans, Fachleuten, Experten und Journalisten. Das Twitter-Feed ist vergänglicher - hier muss ich mehr dran bleiben, kann sich dafür aber schnelle Informationen und Updates holen. Hinsichtlich der Bedeutung für Interaktionen und damit Engagement, kann Twitter mit Facebook und vor allem Instagram aber nicht Schritt halten“, erklärt Böhner.
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