Ja, da kann man wirklich sagen! Riesen Dank an den Sender, der auch in schweren Zeiten immer zu uns gehalten hat. Wo gibt es das schon? 20 Jahre! Wir haben mit «taff» ja noch ein anderes Magazin, das schon 23 Jahre alt ist und «red», das inzwischen schon seit zehn Jahren on-air ist. Aber 20 Jahre Wissensfernsehen mit einer stetig wachsenden Sendelänge und an inzwischen sieben Tagen die Woche, das ist wirklich enorm und das macht uns extrem stolz.
Inwieweit besteht die Gefahr, dass «Galileo» beim Zuschauer irgendwann als inflationär wahrgenommen wird - immerhin müssen Sie mittlerweile sieben Tage Inhalte liefern?
Ja, das ist in der Tat eine große Aufgabe. Aber wir haben so eine Innovationskraft, dass wir einfach immer neue Themen finden und viele Fragen neu und anders beantworten. Und ich bin sicher, wir könnten sogar noch mehr. (lacht)
Was macht für Sie nach 20 Jahren immer noch den Reiz an «Galileo» aus? Als Ex-Redaktionsleiter kennen Sie das Format ja bestens…
Ich glaube, was uns von Anfang an ausgezeichnet hat, ist die Publikumsnähe. Das unterscheidet uns von Wissensformaten anderer Sender. Wir haben eine Neugierde aus uns selbst heraus. Wir stellen uns immer die Frage, was ein Thema mit dem Zuschauer und seinem Leben zu tun hat und was ihn interessieren könnte. Das ist ein Kriterium, anhand dessen wir Dinge in die Sendung nehmen oder eben auch bewusst nicht machen. Ein Beispiel für diese Relevanz ist auch Aktualität: Wie im Fall von Alexander Gerst, der als erster Deutscher das Kommando auf der ISS übernommen hat und dementsprechend überall in den Nachrichten zu sehen ist. Somit ist er auch ein Thema für „Galileo».
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«Galileo» hat sich in diesen 20 Jahren mehrfach gehäutet
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ProSieben-Chefredakteur Stefan Vaupel
Das ist richtig, ja. (lacht) Es gibt Konjunkturen im Wissensfernsehen wie im Journalismus generell. Damals war das ein Hit, den wir gelandet haben, weil sich bis dato niemand in der Form damit beschäftigt hat, außer vielleicht die «Sendung mit der Maus», Die haben wir immer sehr verehrt – mit allem Respekt, Chapeau! Aber irgendwann merkten wir, dass wir uns jetzt mehr mit anderen Themen beschäftigen müssen. «Galileo» hat sich in diesen 20 Jahren mehrfach gehäutet. Dafür verantwortlich sind letztlich natürlich die Kollegen, die daran arbeiten. Und ja: Wir machen auch jetzt manchmal noch "Produktions-MAZen", wenn wir sie für relevant und wichtig für unsere Zuschauer halten.
Sie verantworten mittlerweile alle ProSieben-Factual-Formate - Inwieweit hat sich damit mit etwas Abstand der Blick auf das Format verändert?
Man entwickelt – und das empfinde ich als ganz natürlich – einen weiteren Blickwinkel auf das Große und Ganze. Man schaut sich eher mal die komplette Woche an und kombiniert das mit dem „Wie sind die anderen Magazine gelaufen?“. Und das meine ich gar nicht unbedingt quotenmäßig, sondern auch und vor allem inhaltlich. Das finde ich eine ganz schöne Entwicklung, weil man einen etwas globaleren Blick auch für die Bedeutung der Sendung für den eigenen Sender hat. Somit kann man die Richtung thematisch besser anpassen, wenn das nötig sein sollte. Da hilft es, nicht mehr bis ins kleinste Detail operativ im Tagesgeschäft involviert zu sein.
«Uncovered» betreuen Sie auch - da wird es neue Folgen geben?
Ja, es gibt im November mittlerweile die dritte Staffel von «Uncovered» Darauf freuen wir uns sehr. Was ich auch schon verraten darf: Wir werden einen großen Aufschlag machen, weil wir eine der bestlaufenden "Brand-Extensions" von «Galileo» «Galileo Big Pictures», im Rahmen unseres neuen Factual-Dienstags mit «Uncovered» kombinieren. Wir trauen uns einfach mal, einen ganzen Abend Factual auf ProSieben zu machen – und das gab es noch nie: Genau genommen beginnen wir schon um 19 Uhr mit «Galileo». Danach kommt «Galileo Big Pictures» präsentiert von Aiman Abdallah, dann Thilo Mischke mit «Uncovered». Das Ganze runden wir mit unserem Magazin "10 Fakten" mit Aiman Abdallah ab.
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Das Zauberwort ist immer Authentizität – die wird nie alt. Authentizität ist etwas, das spürbar ist
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Stefan Vaupel, ProSieben-Chefredakteur
Wenn diese Art der Reportage funktioniert, dann weil sie nicht aufgesetzt ist. Ich glaube, dass die Zuschauer so etwas sofort merken. Das Zauberwort ist immer Authentizität – die wird nie alt. Authentizität ist etwas, das spürbar ist. Man merkt, ob echter Schweiß tropft oder die Angst im Blick real ist. Das sind unverfälschte Emotionen oder eben nicht. Und die hat man nur, wenn man es tatsächlich selber erlebt! Bei uns ist das immer authentisch und das merken die Zuschauer.
Inwieweit ist der Factual-Dienstag auch ein Statement, dass ProSieben an eigenproduzierte Factual-Formate glaubt - gerade in Zeiten, in denen zum Beispiel Ihre Münchener Kollegen von RTL II eher Ihre Informationsprogramme zurückfahren?
Wir glauben absolut an Factual-Formate – wie sagt der Engländer: From the bottom of my heart! Und das gilt nicht nur für mich, sondern auch für Senderchef Daniel Rosemann und die Chefredaktion. Da spüren wir im Factual ein ganz großes Vertrauen. Die Kombination von Entertainment und Factual funktioniert in meinen Augen wunderbar für unseren Sender.
Wie schätzen Sie die Fake-News-Debatte in Deutschland ein bzw. wie wehrt sich «Galileo» gegen Trolle bei deren Online-Angeboten?
Die Fake-News-Debatte ist für uns eine Verpflichtung. Gegen die organisierte Form der Trolle können wir im ersten Schritt erst mal wenig tun, außer zu blocken und unangemessene Kommentare zu löschen. Bei einzelnen Usern, die sich als Trolle entpuppen, versuchen wir die Diskussion zu moderieren und setzen auch Stoppschilder für unangemessene Beiträge. Wir haben uns zum Credo gemacht – und das gilt für die Sendung und die Online-Angebote gleichermaßen –, dass wir journalistisch unangreifbar sein wollen, unangreifbar sein müssen. Wir müssen immer noch besser, noch gründlicher recherchieren, mit noch größerer journalistischer Sorgfalt arbeiten – da gibt es kein zu viel.
Zum Abschluss: Wie sehen Sie die Zukunft der Marke «Galileo» und lernen Sie nach 20 Jahren immer noch etwas bei der Sendung?
«Galileo» ist jung und erfolgreich, auch in Zukunft. Und natürlich lerne ich immer noch etwas dazu.
Vielen Dank für das Gespräch!
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