Hingeschaut

«Big Blöff» und das Deja-vu

von

Sat.1 versucht mit neuer Freitagabend-Show sein Comedypublikum zu bedienen. Die Show wirkt, trotz der lediglich 90 Minuten Sendezeit, lang.

In der neuen Freitagabend-Show «Big Blöff» bringt Sat.1 eine Mischung aus Comedy - und Rateshow ins Programm. In den Hauptrollen finden sich Comedian Bülent Ceylan, Chris Tall, Paul Panzer und Hundeflüsterer Martin Rütter wieder.

Die Show beginnt mit der Präsentation der Protagonisten. Janine Kunze agiert dabei als Moderatorin der Sendung. Bülent Ceylan und Chris Tall bilden das Team Rot, Paul Panzer und Martin Rütter das Team Blau. Beide Teams haben hinter sich ein Publikum versammelt, welches mit in die Sendung einbezogen wird und über ein Voting per Knopfdruck letztendlich die Entscheidung trifft, ob die Behauptung des anderen Teams die Wahrheit oder ein Blöff ist. Die Aufmachung erinnert sehr stark an das Format «Wer weiß denn sowas?» im Vorabendprogramm der ARD.

Beide Teams starten mit einem Jackpot von jeweils 20.000 Euro. Das Publikum ist zum jeweiligen Team passend in farblichen T-Shirts gekleidet. Der höhere Jackpot gewinnt am Ende den Abend und wird auf die Anzahl der Personen auf der siegreichen Studioseite aufgeteilt.

Die erste Behauptung erhebt Chris Tall für Team Rot. Tall bittet dabei zwei etwas kräftigere Japaner auf die Bühne, mit der Behauptung, sie könnten Sushi mit „ihren Bauchrollen“, wie Tall es nennt, zusammenrollen. Außerdem würden die Gäste ein Sushi-Restaurant in Tokio besitzen.

Im Anschluss an die Behauptung hat das Team Blau die Möglichkeit, 60 Sekunden lang Fragen zu stellen, um der Lösung des Rätsels möglicherweise etwas näher zu kommen. Nach Ablauf der 60 Sekunden geben die beiden eine Empfehlung an ihr Publikum ab. Jeder Zuschauer hat unter seinem Sitz eine Fernbedienung und ist damit maßgeblicher Teil der Entscheidung für das Team, ob die Story wahr oder ein Blöff ist. Die Prozentzahlen der Abstimmung sind entscheidend dafür, wie sich im Nachhinein dann die Jackpotgelder verteilen.

Die Fragerunde wirkt dabei sehr zäh. Teilweise fallen den Kandidaten gar keine Fragen ein und die Zeit läuft mehr oder minder ereignislos herunter. Als sich herausstellt, dass die Behauptung ein Blöff ist, präsentieren die Gäste ihre wirkliche „Begabung“. Die Japaner machen mit handelsüblichen Luftpumpen und ihren vorhandenen Bauchrollen auf nackter Haut verschiedene Geräusche nach, wie ein Delfinpaar beim Liebesakt. Es wirkt eher fremdschämend und die erste Spannung auf die Show weicht dem unwohlen Gefühl. Aus dem Publikum stimmen 74 Prozent für einen Blöff, weshalb insgesamt 7400 Euro vom Jackpot des blauen Teams in den Jackpot des roten Teams wandern.

Dann ist Team Blau in Person von Martin Rütter mit seiner ersten Behauptung des Abends dran. Er präsentiert den Kandidat Troy James mit seiner Spinne und der Behauptung, er sei der erste Mensch weltweit mit einer eingetragenen Partnerschaft zu einem Tier. Am Ende stellt sich auch hier ein Blöff heraus und James ist in Wirklichkeit das meistgebuchte Spinnendouble Hollywoods. Auch dies präsentiert er eindrucksvoll im Studio - es ist der erste „Wow“-Moment des Abends.

Derselbe Ablauf findet dann nochmal in Runde 2 zuerst mit Bülent Ceylan und anschließend Paul Panzer statt – während sich die erste Müdigkeit breitmacht, weil der Comedyeffekt ausbleibt. Die spielentscheidende 3. Runde hält Präsentationen von Rot und Blau bereit, die jeweils beide Protagonisten gemeinsam präsentieren. Leider nimmt der komödiantische Teil mit zunehmender Sendedauer Überhand, ohne dabei natürlich zu wirken.

Am Ende der ersten Ausgabe von «Big Blöff» gewinnt Team Rot um Chris Tall und Bülent Ceylan mit der letzten Behauptung den Abend und sichert seinem Publikum insgesamt 21.400 Euro, welches anschließend auf 124,42 Euro pro Person aufgeteilt wird.

Fazit: An sich sind die Gäste interessant und es ist spannend, die Begabungen der verschiedenen Personen zu sehen. Die zwischendurch immer wieder auftretenden Versuche, die Geschichten dem Fernsehzuschauer witzig darzustellen, misslingen. Deshalb wirken die 90 Minuten Sendezeit, unterbrochen von zwei Werbepausen, sehr zäh. Das Wagnis, eine sehr abgekupfert wirkende Sendung, an einem Freitagabend erfolgreich zu platzieren, dürfte scheitern.

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